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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,2

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Konrad bestätigt gemäß einem von ihm ergangenen Urteil nach Klage des Priesters Hartwig von Iphofen diesem und seiner Kirche den Besitz von zwei mit Hartwig von Erlach strittigen Dritteln eines Zehnts daselbst, die jenem nach kirchlichem Recht zustanden und die er auch nach weltlichem Recht besitzen soll (… qualiter nos lacrimabiles querimonias Hertwici sacerdotis de Ipehouen diu contra iustitiam á Hertwico de Erlach gravati clementer admisimus et discusso utrimque negotio iustitiam, quam ipse et antecessor eius divinarum censura legum de duabus partibus decimę in villa Iphehouen assecuti fuerant, concordantibus humanarum legum decretis ei et ecclesię suę confirmavimus). Bei der Untersuchung führte Hartwig von Iphofen an, der gesamte Zehnt gehöre als Eigen seiner Kirche und diene ihrem Unterhalt, während Hartwig von Erlach beteuerte, seinen Teil des Zehnten vom Kloster Kitzingen aus väterlichem Recht als Lehen zu besitzen. Markward von Grumbach, Vogt des Klosters, und sein, Konrads, Hof fanden folgendes Urteil: Kein Laie kann vom Kloster Kitzingen ein Lehen empfangen, weil das Kloster das Heerschildrecht nicht besitzt. Da die Äbtissin Sophia vor ihm, Konrad, und der Synode zu Würzburg die umstrittenen Teile des Zehnten Hartwig von Erlach absprach und Hartwig von Iphofen und dessen Kirche zusprach, bekräftigt und bestätigt er sein Urteil (In examinatione vero utriusque coram nobis causę clerici videlicet et laici clericus allegabat duas partes decimę in Iphehouen simul cum tertia ad ecclesiam suam et ad sustentationem eius proprie pertinere. Laicus autem affirmabat se prenotatas partes duas decimę ab abbatissa et ecclesia Kizzingensi iure paterno in beneficio habere. Iudicatum est itaque á Marcwardo de Grombach eiusdem ecclesię advocato et á curia nostra: Quia ecclesia Kizzingensis regalia quod herscilt dicitur non haberet, nullus laicorum quicquam de iure beneficiali ab ecclesia pretaxata vel ab abbatissa obtinere posset. Item quoque, quia domina Sophia Kizzingensis ecclesię venerabilis abbatissa coram nobis et coram synodo Wirzeburgensi prefatas partes decimę unde controversia fuit, Hertwico laico prorsus negavit et Hertwico clerico et ecclesię suę recognovit, sententiam nostram omnimodę corroborationis et confirmationis munimine firmantes predictas decimas ei et ecclesię suę omnibusque successoribus eius adiudicamus et … corroboramus) Z.: Bischof Gebhard von Würzburg, Bischof Otto von Freising, Abt Adam von Ebrach, Propst Gebhard (von Würzburg), Marward von Grumbach, Albert von Trüdingen, Rupert von Scheinfeld (Segefelt), der Meier (vicedominus) Billung, Arnold von Rothenburg. – Arnoldus canc. vice Heinrici Maguntini archiepisc. et archicanc.; verfaßt und geschrieben vom Notar Albert. SI. Divinis ac salutaribus.

Originaldatierung:
(VIIII kal. decembris, Wirzeburch)

Überlieferung/Literatur

Orig.: Staatsarchiv Würzburg, Würzburger Urkunde 1285 (A). Teilabb.: Koch, Schrift 37. Druck: MGH DKo.III. 266. Regg.: Böhmer 2296; Diestelkamp – Rotter 1 Nr. 303; Stumpf 3595.

Kommentar

Das Fürstenurteil über die aktive Lehnsfähigkeit des Klosters Kitzingen hat in der Forschung eine unterschiedliche Deutung erfahren. Für Ficker, Vom Heerschilde 101; Mitteis, Lehnrecht 437, und Stutz, Ursprung und Wesen 253, war das Urteil ein Beweis dafür, daß Frauenklöster allgemein nicht aktiv lehensfähig waren. Mayer, Fürsten und Staat 224f., führte das auf das Fehlen der Verpflichtung von Frauenklöstern zurück, ein Heeresaufgebot zu stellen. Hingegen meinte Hörger, Stellung 260 Anm. 13, daß die Verneinung des Heerschildrechts in diesem Fall damit begründet war, daß Kitzingen kein Reichs-, sondern ein bambergisches Eigenkloster war. Unter Hinweis auf die Rechtsbücher, die den Fürstäbtissinnen die zweite Heerschildstufe zubilligen, und auf Beispiele von Äbtissinnen, die Güter nach Lehnrecht ausgaben und über Vasallen verfügten, stimmte Krieger, Lehnshoheit 161f., Hörgers Auffassung zu. – Zur Person der Äbtissin Sophia siehe Wagner, Die Äbtissinnen 57f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,2 n. 769, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1151-11-23_1_0_4_1_2_771_769
(Abgerufen am 29.03.2024).