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RI VI Rudolf I. - Heinrich VII. (1273-1313) - RI VI,1

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schreibt dem (ungarischen oberschatzmeister) Joachim, er habe jüngst dessen brief more solito graciose empfangen, mit freude Joachims sieg über seinen feind vernommen und hofft davon für sie beide nutzen und vortheil; zum dank für Joachims treue ergebenheit, von der der er auch durch des bruders B. und anderer von jenen gegenden kommender boten versicherung überzeugt worden, will er denselben in gewährung des ihm im herzogtum Steiermark zustehenden rechtes nach möglichkeit fördern. Strenuitatis tue ‒ incrementis. Nur als form. erhalten: in Ott., dar. Wiener Briefsammlung 18. ‒ Dieses schreiben ist das erste uns erhaltene in der reihe derjenigen, welche die beziehungen Rudolfs zu Ungarn betreffen, ihm giengen schon andere uns verlorene voraus. Wie in Wiener Briefs. 19 f. erörtert und begründet worden, fällt vorliegendes schreiben in die ersten monate von 1274. Rudolf v. Habsburg war schon mit könig Stefan V. von Ungarn (1270‒1272) näher befreundet (vgl. n. 335), vielleicht durch vermittelung Meinhards von Tirol, der mit Stefan verschwägert war und der auch später eine vermittlerrolle übt (vgl. n. 322). So wird Rudolf, könig geworden, sehr bald mit Stefans sohn Ladislaus oder vielmehr, da dieser erst 12 jahre alt, mit der herrschenden magnatenpartei und ihrem hervorragendsten mitglied, dem oberschatzmeister (magister tavernicorum) Joachim in verbindung getreten sein, der von ende 1273 bis anfang iuni 1274 das regiment in der hand hätte, vgl. J. Pauler A magyar nemzet története az Árpádházi kiralyok alatt 2, 405 f. Joachim hatte Maria, die tochter Gertruds (von Himberg), der letzten Babenbergerin und des Roman von Halics zur frau genommen, wie das erst Pauler 359 und 692 gezeigt hat. Davon leitete offenbar Joachim seine ansprüche ab auf gebiete in Steiermark (oder gar auf eine provincia, wie Ottokar von ihm sagt, Emler Reg. Bohem. 2, 368; damit erledigen sich auch die bemerkungen von Zahn im Oesterr. Literaturblatt 1895 sp. 11). Wol bald nach unserm schreiben, also etwa im frühjahr 1274 ist dann eine ungarische gesandtschaft an Rudolfs hof gekommen, von der wir nur aus der erwähnung (super nunciorum Hungarie et Bohemie regum legacionibus nobis propositis et oblationibus editis) in Rudolfs schreiben an den papst von ende iuni 1274 (n. 177) kunde haben. Diese gesandtschaft muss bereits vorschlage zu einer heirat einer tochter k. Rudolfs mit Andreas dem bruder könig Ladislaus IV. und wol auch zu einem förmlichen bündniss zwischen Rudolf und Ungarn gemacht haben; vgl. Rudolfs eben genanntes schreiben, dazu k. Ottokars beschuldigungen Joachims in dem schreiben an die äbtissin Elisabeth, Ladislaus IV. schwester, (nicht an Katharina von Serbien) Emler Reg. Bohemiae 2, 367 f., vgl. Pauler 704; ob Joachim selbst führer dieser gesandtschaft gewesen, ist fraglich, wenigstens ist es nirgends ausdrücklich gesagt. Rudolf machte von diesen ungarischen antragen dem papste (etwa im mai) mittheilung und erbat sich dessen rat (informacio, n. 177). Gregor zögerte allem anschein nach mit einer antwort, war er doch gerade mit der vermittlung und friedlichen ausgleichung zwischen Rudolf und Ottokar bemüht, während ein bündniss Rudolfs mit Ungarn entschieden eine böhmenfeindliche richtung haben musste. Vgl. Otto Beziehungen Rudolfs zu Gregor X. s. 42 ff. Die weiterführung dieser beziehungen wurde zunächst auch wol unterbrochen durch die innern wirren Ungarns, welche im iuni 1274 für ganz kurze zeit, ende september aber für ein halbes jahr Joachim von der herrschenden stellung herabstürzten und erst im october 1274 etwas ruhigeren zuständen platz machten, vgl. Pauler 406 f. Da erfolgte denn die wiederanknüpfung der verhandlungen, siehe n. 322.

 

Verbesserungen und Zusätze:

In seinen gesammelten abhandlungen "Zur Gesch. des 12. u. 13. Jahrhunderts" (1897) hat Scheffer-Boichorst auch den aufsatz "zur Kritik des Baumgartenberger Formelbuches ; die ersten Beziehungen zwischen Habsburg u. Ungarn" aus den Mitth. des Instituts 10 bd. aufgenommen und hiebei meine inzwischen erschienene abhandlung. Die anfänge k. Rudolfs I. und die Wiener Briefsammlung berücksichtigt. Er bekämpft (s. 331 anm. 3) meine chronologie der ersten zwischen Habsburg und Ungarn gewechselten actenstücke und hält daran fest, dass alle diese gesandtschaften und die verlobung Clemencias mit Andreas von Ungarn noch vor dem herbst 1274, dem sturze Joachims, erfolgt seien. Ich werde an anderem orte darzuthun suchen, dass auch vor Scheffers ansturm meine chronologie nicht in sich zusammenfallen braucht, dass aber allerdings eine volle sicherheit über den zeitlichen ansatz der briefe nicht zu erreichen ist.

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Empfohlene Zitierweise

RI VI,1 n. 154, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1274-00-00_1_0_6_1_0_177_154
(Abgerufen am 19.04.2024).