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RI XIV Maximilian I. (1486/1493-1519) - RI XIV,2

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Der venez. Gesandte Zaccaria Contarini berichtet vom Kgshof nach Venedig: KM weilte am 24. Juni in Reutte und gestern (26. Juni) in Zirl. Heute (27. Juni) empfing KM in Zirl die Gesandten von Mailand und Venedig und führte mit Contarini ein langes Gespräch; er gab ihm einige Aufträge für Venedig mit. KM informierte die Gesandten über seine nächsten Pläne. Alle (deutschen) Fsten und Räte sind gegen den Italienzug und suchen ihn mit allen Mitteln davon abzuhalten; sie sagen, es werden nur Schulden zurückbleiben. Sie fürchten, daß KM die ital. Fsten gewinnt und sie nach Bedarf gegen die deutschen Fsten einsetzen kann; daher machen sie KM große Schwierigkeiten. Sie bringen alle möglichen Staatssachen an den Hof, weswegen er grußlos, =insalutato hospite, allein und ohne Verständigung nach Innsbruck abreiste, so daß ihm niemand folgen konnte. Er hat alle seine Räte zur Erledigung dieser Staatsgeschäfte (in Augsburg) zurückgelassen und ihnen empfohlen, die Friedensgeschäfte zu erledigen, während KM mit seinen Sekretären den Krieg vorbereite; er sei nicht kriegslüstern und liebe den Frieden, der aber nur durch einen Krieg zu gewinnen sei. -- Man habe die in Worms (1495) für das ganze Reich beschlossene Steuer in seinen Ländern noch nicht eingehoben, worüber KM über alle Maßen ungehalten ist, =malcontento che nulla più. Ohne dieses Geld könne KM nicht, wie versprochen, gerüstet nach Italien ziehen; wolle er aber die Einsammlung abwarten, könne er die Zeit nicht einhalten. -- KM habe seine Räte wegen ihrer Dummheit und Nachlässigkeit, =per ignoranza e negligenza, gehörig zur Verantwortung gezogen. -- KM werde sein Versprechen, nach Italien zu ziehen, gleichwohl einhalten, denn das gegebene Wort bedeute ihm mehr als das Leben. Wenn Mailand und Venedig ein Unglück treffe, wäre es um ganz Italien und in der Folge um das Reich geschehen, =actum esset de tota Italia et ex consequenti de Imperio; das wollen die dickfelligen Deutschen nicht glauben. -- KM will sich mit dem Hg von Mailand in Gegenwart des venez. Gesandten persönlich aussprechen und überlegen, ob er mit seinen 2.500 Reitern und 4.000 Schweizern sofort nach Italien aufbrechen oder noch zwei Monate auf die Einsammlung seines Steuergeldes warten soll. -- Wenn ihm Venedig und Mailand über die bereits gewährten Subsidien hinaus außerdem eine Anleihe von je 30.000 Dukaten für drei Monate gewähren würden, sei er alle Sorgen los und dafür zu jeder Sicherstellung bereit. Bei der Zusammenkunft (in Mals) sollen auch die Kriegspläne beraten werden, so daß sich KM bei seinem Eintreffen in Italien nicht mit Beratungen aufhalten muß. -- Die deutschen Angelegenheiten werde KM vor seinem Aufbruch nach Italien mit dem Ebf von Mainz, Ehg Philipp, seinen Räten und allen Gesandten in Feldkirch regeln, wo sie sich für das Unternehmen versammeln. -- E. Brascha soll seinen Hg verständigen, daß er rasch mit kleiner Begleitung nach Bormio kommt; KM kommt nach Mals. Contarini soll der Signorie schreiben, sie möge drei führende Condottieri zu diesen Beratungen (nach Mals) senden. -- Venedig und Mailand sollen je 1.000 uomini d'arme und 1.000 Stradioten bereithalten und an die erbetene Anleihe denken. -- Ohne eine Antwort abzuwarten, ritt KM nach Innsbruck weg. Contarini konnte nur unterwegs das Wichtigste einwenden, KM aber von der Anleihebitte nicht abbringen. -- KM will angeblich nur sechs Tage in Innsbruck bleiben und sich dann mit dem Hg von Mailand am Fuß des Gebirges, in Bormio, treffen. Ex Inspruch 27. Junii 1496.

Überlieferung/Literatur

ED: Dispacci Veneto 1496, 736 ff., Nr 5; dazu Sanudo, Diarii, I, 211, 230 f. -- NB: In Venedig dachte man daran, als Sicherstellung für das gewünschte Darlehen Triest und Pordenone als Pfänder zu verlangen. -- LIT: Wiesflecker, Kaiser Maximilian I., II, 75 f.; Lambauer, Maximilian 1496, 247 f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XIV,2 n. 4084, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1496-06-27_2_0_14_2_0_421_4084
(Abgerufen am 16.04.2024).