Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI XII Albrecht II. (1438-1439) - RI XII

Sie sehen den Datensatz 1269 von insgesamt 1289.

Albrecht erläßt sein Testament und verfügt: 1. die Überführung seines Leichnams nach Wien und die Bestattung zu St. Stephan bei seinen Vorfahren; 2. die Stiftung einer ewigen Seelenmesse zu (Kleinmaria)zell; 3. die Abhaltung einer wöchentlichen Seelenmesse zu St. Stephan in Wien jeden Montag, wofür (wie für 1. und 2.) seine Gemahlin, der eltiste von Osterreich und die österreichischen Räte sorgen sollen; 4. für den Fall der Geburt eines Sohnes, daß die Mutter Elisabeth und der älteste Fürst aus dem Haus Österreich die Verweser sein sollen, denen drei Räte aus dem Königreich Ungarn, drei aus dem Königreich Böhmen und den dazugehörigen Ländern, einer aus der Stadt Prag und zwei aus dem Land Österreich beizugeben sind, die jeweils von land und lewten erwelet werden sollen; 5. die Erziehung seines Sohnes in Preßburg, da diese Stadt allen Ländern nah und wolgelegen ist; 6. die Versorgung der dafür nötigen verweser und des Hofgesindes aus dem jeweiligen Herkunftsland der einzelnen Personen; 7. die Neubesetzung der durch Tod freigewordenen Hofstellen (am Hofe seines Sohnes) innerhalb eines Monats durch Wahl der Stände des jeweiligen Herkunftslandes; 8. die Eidesleistung der Verweser für die bestmögliche Obsorge um seinen Sohn; 9. die Wahl der Amtsleute und Verweser der einzelnen Länder und Ämter durch die Prälaten, Fürsten, Herren, die Ritterschaft und die Landleute jedes einzelnen Königreiches oder Fürstentums nach dem Rat seiner Gemahlin und des ältesten Fürsten von Österreich, sowie die Verpflichtung dieser Amtsleute, seinem Sohn bei der Erreichung der Volljährigkeit Rechnung zu legen; 10. die Einschaltung des Rates seiner Gemahlin und des ältesten Fürsten von Österreich, der dann verweser sein würd, und der Länder im Falle, daß sein Sohn von den Königreichen, Fürstentümern, Ländern oder Leuten Forderungen habe; 11. die Bezahlung aller von ihm hinterlassenen Schulden aller Art aus den betreffenden Ländern und die Schadloshaltung aller Gläubiger durch seine Erben und Nachkommen; 12. die Verheiratung seiner noch unverheirateten Tochter Elisabeth (bezüglich Anna vgl. n. 684, 917) und etwa noch zur Welt kommender Töchter nur mit Rat, Wissen und Willen ihrer Mutter, des ältesten Fürsten von Österreich und der Stände von Ungarn, Böhmen und Österreich; 13. die Verpflichtung für alle Untertanen, Land und Leute, jeden im Land, der sich gegen seinen Sohn oder seine Kinder erheben sollte oder ungehorsam sein sollte, in den Gehorsam zurückzuführen; 14. daß mit Ulrich Eizinger, der das Hubamt gut verwaltet und viel Geld ausgegeben hat, unter Aufsicht einer Kommission von österreichischen Landleuten, der B. Nikodemus von Freising, Reinprecht von Wallsee, der Kanzler Hans von Meirs, der österreichische Kämmerer Hans von Ebersdorf, Stefan von Hohenberg, Georg Scheck vom Walde, der Forstmeister Erhard (Doss) sowie der Hofmarschall Niklas Truchsess anzugehören haben, abgerechnet werde, damit Ulrich nicht zu Schaden komme; 15. die Versorgung seines Hofgesindes mit seinem Nachlaß bzw. aus seinen Einkünften in Österreich, jene des aus Ungarn bzw. aus Böhmen stammenden aus dem jeweiligen Herkunftsland; 16. die Bestimmung, seine Gemahlin an allen verschreibungen und erbschefften, die ir von rechtens wegen zugepüren, von allermencleich ungehindert zu lassen; und behält sich vor, dicz unser geschefft zu endern, zu minnern und zu meren und das zuverkeren nach unsern wolgevallen, als uns des notdurfft bedunnkhen wirt darinne wir die weil wir leben unverpunden sein wellen. Und diß geschefft ist geschehen zum Langendorff in Ungern an freitag nach der heiligen aindelftausend maidtag 1439 versiglt mit unserm kunigleichem insigl und unserm haimlichen secret.

Überlieferung/Literatur

3 Orgg. (für Österreich, Böhmen, Ungarn) verschollen (über Textunterschiede vgl. Gutkas, MIÖG 74, 352). Kop.: Abschrift (Pap., 15. Jh., mit Überschrift Das geschefft) im HHStA Wien (Familienurkunden n. 558); Abschrift (Perg., 15. Jh.) im Státní Archiv v Třeboni (Fürstlich-Schwarzenbergisches Zentralarchiv, Historica n. 453). Erwähnt im Großen Stadtrechtsbuch ("Eisenbuch") der Stadt Wien, fol. 118 (Archiv der Stadt Wien; vgl. auch unten); von Ulrich Eizinger 1451 Dezember 13 (Chmel, Materialien 1, 365); in der Urk. der böhmischen Stände von 1440 Januar 29 (dazu siehe Gutkas a. a. O. 349 und Anm. 6); von der Witwe Kg. Albrechts, Elisabeth, in ihrem Schreiben an die österreichischen Stände von 1440 April 10 (siehe Gutkas a. a. O. 55 f. und Anm. 12, bzw. 348; weitere Zeugnisse ebenda 349 ff; insbesondere die Aussagen des Aeneas Silvius und Thomas Ebendorfer). Druck: Gutkas, MIÖG 74 (1966) 382 ff., n. I. Teildrucke: Kurz, Österreich unter K. Friedrich IV. 1, 239 ff., Beilage n. I.; Fejér 11, 321 f., n. 165; Chmel, Geschichte K. Friedrichs IV. 1, 426, Anm. 1 (die von Kurz a. a. O. nicht gedruckten Teile). Reg. der politischen Bestimmungen (Punkte 4, 5, 9, 11‒15): Gutkas a. a. O. 52 f.; der auf Wien bezüglichen Passagen (Punkte 1 und 3): Quellen zur Geschichte der Stadt Wien I 4, 309, n. 4729; bloße Erwähnung bei Lichnowsky-Birk 5, n. 4486. Lit.: Chmel, Geschichte K. Friedrichs IV. 1, 426; Stowasser, Mitt. des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 3 (1922); Gutkas a. a. O. 51 ff. und 347 ff.

Kommentar

Über die Echtheitsfrage des Testaments, die heute zugunsten der Echtheit entschieden sein dürfte, vgl. Gutkas 51 f. und bes. 350 ff., dort auch zum Problem des "böhmischen Originals". Das Org. hat in 3 Fassungen existiert, siehe "Eisenbuch" der Stadt Wien a. a. O.: Do (nämlich in Langendorf) hat er drew geschefft getan, ains gen Ungern, ains gen Behem und ains gen Österreich... (vgl. auch das ganze Zitat bei n. 1178/a); davon abweichend jedoch Ulrich Eizinger, der a. a. O. von einem Exemplar für Mähren an Stelle des für Ungarn bestimmten spricht (Kg. Albrecht habe zum Langendorff in ainer grossen stuben, dabey etlich rät von Österreich, von Behaimb und von Mähren, ... die drei geschrifft verpetschaften und hiett selbst sein ring ab seiner hand zogen und damit ers sekretiert und gab iedem landt ains mit sein selbs hand und bat sie fleissiglich ob got über sein gnad gepüt, das er abging, das man dan solhen seiner geschrifft nachgieng: vgl. Gutkas 51 und bes. 348). Thomas Ebendorfer, Chronica regum Romanorum (ed. Přibram) 130 schildert die Ausstellung des Testaments wie folgt: ... conditoque testamento et fidelibus suis domino Nicodemo de Lascalis episcopo Frisingensi, domino Johanni de Ebersdorf et Ulrico Eytzinger magistro hubarum suo secreto clausum tradidit. In quo plures fundationes missarum fieri et filium suum, quem mater in utero gestabat provide ac oportune, si vita sibi comes foret, ubi et per quos gubernandus esset providerat, quamvis usque modicus ex hoc subsequi visus est effectus. Vgl. auch Ebendorfer, Chronica Austriae (ed. Lhotsky) 382. Zur Bedeutung, zum "Nachleben" und zur Auswirkung des Testaments ist heute zusammenfassend und wohl auch abschließend die zitierte Arbeit von Gutkas heranzuziehen.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI XII n. 1178, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1439-10-23_2_0_12_1_0_1264_1178
(Abgerufen am 24.04.2024).