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RI XII Albrecht II. (1438-1439) - RI XII

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Albrecht stirbt an der Ruhr; sein Leichnam, der zunächst nach Wien gebracht werden sollte, wird in Stuhlweißenburg beigesetzt.

Kommentar

Vgl. dazu in erster Linie die recht genauen Angaben im Großen Stadtrechtsbuch ("Eisenbuch") der Stadt Wien fol. 118 (im Archiv der Stadt Wien, Druck bei Gutkas, MIÖG 74, 1966, 347): A. d. 1439 ist der allerdurchleuchtigist fürst und herr her Albrecht römischer, ze Ungarn, ze Behmen, Dalmacien, Croacien etc. künig und herczog ze Österreich etc., unser genedigister lieber herr hinab geczogen gen Ungern wider die Türkken. Aber die Ungern habent im nicht helfen wellen zu streitten und sind ettlich von im aus dem veld geczogen und ettlich sind beliben und habent ir knecht davon geschikcht. Damit habent sy den frumen künig aufgehalden, daz er krank is worden, und hat darnach auch von dann geczogen also krankcher uncz gen dem Langendorff oberhalb Gran. Do hat er drew geschefft getan, ains gen Ungern, ains gen Behem und ains gen Österreich und darnach seinen geist aufgeben an eritag sant Symons und sant Judas abent. Und ist sein leichnam gefürt worden herauf gen Rab und man wolt in her gen Wien pracht und nach seinem emphelhen hie begraben haben. Do haben in die Unger nicht verrer lassen und in wider ab gen Weissenburg gefürt und daselbs ellendiklichen begraben. Über die Todeskrankheit, die letzten Stationen der Rückreise und das Ableben des Königs gibt weiters besten und authentischen Aufschluß der Bericht der Helene Kottannerin (aus 1450): Do fuer der edle Kung Albrecht mit seinem gmëhel, der edlen Kunginn in das veld und in das Geroer gen Zigedein. Und wie es dar nach geschach, das wais man wol, und nicht lang dar nach ward der edel kung krankch an dem prechen, genant die Ruer. Da liesz In der truchsesse auf fueren also krankchen und kam zu der Plintenpurg, legat In in den hof. Do kamen die Ärczt von Wienn zu Im. Und so sein gnad ain wenig gepessert, do schikchat Im sein Junge tochter, die fuerstinn ain phaitel, das gehort zu Ireselbs leib. Do schikchat sein gnad das phaitel wider hin auf das haws bei ainem getrewn, dem weicheman, genant der Vinsterel, und het ain hëftel, zum saekchen genät, das was gemacht mit zwain pilden und mit zauber dar an, das warn arbais schaid. Dar nach die edel kungin fuer enhalb Ofen auf des Laslaes Wans gueeter mit grossem kummer, wann sie der Edel kung Albrecht gern gesehen bei im ze sein. Und er trueg und tet ir vil potschaft und sunderlich wan die kungin zu im nicht komen mocht, daz si im doch ainmal këm ee er sich danen hueeb. Darnach ward In belanngen von ainander. Do schied sein gnad also krankcher von der Plintenpurg. Da wolte sein gnad auch noch sein Junge tochter, Jungkchfraw Elyzabeth sehen und zog dahin gen Gran. Da ward sich sein krankchait noch schwerer zu dem langen Dorff. Da starib der Edel kung und furst Albrecht an Simans und Judas abent der Heiligen Zwelfpoten tag. Die Textwiedergabe richtet sich nach dem Druck von Karl Mollay, Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin (1971) 10, lediglich v wurde dem Lautwert entsprechend als u wiedergegeben. Die Erläuterungen zur angeführten Textstelle siehe ebenda 50 f. Mehr oder weniger ausführlich wird der Tod des Kgs. in folgenden wichtigeren Quellen verzeichnet: Thomas Ebendorfer, Chronica Austriae (ed. Lhotsky) 378 und Chronica regum Romanorum (ed. Přibram) 130 f., der hier auch berichtet, daß Albrechts Leichnam bereits nach Wien unterwegs war, ehe er nach Stuhlweißenburg übergeführt wurde; Aeneas Silvius, Historia Bohemica 110 (mit Hinweis auf das Testament) und Historia Australis (ed. Kollár 2) 113 sowie im Diarium Friderici III. imperatoris (ed. Kollár 2) 673; Stařj letopisowé česstj 116, n. 316 (die Stadt Prag erhielt die Nachricht durch einen Brief Ulrichs von Rosenberg am 5. November; a. a. O. auch ein Ausblick auf die Folgeereignisse in Böhmen; dazu vgl. auch die Benachrichtigung der Stadt Görlitz durch Hans von Bischofswerde am 18. November, der gleichfalls die Gelegenheit wahrnimmt, um über die Lage in Böhmen nach dem Tod des Kgs. zu referieren. Den Brief siehe im Cod. dipl. Lusatiae superioris 4, 102 f.); Johann Bereith, Görlitzer Annalen (SS rer. Lusatiacarum 1, 220); Johannes von Guben, Zittauische Chronik (SS rer. Lusatiacarum 1, 67); Benedikt Jonsdorf, Cronica Boemie fol. 128v; Sigismund Rosicz (SS rer. Silesiacarum 12, 53); Długosz, Historia Polonica 4, 613 (er scheint in seinen Angaben stark von Aeneas abhängig zu sein, wie dort ist auch hier das Testament erwähnt); Breslauer Privilegienbuch fol. 181v. Ort und Datum sind in den meisten Quellen korrekt angegeben, lediglich die Annales Silesiae des Henelius (Sommersberg 1, 323) geben an, der Tod sei in insula Schutt eingetreten. Das Calendarium Plocense (aus Płock) weiß zum Jahr 1439 zu berichten, Albrecht sei in Hainburg (NÖ.) verschieden (siehe Monumenta Poloniae historica 5, 1961, 458). Als Todeskrankheit wird wie bei der Kottannerin auch sonst vorwiegend die Ruhr (disenteria) mitgeteilt (Aeneas, Historia Australis a. a. O., Długosz a. a. O., Stařj letopisowé česstj a. a. O., Breslauer Privilegienbuch a. a. O.), wobei einige Quellen den übermäßigen Genuß einer bestimmten Melonenart, und zwar von pepones, für die Krankheit verantwortlich machen (so Aeneas, Historia Bohemica a. a. O., ihm folgend Długosz), während die bis 1492/93 geführten Annales Glogovienses (SS rer. Silesiacarum 10, 6) berichten, der Tod sei per intoxicationem erfolgt; von Gift spricht auch der Catalogus abbatum Saganensium (SS rer. Silesiacarum 1, 309), was dann in den bis 1473 reichenden Annales Forolivienses (Muratori, SS rer. Italicarum 2/2, 93, Zeile 21 f.) zum 25. Oktober 1439 bereits auf den Topos des Gifttrankes reduziert erscheint: Dux Sterlichi (gemeint ist Albrecht als Hzg. von Österreich etc.), qui ellectus fuerat in imperatorem, veneno austo perit... Von Vergiftung sprechen auch Chiphenwerger (Kapfenberger?), der sich selbst einen Diener Kg. Albrechts nannte, in seinem Gedicht "Von König Albrecht und den Ungarn", das noch zu Lebzeiten des Kgs. begonnen wurde und in dem ungarische Gegner dieser Tat bezichtigt werden (vgl. dazu Wostry, Kg. Albrecht II. 2, 141 und über den Autor auch 120, Anm. 2 sowie Lhotsky, Quellenkunde 342 f. und Mollay 50, Anm. 21), und der Brief B. Leonhards vor Passau und etlicher Räte an die Stadt Freistadt (Oberösterreich) von 1439 Oktober 29 (Wien); Reg.: Wirmsberger, AföG 31 (1864) 319 f. Über die Erkrankung siehe auch Wostry a. a. O. 2, 132. Am 6. November versandte die Stadt Nürnberg gleichlautende Schreiben an die EB. von Mainz und Köln, den Mkgf. von Brandenburg, die B. von Augsburg, Regensburg und Chiemsee sowie an die Stadt Frankfurt und teilte mit: ... uns ist auf hewet frue ein schrift und laidige meere von Wyenn herauf kommen, die wir mit schrecken vernomen haben, wie der allmechtig got den ... hern Albrechten Roemischen ... etc. kuenig ... von diser werlt gefordert hob und an sandt Symonis und Jude abent neehestvergangen zuem Langendorff in Ungarn verschiden ... Das wolten wir Ewrer weißheit nicht verhalten... (Org., Perg., verschlossener Brief, Siegel der Stadt Nürnberg, erbrochen, im Stadtarchiv Frankfurt, Kaiserbriefe III, n. 89; siehe RTA 14, 424, Anm. 9, dort auch weitere Empfänger dieses Rundschreibens). Die Aufzeichnung eines Ungenannten (über den Verfasser dieses "Panegyricus verbunden mit einem mönchischen Memento mori" auf Kg. Albrecht vgl. RTA 14, 398, Zeile 18 ff., auch Lhotsky, Quellenkunde 343) aus Mitte November brachte auf dem königlichen Fürstentag zu Frankfurt (vgl. dazu n. 1165) die Kunde vom Tod Albrechts und klang aus in einer pathetischen Totenklage (Druck: RTA 14, 425 ff., n. 224). Die Todesnachricht bewirkte die Auflösung des Frankfurter Tages, siehe dazu etwa auch Henmann Offenburg: ... und die maer käment, das kung Albrecht tot was, und die fursten alle erschrocken wären, also das sy nit wusten, wie oder wo sie solten umb ein andern kung lůgen (zitiert nach Bernoulli, Die Chronik Henmann Offenburgs 242; vgl. dort auch Anm. 6). Von einigem Interesse ist auch ein Brief der Preßburger Gesandten an die Stadt Preßburg von Oktober 26, aus dem man erfährt, daß der Kg. vor Langendorf so schwer erkrankt sei, daß man schon gemeint habe, er stürbe jeden Augenblick (Org., Pap., im Archív mesta Bratislavy, Stadtarchiv Preßburg, Urk. n. 1632; Reg.: Inventár stredovekých listin 229, n. 1632). Offiziell erfuhr die Stadt vom Tod des Kgs. durch einen Brief Gf. Stephans von Rozgon von Oktober 27 (Org. ebenda Urk. n. 1633; Reg. a. a. O. 229, n. 1623). Ein Ausschreiben der Ordnung des begeens weillende des ... herrn Albrechten Römischen, zu Hungern, zu Behaimb, Dalmatien, Croatien etc. khunigs... mit Angabe des Todesdatums und -ortes, doch ohne nähere Nachrichten über Ort und Ablauf der Trauerfeierlichkeiten, jedoch mit einer Liste der Teilnehmer, liegt im Dietrichstein-Archiv im Státní Archiv v Brné (Faszikel des 16. Jhs.). Druck bei Wilhelm Hauser, Der Trauerzug beim Begräbnis des deutschen Königs Albrecht II. (1439), Adler. Zs. für Genealogie und Heraldik (XXIII) (1967) 13/14, 191‒195. Verschiedene Reichsstädte, wie etwa Frankfurt am 7. Dezember, oder Nürnberg, hielten ebenfalls Leichenfeiern ab (dazu vgl. RTA 14, 427, Anm. 1; vgl. auch Sander, Die reichsstädtische Haushaltung Nürnbergs 573, 604, 606, 639 f.). Am Florenzer Konzil hielt der Prior von Arbois, Johannes Joffridi von Luxueil, die feierliche Totenrede (Cod. Vindob. Palat. 4139, fol. 48v‒54r u. a. Überlieferungen siehe RTA a. a. O.). In Wien sprach Thomas Ebendorfer noch 1439 die offizielle Trauerrede (Cod. Vindob. Palat. 4680, fol. 238r‒241v; vgl. RTA 14, 427, Anm. 1 und Lhotsky, Thomas Ebendorfer 34). In seine Kaiserchronik baute Ebendorfer ein Trauergedicht in Distichen ein (Chronica regum Romanorum, ed. Přibram 133 ff.; vgl. dazu Lhotsky, Über metrische Einlagen 147). Nicht aus der Feder Ebendorfers stammt eine Cantilena Germanica super morte Alberto II. imperatoris (Cod. Vindob. Palat. 5153, fol. 33v‒35v).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XII n. 1178a, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1439-10-27_1_0_12_1_0_1265_1178a
(Abgerufen am 28.03.2024).