RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1
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König Heinrich nimmt Abt und Konvent des Zisterzienserklosters Waldsassen (religiosi viri .. abbas et conventus monasterii in Waltsachssen, ordinis Cystercien.), deren Orden er wegen dessen blühender Heiligkeit besonders schätzt (quorum ordinem sanctitatis flore florentem specialis dilectionis ardore complectimur), aufgrund der Übergriffe, unter denen jene – wie er erfuhr – schwer zu leiden hatten, in seinen und des Heiligen Römischen Reiches Schutz und verbietet, jene an ihren Gütern oder Besitzungen zu schädigen oder sich die Vogtei- oder Gerichtsrechte in ihren Dörfern Schönbach und Münchenreuth und deren Pertinenzen (in villis suis Sch~nbach et Mvnichrute ac eorum pertinenciis) entgegen dem Wortlaut der von den Römischen Kaisern und Königen, seinen Vorgängern (ab imperatoribus et regibus Romanis, nostris predecessoribus), verliehenen Privilegien anzueignen. – Majestätssiegel angekündigt. – Universis sacri Romani imperii fidelibus [...]. Et si cunctos populos.
- Originaldatierung:
- dat. in Nvremberg non. Iulii
Überlieferung/Literatur
Überlieferung: Original (Pergament, Königssiegelfragment an Pergamentstreifen) StaatsA Amberg Waldsassen Urk. 188 (früher München HStA KS 1200/1) mit Rückschriften. – Druck: -. – Regesten: De Freyberg, Rerum Boicarum Autographa 5 (1836) S.156; Böhmer, Heinrich VII. (...1844) Nr.116; Gradl, Monumenta Egrana 1 (1886) Nr.578.
Kommentar
Die widerrechtliche Aneignung von Vogtei- und Gerichtsrechten in den Klosterdörfern Schönbach und Münchenreuth hatte schon König Adolf am 1. März 1296 untersagt, worauf König Heinrich in seiner Schutzurkunde vom 4. Juli 1309 explizit Bezug nahm; oben Nr.205. – Gradl, Geschichte des Egerlandes (1893) S.138 sieht hierin eine Wendung gegen den Egerer Landrichter. Anja Wiesner,die in ihrer nur als CD-ROM zugänglichen Passauer Dissertation von 2001 die königlichen Schutzurkunden für Waldsassen zusammenstellt, dabei allerdings das Heinricianum vom 4. Juli 1309 unberücksichtigt läßt, nimmt eine solche Interpretation nicht vor. Sie verweist jedoch darauf, daß schon Rudolf von Habsburg 1282, »der veränderten Realität Rechnung« tragend, die konkrete Wahrnehmung des Klosterschutzes nicht mehr, wie noch zu staufischer Zeit gängig, dem Landrichter übertrug, sondern die Bürger und Amtsträger der Stadt Eger damit betraute; siehe dazu Wiesner, Michelfeld, Speinshart und Waldsassen (2001), S.145, zum Heinricianum ebd. S.146. Allerdings finden sich auch schon in spätstaufischer Zeit Beispiele dafür, daß durch die Delegation herrscherlicher Schutzaufgaben an Städte und deren Bürgerschaft engere Bindungen zwischen herrschernahen Kräften hergestellt oder gefestigt werden sollten; vgl. dazu Knut Schulz, Zisterzienser in der Reichspolitik (...1982) S.180f., der in der »Übertragung der königlichen Schutzherrschaft über die staufernahen Zisterzienserklöster an bedeutende Reichsstädte« ein von Friedrich II. neu eingeführtes und von Heinrich (VII.) planmäßig angewandtes Element staufischer Klosterpolitik sah, und Penth, Prämonstratenser und Staufer (2003), S.102.
Verbesserungen und Zusätze:
STURM, Districtus Egranus (1981) S.49 und 144 wertet »den Landrichter des Reichslandes Eger« als Vetreter der Königs »zur Wahrung des Landfriedens« und sieht ihn durch Heinrich VII. 1309 mit dem Schutz des Klosters einschließlich von richterlicher Gewalt und Schutzvogtei »im Schönbacher und Münchenreuther Gebiet« beauftragt. Nach GLEISNER, Tirschenreuth (...1983) S.37 verbot Heinrich VII. wie 1291 König Wenzel II. »Egerer Landrichtern jede Ausübung von Rechten insbesondre in den Waldsassener Ämtern Schönbach und Münchenreuth«; er habe sich gegen »Amtsmißbrauch durch Vertreter der Stadt Eger [gewandt], die Waldsassen immer noch als in gewisser Weise ih[r] zugehörig betrachteten«.
Nachträge
Nachträge (1)
Nachtrag von David Schnur, eingereicht am 19.08.2016.
Farbscans der Ausf. sind online zugänglich: Amberg, Staatsarchiv, Kloster Waldsassen Urkunden (1132-1798) 182, in: monasterium.net, URL monasterium.net/mom/DE-StAAm/Waldsassen/182/charter, accessed at 2016-08-19+02:00 .
Empfohlene Zitierweise
RI VI,4,1 n. 214#, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-07-07_1_0_6_4_1_256_214
(Abgerufen am 19.04.2024).