RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,4,1
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König Heinrich erneuert und bestätigt Propst und Kirche von Kaiserswerth (Werdensis ecclesie) ihre Rechte, wie sie laut dem wörtlich inserierten Schreiben von Dekan und Konvent an König Wilhelm (inclito quondam Wilhelmo Romanorum regi felicis memorie) vor Ort festgestellt worden waren. Demnach gehörten dem Propst der dritte Teil der Einkünfte aus dem täglichen Gericht der Stadt Kaiserswerth, das alleinige Gericht über die jenseits der Grenzen errichteten Gebäude, der Zoll aus dem achttägigen Jahrmarkt vom Vorabend des Festes Peter und Paul [28. Juni] an, das Gericht am Vortag und am Fest Allerheiligen [31. Oktober und 1. November] zusammen mit dem Amtmann des Reiches ohne den Vogt (cum villico imperii sine advocato), der Gewinn aus Münzverrufungen, die Einsetzung des Pfarrers, die Einsetzung des Jahrmarktsaufsehers, die Fischerei in der Flehe, ein Drittel der Fischerei im Rhein von der Burg an bis zum Ende der Insel – und dem Cellerar der Kirche ein weiteres Drittel – sowie die Gerichtsbarkeit bei Streitfällen innerhalb der familia der Kirche mit Ausnahme der Blutsgerichtsbarkeit. – Majestätssiegel angekündigt. – Universis sacri Romani imperii fidelibus [...]. Ad felicitatem et salutem hominis.
- Originaldatierung:
- datum Colonie, IIIIto nonas Februarii
Überlieferung/Literatur
Überlieferung: Original (Pergament, Königssiegel an rot-gelbem Seidenstrang) Düsseldorf HStA Kaiserswerth, Stift U 100, mit mehreren Rückschriften, darunter von zwei Händen (15.Jh.) Piscatura Flee bzw. et libertates prepositure; beiliegend ein zweites, nicht ausgefertigtes Exemplar von gleicher Hand mit Korrekturen und (15. Jh.) Rückschrift Copia certi privilegii Heinrci [!] regis de omni iure etc. preminentie et potestate domini prepositi, quod sibi competit in oppido Keyserwerden., et de piscatura Reni et Flee. – Druck: Kelleter, UB des Stiftes Kaiserswerth (1904) S.163 Nr.119, ohne Insert. – Regest: Böhmer, Heinrich VII. (...1844) Nr.25.
Kommentar
Die mit Ausnahme der Datierung fast (vgl. unten) wörtlich wiederholte Vorurkunde Rudolfs von Habsburg vom 11. September 1277 ist gedruckt bei Kelleter a.a.O. S.80ff. als Nr.63; Regest: Böhmer/Redlich (1898) Nr.859. – Regest der übergangenen Urkunde König Adolfs vom 25. August 1292: Böhmer/Samanek (1948) Nr.69. – Das nicht ausgefertigte Exemplar der Urkunde heißt auf der Rückseite (s.o.) Copia. Es handelt sich dabei jedoch nicht um eine Kopie, da an einer Stelle die aus der Vorurkunde Rudolfs übernommene Formulierung prout superius sunt expressa gestrichen und von anderer Hand durch darübergeschriebenes rite et racionabiliter tradita et concessa ersetzt wurde. In der ausgefertigten Urkunde steht dann an dieser Stelle sicut sunt racionabiliter tradita et concessa. Möglicherweise wurde das unbesiegelte Exemplar vom Empfänger der königlichen Kanzlei vorgelegt und dort abgeändert, so daß der Empfänger eine zweite, korrigierte Version herstellte. Auch die Einschätzung von Kelleter, es handele sich hierbei um einen »kanzellierten Entwurf«, ist abzulehnen. Gegen die Einschätzung als Konzept spricht, daß der Text sehr sauber geschrieben ist, alle Teile der Urkunde ausgeschrieben und keine Abkürzungen vorhanden sind, bis auf die genannte Stelle keine Korrekturen vorgenommen wurden, daß auf Pergament geschrieben wurde und ohnehin eine Vorurkunde diktatgleich bestätigt wurde, so daß die Abfassung eines Konzepts recht unwahrscheinlich ist; hierzu Bresslau, Handbuch der Urkundenlehre 2 I (21914) S.136f. A.4. – Propst von Kaiserswerth war zu dieser Zeit Konrad von Lorche (1306-1313); vgl. Kelletera.a.O. S.151 A.1 und S.634.
Nachträge
Empfohlene Zitierweise
RI VI,4,1 n. 44, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1309-02-02_1_0_6_4_1_86_44
(Abgerufen am 24.04.2024).