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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,2,4

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Friedrich kommt nach Überschreitung der Elbe (Reg. 2611) vor die Stadt Lübeck, wo sich ein Heer aus Slawen (Wenden) unter Bogislav (von Stettin-Pommern) und dem Obodritenfürsten (Niklot von Werle; bei Saxo irrig: Kazimarus) sowie aus Holsteinern, den Anhängern des Grafen Adolf (von Schauenburg-Holstein), bei ihm einfindet. Sowohl Bogislav wie auch (Niklot) werden vom Kaiser mittels einer mit einem Adler geschmückten Fahne mit ihren Herrschaftsgebieten belehnt. Zugleich kommt König Waldemar von Dänemark mit einer großen Flotte an die Mündung der Trave (Travemünde), und so wird Lübeck vom Land wie auch vom Meer her belagert. Der Dänenkönig begibt sich zum Kaiser und verlobt seine Tochter mit dem Sohn des Kaisers, Herzog (Friedrich) von Schwaben; eine andere Tochter (Sophia) gibt Waldemar Graf Siegfried (von Orlamünde) zur Frau. In diesem Zusammenhang wird eine Vereinbarung über die Mitgift für die Prinzessin beurkundet (vgl. Reg. 2618) und das Ehegelöbnis wird von Bischöfen beeidet. Bischof Heinrich von Lübeck erscheint vor dem Kaiser und versucht zu vermitteln. Er kann beim Kaiser die Erlaubnis für die Lübecker Bürger erwirken, sich zu Heinrich dem Löwen als ihrem Stadtherrn nach Stade zu begeben, um dessen Entscheidung darüber einzuholen, wie sie sich angesichts der Belagerung zu verhalten haben. Als besonderen Gunsterweis sendet Friedrich seinen Arzt zu dem an Fieber leidenden Lübecker Bischof. Als die Bürger nach einigen Tagen aus Stade gemeinsam mit Graf Gunzelin (von Schwerin; als Abgeordneten Heinrichs des Löwen) zurückkehren, übergeben sie auf Befehl Heinrichs des Löwen ihre Stadt dem Kaiser, bitten diesen aber vor der Öffnung der Stadt um Bestätigung ihrer früher von Heinrich dem Löwen schriftlich bestätigten Privilegien, was Friedrich auch gewährt (siehe Reg. 2615). Der Kaiser urkundet auch für die Kanoniker von Lübeck und Ratzeburg (siehe Regg. 2626 und 2617) und belehnt Graf Adolf (von Schauenburg) in Anerkennung von dessen Verdiensten um das Reich und als Entschädigung für sein Exil mit der Hälfte der städtischen Einkünfte aus Zöllen, Mühlen und Wechselbänken. Schließlich betritt er, feierlich empfangen von Klerus und Volk, die Stadt Lübeck, wo er Abt (Arnold) von St. Marien und St. Johannes in Lübeck auf Vermittlung Bischof Heinrichs mit den Stadthöfen des Klosters und den vom Bischof dem Kloster übereigneten Feldern in campo eiusdem civitatis belehnt.

Überlieferung/Literatur

Arnoldi Chron. Slavorum l. II cap. 21, MG. SS XXI, 140 f.; Saxo Grammaticus l. XV cap. V/3–12, ed. Olrik – Ræder (1931) 532 ff.; Ex Annalibus Dano-Suecanis, MG. SS XXIX, 184 (Dänenkönig kommt zum Kaiser); Ann. Lundenses, MG. SS XIX, 206 (Dänenkönig sucht den Kaiser an der Trave auf); Ann. Pegav., MG. SS XVI, 265; Ann. s. Petri Erph. maiores, ed. Holder-Egger, MG. SS rer. Germ. in us. schol., 66; Ann. Stadenses, MG. SS XVI, 349; Ex Annalibus Waldemarianis et Vitescolensibus, MG. SS XXIX, 178 (Dänenkönig sucht den Kaiser an der Trave auf); Ex Chronica Danorum Sialandica, MG. SS XXIX, 213 (Dänenkönig sucht den Kaiser an der Trave auf).

Kommentar

Arnold von Lübeck berichtet an anderer Stelle (l. III cap. 20, MG. SS XXI, 161) davon, dass die Burg Travemünde von den Slawen zerstört worden sei, als der Kaiser Lübeck belagert habe. – Als Ärzte des Kaisers werden 1177 ein magister Guido medicus noster (DF.I.715 = Reg. 2343), 1186 ein magister Cv°no medicus et capellanus noster (DF.I.938 = Reg. 2976) erwähnt. – Vgl. zu den Geschehnissen rund um die Belagerung von Lübeck Giesebrecht, Kaiserzeit V, 939 ff., Walther, Barbarossas Urkunde für Lübeck, Zs. f. lübeck. Geschichte und Altertumskunde 69 (1989) 21 ff., Engels, Dänemark, in: Friedrich Barbarossa (VuF 40, 1992) 381 f. bes. Anm. 134, Hauser, Staufische Lehnspolitik, 221 f., und Weller, Heiratspolitik, 130 ff. – Zuletzt unterstreicht Giese, Adler als kaiserliches Symbol, in: Staufisches Kaisertum im 12. Jahrhundert, hg. von Burkhardt, Metz, Schneidmüller und Weinfurter (2010) 341 f., dass mit dem Bericht des Saxo Grammaticus über die Belehnung des Bogislav mit Pommern die einzige detailliertere Beschreibung der mit dem Adler gezierten kaiserlichen Fahne vorliegt.

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,2,4 n. 2614, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1181-08-00_5_0_4_2_4_35_2614
(Abgerufen am 28.03.2024).