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[RI VII] Ludwig der Bayer (1314-1347) - [RI VII] H. 4

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Ks. Ludwig schreibt [der Stadt Straßburg], (1) nachdem er von den Fürsten in dem heiligen römischen Reich [zum König] erwählt wurde, habe er auf deren Rat Gesandte zu Papst [Johannes XXII.] geschickt und aischte an in die keyserlich kron und allez, daz er uns durch reht tuon solt, der Papst habe jedoch seine Boten ohne Antwort zurückreiten lassen; (2) als sein Oheim, Herzog Friedrich von Österreich, uns irrt an dem ryche, habe der Papst ihn sinen lieben sun und erwelten romeschen kunig genannt; nachdem er seinen Oheim gefangengenommen habe und der Papst sah, daß wir furgang heten an dem ryche, bannte ihn dieser, da er sich dez ryches an sin willen underwunden hete als ein Romischer kunig von dem rehten und von gewonheit, sandte auch mangerleye processe in die welt gein uns, wodurch ihm sein guter Leumund und dem Reich die Ehre genommen werden sollten; (3) nach dem Tod [Johannes XXII.] habe er an den jetzigen Papst [Benedikt XII.] dreimal Botschaften gesandt, worin er gegenüber im unde dem stuol unter der Voraussetzung Gehorsam ankündigte, daß er dies mit Gott, Recht und Ehre vereinbaren könne; hierbei meine er mit got, daß er nichts versprechen wolle, daz uns schat an unserm keisertuom oder daz wir ihtz anders geloubt hetten, denn als der reht heilig kristen geloube gesetzet ist unde her an uns braht ist; nach dem rechten meine er, daß er nichts unternehmen wolle, wodurch daz ryche entlidet wurde und im sin ere abgestricket wurde; mit unsern ern meine er, daß er sich des ryches ... mit nihten wolten verzihen noch mit deheinreleye sache ufgeben; diese Botschaften habe der Papst jedesmal nur mit guten Worten beantwortet, ohne daß die Angelegenheit zu Ende gebracht sei; (4) Erzbischof [Heinrich III.] von Mainz und andere Bischöfe und Prälaten haben bei ihm zu Speyer eine Botschaft an den Papst gesandt1, wobei er versprochen habe das zu befolgen, was diese ihm heiszent tuon gegen dem babist, daz wir mit gote, mit rehte und mit eren getuon moegen; (5) er bittet [die Stadt] Straßburg, ihn durch Briefe zu unterstützen, in denen sie bitten, daß er ihn und das Reich laze bliben bi unsern eren, wan wir allez daz tuon wollen gegen dem stuol, daz wir billich und ze reht tuon sollen; (6) er gebietet [der Stadt] unter Hinweis auf ihre Freiheiten, Rechte, Ehren und Lehen, die sie von ihm und dem Reich innehaben, in Zukunft weder Briefe und Gebote des Papstes anzunehmen noch verkünden zu lassen oder einzuhalten, die gegen ihn und das Reich gerichtet sind; sollten sie seine und des Reiches Ehre schirmen wollen und seinen Bitten nachkommen, sollen sie ihn das bis zu ausgehender Pfingstwoche2 mitteilen.

Überlieferung/Literatur

Nicht ausgefertigtes Orig. oder gleichzeitige Kopie (B) Perg. dt. in den Archives Municipales de Strasbourg, AA 75 Nr. 8; Siegelspuren auf der Rückseite scheinen von einer anderen Urkunde aus dem Urkundenkonvolut zu stammen; Schrift wohl nicht kanzleimäßig!

Wencker, App. S. 199 Nr. 30 (Aus B). — Wiegand-Schulte, UB Straßburg 5 S. 83 Nr. 77 (aus B zu April)

Böhmer, RI S. 118 Nr. 1892.

Kommentar

Die Urkunde muß vor dem Reichstag zu Frankfurt (vgl. Stengel, Nova Alamanniae 1 S. 339 Nr. 519 zu 1338 Mai 17) und dem Schreiben der deutschen Reichsstädte an Papst Benedikt XII. (Stengel a.a.O. S. 339 Nr. 520 zu 1338 um Mai 17) abgefaßt worden sein. — Zur Sache vgl. Vogt-Otto, Reg. Mainz 1/2 S. 281 Nr. 4145 Vorbem.

Anmerkungen

  1. 11338 März 27, Speyer: Erzbischof Heinrich [III.] von Mainz, die Bischöfe von Paderborn, Straßburg, Chur, Speyer und Augsburg und die Prokuratoren der Bischöfe von Bamberg, Basel, Eichstädt und Würzburg schreiben Papst [Benedikt XII.], daß sie angesichts der großen Schäden, die der Streit zwischen Papst und Kaiser hervorrufe, kürzlich zu Speyer mit Ludwig über die dissidia beraten haben und ihn gebeten haben, sich mit dem Heiligen Stuhl zu versöhnen; der Kaiser habe versprochen, nach ihrem Rat zu handeln, soweit Gott, Gerechtigkeit und Ehre es zulassen, und ihnen einen Brief unter seinem großen Siegel darüber gegeben; sie bitten den Papst, den Kaiser in Gnaden aufzunehmen, und künden ihm wegen der Wichtigkeit der Angelegenheit die Überbringung des Briefes durch zwei Gesandte an. — Zur Überlieferung, Drucken und zur Sache vgl. Vogt-Otto, Reg. Mainz 1/2 S. 281 Nr. 4145. — Vgl. dazu auch Bock, Bündnis S. 392 f. und Thomas, Ludwig S. 307 f.
  2. 21338 Juni 6.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

[RI VII] H. 4 n. 155, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1338-03-27_1_0_7_4_0_155_155
(Abgerufen am 24.04.2024).