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RI XI Sigmund (1410-1437) - RI XI Neubearb., 1

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Kg. S. befreit (eximimus, quittamus et libertamus) mit wohlbedachtem Mut, gutem Rat seiner Getreuen, rechtem Wissen und aus königlich-böhmischer Machtvollkommenheit den Bürgermeister, den Richter, die Ratsherren, die Geschworenen sowie alle Bürger seiner Stadt Ungarisch Hradisch angesichts der treuen Dienste, die sie ihm erwiesen haben, sowie der merklichen Schäden, die sie z.T. wegen der Kriegswirren, z.T. wegen der Kosten für den Aufenthalt seiner Kontingente in ihrer Stadt erlitten haben (tum eciam propter expensas, quas gentes nostre ibidem morando fecerunt), auf fünf Jahre von der Zahlung sämtlicher königlicher Steuern und Abgaben (ab omnibus summis bernarum regalium, lozungis, steuris, imposicionibus, gravaminibus ac aliis solucionibus quibuscumque). S. gebietet allen seinen Amtsträgern, namentlich dem Unterkämmerer seines Kg.reichs Böhmen unter Androhung seiner schweren Ungnade, von dem Bürgermeister, Richter, den Ratsherren und Bürgern von Ungarisch Hradisch fünf Jahre lang keine Steuern in Anspruch zu nehmen und zu empfangen, sondern sie für befreit von allen Zahlungen anzusehen.

Originaldatierung:
(sabbato proximo ante dominicam Misericordia Domini; 35 – 11 – 1)
Kanzleivermerke:
KVr: Ad mandatum domini regis Franciscus prepositus Boleslaviensis. – KVv: R(egistrata) Henricus Fiie.

Überlieferung/Literatur

Orig. Perg. lat. mit rotem Sekretsiegel (Posse 13/4) in wachsfarbener Schüssel am Perg.-streifen, in MZA – SOkA Uherské Hradiště, Bestand AM Uherské Hradiště, Urk. Nr. 23. – Kop. lat.: Abschrift aus dem 18. Jahrhundert, in MZA Brno, Bestand G 2 – Nová sbírka, Sign. 162/4. Reg.: RI XI, Nr. 4501 mit Fälschungsverdacht (vgl. Kommentar); Dolejšek, Královské město, S. 9, Nr. 28 (tsch.); Hosák, Uherský Ostroh, S. 26, Anm. 25 (tsch.); Hlaváček u.a., Skryté edice, II, S. 12, Nr. 19 (tsch.). Lit.: Verbík – Zemek u.a., Uherské Hradiště, S. 128–129; Čoupek u.a., Uherské Hradiště, S. 104 und 133; Antonín – Borovský, Panovnické vjezdy, S. 186.

Kommentar

Die Urk. weist alle Merkmale einer Originalausfertigung (ein echtes, fast unversehrtes Siegel am ursprünglichen Perg.-streifen, die in der Reichskanzlei S.s übliche Schriftart, Kanzleiunterfertigung und Registraturvermerk usw.) und auch keine Spuren der Verfälschung (Rasur des Datums u.ä.) auf. Für die Echtheit der Urk. spricht schließlich die Tatsache, dass S. sich offensichtlich auf diese Urk. für Ungarisch Hradisch in seiner späteren Urk. für dieselbe Stadt vom 8. Dezember 1423 berief.2 Der einzige Anlass, die Echtheit zu bezweifeln, ist also die Datierung. Am 5. April sowie den gesamten Zeitraum vom 1. bis zum 7. April 1421 über hielt sich S. in Brünn und nicht in Ungarisch Hradisch auf.3 Die Möglichkeit, dass in Ungarisch Hradisch am 5. April ein ad hoc bevollmächtigtes Mitglied der Kanzlei mit dem Sekretsiegel geweilt und die Urk. im Namen des Kg.s ausgestellt hat, ist unwahrscheinlich – zumindest wissen wir sicher, dass der Protonotar Franz von Gewitsch am 6. April in Brünn unterfertigte4 und dass sowohl am 4. als auch am 6. April in Brünn das Sekretsiegel benutzt wurde.5 Die Differenz zwischen dem Ausstellungsort und dem Itinerar kommt auch in anderen Urkk. S.s vor. Eine mögliche Erklärung wäre, dass sich die Ortsangabe Hradisch bewusst auf die Abfassung des Urkundenkonzeptes (S. weilte vom 14. bis 18. März in Ungarisch Hradisch),6 und das Tagesdatum 5. April 1421 auf die Ausfertigung bezieht. Eine andere Erklärung wäre allerdings ein Schreibfehler: der Ingrossator der Reinschrift schrieb im Urkundentext mehrmals den Ortsnamen Hradisch (Redisch); vielleicht hat er daher diesen Ortsnamen irrtümlich auch in der Datierungsformel wiederholt, statt korrekt Brünn zu schreiben, wo sich der Hof S.s am 5. April aufhielt.

Anmerkungen

  1. 1Zum Ausstellungsort siehe Kommentar.
  2. 2Siehe Reg. Nr. 117.
  3. 3Vgl. ZsO VIII, S. 118, Nr. 355: 1. April; RI XI, Nr. 4500: 3. April; MZA Brno, Bestand G 2 – Nová sbírka, sub dato: 4. April; ZsO VIII, S. 123, Nr. 370 und 371: 5. April; ZsO VIII, S. 125, Nr. 377 und 378, RI XI, Nr. 4502 und 4503: 6. April; RI XI, Nr. 4504: 7. April; vgl. Hoensch – Kees, Itinerar, S. 103; Engel – C. Tóth, Itineraria, S. 108.
  4. 4Vgl. RI XI, Nr. 4503.
  5. 5Vgl. MZA Brno, Bestand G 2 – Nová sbírka, sub dato; RI XI, Nr. 4502 und 4503.
  6. 6Vgl. Engel – C. Tóth, Itineraria, S. 107 (HoenschKees, Itinerar, S. 103, kennen diesen Aufenthalt nicht).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI XI Neubearb., 1 n. 40, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1421-04-05_1_0_11_0_1_40_40
(Abgerufen am 18.04.2024).