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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,4,4,1

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Lucius III. bestätigt Abt Gerhard von Ste-Madeleine zu Vézelay und dessen Brüdern (Gerardo abbati monasterii beate Marie Magdalene Vezeliacensis eiusque fratribus) auf deren Bitten und in Erinnerung der Übertragung an den Hl. Petrus durch die Klostergründer Graf Gerhard (von Vienne) und dessen Gemahlin Berta wie Leo (IX.), Gregor (VII.), Urban (II.), Eugen (III.) und Alexander (III.), daß sie nur der Römischen Kirche unterworfen sind, gewährt die Wahl des Abtes sowie die freie Wahl des Bischofs für den Empfang von Benediktionen, Ordinationen, Chrisma und Heiligem Öl, setzt für ihre Kirchen und Klöster in anderen Diözesen den freien Empfang von Benediktionen, Ordinationen, Chrisma und Heiligem Öl durch den Diözesanbischof, andernfalls durch einen Bischof ihrer Wahl fest, verbietet dem Bischof Stationsgottesdienste und öffentliche Meßfeiern im Kloster ohne ihre Zustimmung sowie die Jurisdiktion im Klosterbereich, in den umliegenden Orten und in den Kirchen St-Asquins (zu Asquins) und St-Pierre (zu St-Père) (in ecclesiis Asconii et sancti Petri), untersagt, den Abt und seine Mönche vor ein laikales Gericht zu ziehen oder von ihnen und ihren Leuten im einzelnen genannte Gerichtsdienste zu erzwingen, bestätigt den Besitz, verbietet bei Androhung der Exkommunikation, in ihrem durch Kreuze begrenzten Gebiet Verbrechen zu begehen und Gottesdienste ohne ihre Erlaubnis zu feiern, gewährt wie Paschal (II.), Calixt (II.), Innocenz (II.), Lucius (II.), Eugen (III.) und Alexander (III.) das Präsentationsrecht und setzt als jährlichen Anerkennungszins ein Pfund Silber fest.

Originaldatierung:
Dat. Rome apud sanctum Petrum pm. Alberti SRE. presb. card. et cancellarii 14 kal. ian. ind. 15 inc. 1 ...
Incipit:
Religiosis votis annuere et ea
Unterschriften:
  • Lucius catholice ecclesie episcopus
  • Theodinus Portuensis et s. Rufine sedis ep.
  • Petrus presb. card. s. Susanne
  • Vivianus presb. card. s. Stephani in Celio monte
  • Cynthius presb. card. s. Cecilie
  • Hugo presb. card. s. Clementis
  • Arduinus presb. card. s. Crucis in Ierusalem
  • Matheus presb. card. s. Marcelli
  • Laborans presb. card. s. Marie Transtiberim tit. Calixti
  • Iacinthus diac. card. s. Marie in Cosmedin
  • Rainerius diac. card. s. Georgii ad velum aureum
  • Gratianus diac. card. ss. Cosme et Damiani
  • Rainerius diac. card. s. Adriani
  • Matheus diac. card. s. Marie nove

Überlieferung/Literatur

Überl.: Kopie 17. Jh., Auxerre, Arch. dép. Yonne, H 1946 (Kopie von 1671 Januar 12, unvollständig aus dem stark zerstörten Orig. mit 14 kal. ian. ind. 15 inc. anno mille). Druck: Chérest, Etude 2 2. Teil App. S. 521-525 Nr. 2 (aus der genannten Kopie mit Ergänzungen aus anderen Urkk. und mit 17 kal.). Reg.: JL 14538 (zu 1181 Dezember 16).

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. auch Wiederhold, PUU Frankreich 5 S. 23 = Acta Rom. pont. 7 S. 441, der darauf hinweist, daß in der Hs. Paris, Bibl. nat., Coll. Moreau 821 fol. 140 die Unechtheit des Stückes verfochten wird; ebenso hält Chérest, Etude 2 2. Teil App. S. 521 Anm. 2 das Stück für ein Machwerk des Klosters. – Zur Gründung durch Graf Gerhard von Vienne und zur Geschichte des Klosters vgl. Scott/Ward, Hugh of Poitiers, The Vézelay Chronicle S. 1 ff. sowie LexMA 8 Sp. 1609 f. Zu den Gerichtsrechten des Abtes vgl. Hageneder, Rechtsstellung der Abtei Vézelay S. 92 ff. und Süssmann, Konflikt S. 41 ff. In den von Lucius III. aufgezählten älteren Urkk. wird, soweit sich das wegen der unvollständigen Überlieferung der Texte sagen läßt, das Präsentationsrecht nur ganz allgemein erwähnt; erst von Alexander III. wird es ausdrücklich aufgezählt; gesonderte Urkk. der genannten Päpste darüber haben offensichtlich nicht vorgelegen. Die erwähnten Urkk. sind die Privilegien Leos IX. von 1050 April 27 (JL 4213, Huygens, Monumenta Vizeliacensia, Cart. S. 291-293 Nr. 13), Gregors VII. von 1076 Februar 27 (JL 4980, Huygens S. 294-296 Nr. 14), Eugens III. von 1152 Januar 27 (JL –, Wiederhold 5 S. 57-58 Nr. 26 = Acta Rom. pont. 7 S. 475-476, dessen Text nur teilweise erhalten ist), Alexanders III. von 1170 Februar 16 (JL 11720, Chérest, Etude 2 2. Teil App. S. 515-520 Nr. 1), Paschals II. von 1102 November 21 (JL 5924, Migne, PL 163 Sp. 102-104 Nr. 83) und Calixts II. von 1120 Januar 12 (JL 6805, Robert, Bullaire Calixte II 1 S. 186-189 Nr. 127). Die Urkk. Urbans II., Innocenz' II. und Lucius' II. scheinen nach Wiederhold 5 S. 57 Vorbem. zu Nr. 26 = S. 475 verloren zu sein, vgl. zu den PUU für Vézelay auch die Urk. Innocenz' III. von 1198 Mai 5 (Potthast 136, Register Innocenz' III. 1 S. 218 f.). Zu Merkmalen der Exemtion vgl. Schreiber, Kurie 1 S. 64 ff. sowie Falkenstein, La papauté et les abbayes françaises S. 106 ff. und S. 155 ff.; zur Rechtsstellung abhängiger Kirchen vgl. S. 126; zum Zins vgl. Pfaff, Einnahmen S. 98 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,4,4,1 n. 62, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1181-12-19_3_0_4_4_1_62_62
(Abgerufen am 25.04.2024).