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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,4,4,2

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(Lucius III.) beauftragt den Erzbischof von Arles und Kardinaldiakon (Soffred) von S. Maria in Via lata (Arelan. archiepiscopo et sancte Marie in via lata diacono cardinali) mit der Untersuchung des Ehestreits zwischen Ermengard (Ermengardam mulierem) und Blanchacius (Blanchacium), dessen Untersuchung er bereits den Bischöfen von Fréjus und Gap (Furolienensi et Vapicenensi episcopis) übertragen hatte und die entschieden hätten, daß der Mann seine Frau wieder annehmen müsse; der Mann habe jedoch seine Frau dermaßen mißhandelt, daß sie gegen ihren Willen und gezwungenermaßen behauptet habe, zwischen ihnen bestünde eine Verwandtschaft; daraufhin habe einer der beiden delegierten Richter die Ehe getrennt, wiewohl die Frau fünf Söhne geboren und vierzehn Jahre ohne Klagen mit ihrem Mann zusammengelebt hatte; da die Ehe ein gewichtiges Sakrament sei und ohne vernünftigen und offensichtlichen Grund nicht aufgelöst werden dürfe, zumal sie nicht von den Menschen, sondern von Gott eingesetzt sei, befiehlt der Papst, die Angelegenheit sorgfältig zu untersuchen und, falls es sich herausstellen sollte, daß der Blanchacius die Ermengard infolge des Urteils nur eines der beiden beauftragten Bischöfe verstoßen habe, ihn unter Ausschluß der Appellation dazu zu zwingen, seine Frau wieder anzunehmen und mit ehelicher Zuneigung zu behandeln, da das Urteil nur eines Richters nicht verbindlich sei in einem Fall, der zweien übertragen worden war; sollte er sich weigern, so sollen er und die mittlerweile mit ihm zusammenlebende Frau mit der Exkommunikation belegt werden.

Originaldatierung:
Dat. Verone.
Incipit:
Causam matrimonii que inter I.

Überlieferung/Literatur

Drucke: Comp. 1 lib. 1 tit. 21 c. 21 (ed. Friedberg S. 9); Decr. Greg. lib. 1 tit. 29 c. 16 (ed. Friedberg Sp. 162-163).

Comp. 1 lib. 1 tit. 21 c. 21 (ed. Friedberg S. 9); Decr. Greg. lib. 1 tit. 29 c. 16 (ed. Friedberg Sp. 162-163).

JL 11867 (zu Alexander III. 1170-1171).

Kommentar

Zur Überlieferung dieser Dekretale vgl. auch SINGER, Beiträge S. 220. – Diese Dekretale wird in der Dekretalenüberlieferung auch Alexander III. zugeschrieben, vgl. HOLTZMANN, Reg. Alexanders III. S. 45f. (in XII. libro registri, zu 1170-1171). Auf Lucius III. deutet der Ausstellungsort Verona, wo sich der Papst seit 1184 Juli 22 aufhielt, vgl. Reg. 1167, der aber lediglich in der von Holtzmann so genannten Collectio Orielensis prima (vgl. CHENEY/CHENEY, Studies S. 127-131, heute als Bambergensis O bezeichnet, vgl. Cheney/Cheney S. XXI) erscheint. Für Kardinaldiakon Soffred von S. Maria in Via lata, der der Dekretale zufolge eine Legation nach Südfrankreich ausgeführt haben müßte, lassen seine durchgängigen Unterschriften während des Pontifikats Lucius' III. eine solche eigentlich nicht zu. Andererseits wird er zusammen mit Kardinaldiakon Bobo von S. Angelo als Legat in Frankreich in der Urk. Urbans III. von (1186-1187) Juni 27 (JL 15882, Migne, PL 202 Sp. 1483-1484 Nr. 100) erwähnt. Für Bobo erscheint eine solche Legation gut möglich, er unterschreibt unter Lucius letztmals 1184 Mai 21 (Reg. 1123) und unter Urban erst wieder im April 1186, vgl. KARTUSCH, Kardinalskollegium S. 106. – Die hier erwähnte Delegation der Bischöfe von Fréjus und Gap ist sonst nicht bekannt, vgl. Reg. 2093. – Zur Sache vgl. LANDAU, Papst Innocenz III. und Wilhelmines Ehe S. 525-527, der an Alexander III. als Aussteller festhält. – Die Dekretale ist in der Sammlung Walther Holtzmanns als WH 108 (KI 122) verzeichnet.

Nachträge

Nachträge (1)

Nachtrag von Gisela Drossbach, eingereicht am 03.05.2010.

Zu dieser Dekretale siehe jetzt auch: Gisela Drossbach, Päpstliche Schreiben an Legaten in Dekretalensammlungen des 12. Jahrhunderts, in: Aspects dilomatiques des voyages pontiicaux, 5e rencontre de la Gallia Pontificia, hrsg. v. Rolf Große (Études et documents pour servir à une Gallia Pontificia 6), Brüssel, S. 191-201, hier S. 194-196. Zu einem eher zweifelhaften Kardinaldiakon ibid., S. 194 Anm. 11.

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,4,4,2 n. 2392, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1184-07-22_11_0_4_4_2_1226_2392
(Abgerufen am 24.04.2024).