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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1

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Anstelle seines Herrn Römerkönig Heinrich (loco serenissimi domini nostri H. Rom. regis sem­per augusti) ist Landvogt Luther von Isenburg (Livtherus de Ysinburg provincie advo­ca­tus) durch die Stadt Esslingen (siehe unten) als Empfänger von jährlich 40 Pfund Heller vor­ge­sehen, die ihm die verständigen Männer und Brüder Heinrich, Eberhard und Hugo, Söhne des Allio, Florentiner Kaufleute, wegen ihrer Aufnahme als Esslinger Mitbürger (viros discre­tos Heinricum, Eberh. et Hugonem fratres, filios Allionis, mercatores Florentinos, sub ea con­dicione receperint in concives) für Schutz unter königlicher Huld (regia propiciante gra­cia) vor irgendwelchen Belastungen durch ihn oder seine Stellvertreter (a nostris aliquibus sub­stitutis) zahlen. Luther genehmigt die Einbürgerung, bekräftigt sie mit königlicher Voll­macht (auctoritate regia roboramus) und verspricht, diese Kaufleute, [ihr] Haus und all ihre Leute als Empfänger dieser aus königlicher Gnade erlangten Urkunde und als getreue Mit­in­haber des Esslinger Bürgerrechts (antedictos mercatores cum domo et omni eorum familia hiis litteris regie gracie vendicatos et oppidi de Ezzelingen civilegio fideliter aggregatos) in all ihrem Recht zu begünstigen und gemäß dem Vertrag mit den Bürgern in Esslingen (iuxta pacta civium in Ezzelingen) zu verteidigen. Er wird die Kaufleute, solange sie vertragsgemäß dableiben wollen, nicht aus der Stadt vertreiben, während sie ihrerseits jederzeit von dort weg­gehen können. Hierbei wird Luther für Geleit und Wegesicherheit sorgen (conductum et viarum securitatem prestabimus). Bis zum übernächsten Jakobusfest [= 25. Juli] haben die Kauf­leute befreiende Zahlung geleistet. – Siegel des Ausstellers angekündigt. – Exparte uni­ver­sitatis civium in Ezzelingen.

Originaldatierung:
dat. Ezzelingen, anno Domini MOCCCOIXO, XVII. kal. Iulii

Überlieferung/Literatur

Überlieferung: Original (Pergament, ohne Spuren eines Siegels) Florenz AS, Diplomatico, Normali, 1309 giugno 15 Cestello. – Drucke: Schwalm,Nachlese 1904 (...1905) S.419f. Nr.1 aus dem Original = MGH Const. 4 II (1908-11) S.1264 Nr.1210. – Regest: Davidsohn,Forschungen 3 (1901) S.112 Nr.566.

Kommentar

Schmaler Pergamentstreifen im Querformat; kanzleifremde, vermutlich italienische Schreiberhand; entgegen der Annahme Schwalms, der MGH a.a.O. von einem Siegelverlust ausgeht, wohl nie besiegelt. – Nach Hofacker,Schwäbische Reichs­land­vogteien (1980) S.163, 178 und 181 war Luther von Isenburg in der oberen Land­vog­tei Niederschwaben als Bruder von König Adolfs niederschwäbischem Landvogt Heinrich von Isenburg und als Nach­fol­ger von König Albrechts I. Amtsträger Albrecht von Rechberg eingesetzt worden. Landvogt Luther von Isenburg bereitete damit wohl auch den Königsbesuch vor, der Anfang August 1309 in Esslingen stattfand (unten Nrn. 242 und 244-246), und auch in Speyer scheint man unter dem 25. August 1309 ein Mandat an ihn sowie die Städte Esslingen und Reutlingen gerichtet zu haben, weil er nicht am Königshof zugegen war; vgl. unten Regest Nr.265. Hofacker S.181liest aus der Urkunde heraus, »das an den Landvogt zu zahlende Schirm­geld [habe] als Ersatz der städtischen Steuern [gegolten], von denen die Kaufleute befreit« ge­wesen seien. Reichert, Lom­barden-Dokumentation 2 (2003) S.275 Sp.1 erschließt vorausgehende Privilegierung der florentinischen Familie Agli »durch König Heinrich [VII. mittels] Leihtafelkonzession«. – Hinweise auf Floren­tiner im römisch-deutschen Reich kon­zen­trieren sich für die Amtszeit Heinrichs VII. auf »Tirol und andere Alpenländer«; Davidsohna.a.O. 4 (1908) S.335 Nr.94 bis S.339 Nr.110 im Vergleich mit ebd. 3 (1901) S.116 Nr.586 und S.118f. Nr.607, für nichtalpine Gebiete zu ergänzen aus Rei­chert a.a.O. 2 S.307 Sp.2, S.423 Sp.1 und S.444 Sp.2 sowie 3 (2003) S.742 Sp.1 und S.759 Sp.2. Ce­stello, der Flo­ren­tiner Stadt­bereich auf dem linken Arno-Ufer im heutigen San Fre­diano, gegenüber dem Bereich von Ognissanti auf dem rech­ten Ufer, dürfte die Heimat der Allio-Sippe gewesen sein. J.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,4,1 n. 192, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-06-15_2_0_6_4_1_234_192
(Abgerufen am 29.03.2024).