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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,2

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Kaiser Konrad versichert der byzantinischen Kaiserin Irene (dilectę filię suę E[irenę] a deo coronatę et exaltatę Grecorum imperatrici), unter Betonung seiner Verbundenheit mit ihr und ihrem Gemahl, dem Kaiser der Griechen (Manuel I. Komnenos), seine Entschlossenheit, treu zu dem bestehenden Bündnis mit diesem zu stehen und die eingegangenen Verpflichtungen einzulösen (Porro in conventione pacti, quę inter nos et ipsum omni cum benivolentia firmata est, …). Er erklärt, daß im Vertrag vorgesehene Entschuldigungsgründe ihn gezwungen hätten, auf die Ausführung des geplanten Feldzuges in Italien zu verzichten und nach Deutschland zurückzukehren, nämlich der gegen den Besitz seiner Söhne gerichtete Angriff des mächtigen Welf (VI.), der, uneingedenk der ihm erwiesenen Hilfe und Wohltaten, auf der Rückreise von Jerusalem mit dem sizilischen Herrscher (Roger II.) ein gegen ihn und das Reich gerichtetes Bündnis einging und von diesem viel Geld erhielt (… causas … aperiemus, pro quibus in Longobardia post exitum nostrum a vobis manere et promissa implere nequivimus, pro quibus ad partes Alamannie modis omnibus nos properare ordo quidem rerum et imperii nostri clamor ad nos usque perlatus non absque gravioris consilii ratione persuasit. Siquidem … dominus ille Welpho, [qui] vir magnę nobilitatis et potentię in regno nostro habetur, neque fide, qua eum in extrema necessitate adiuvimus, neque beneficiis, quibus eum commode auximus, aliqua ratione commonitus per Sicylie tyrannum a Hierosolimis reditum habuit et accepta non parva ipsius infami pecunia per sacramenta et per obsides ei firmavit, quod nos et nostros et nostrum imperium perturbare et infestare modis omnibus laboraret. Quod, postquam ad propria rediit, adiunctis sibi quibusdam perfidis non parvi aput nos momenti et nominis instanter facere cepit filios nostros … invadendo et in terra ipsorum, quę illis patrimonii iure competit, inimica quedam castella edificando. Hoc igitur tam atrocis rei nuncio accepto cum fama, ut in talibus fieri solet, omnia in deterius multiplicaret, prevenire cuncta et comprimere maturavimus atque ad partes Alamannię subito et improviso adventu accessimus); und ferner eine schwere Krankheit, die ihn nach dem Eintreffen in Deutschland Ende August befallen und ihn bis Ostern an der Ausübung schwieriger Geschäfte gehindert habe (… nos infirmitas corporalis in fine augusti mensis invasit, ut usque ad pascha domini gravioribus negociis vix utiles esse possemus). Während er in der Stadt Speyer einen Hoftag abhielt (cum essemus in civitate Spira ad iusticias regni faciendas et ad exercenda publica iudicia), habe aber sein Sohn (Heinrich) Welf bei seiner Burg Flochberg (prope castellum nostrum Flochperhc) eine schwere Niederlage zugefügt. Als er sich daraufhin dem Feldzug gegen den gemeinsamen Feind (Roger II.) zuzuwenden gedachte, habe er von dem von diesem geschürten Plan der Franzosen erfahren, mit ihrem König an der Spitze gegen das byzantinische Reich zu ziehen (Quo munere celestis misericordię accepto, dum contra communis hostis nostri Siculi videlicet tyranni temerariam insolentiam nos expedire et accingere studemus, nunciatur nobis, quod omnis Francorum populus cum ipso rege suo contra imperium precellentissimi germani nostri … conspiraret et arma movere auctore et incentore Sicilye tyranno cum omni virtutis suę conatu disponeret). Er sei aber Willens, dem entgegenzutreten, und hoffe, in Kürze seine Versprechungen einzulösen, auch um sich an dem Eindringling in sein Reich zu rächen (… quia nos de invasore imperii nostri vindicare summopere desideramus). Um das Bündnis mit ihrem Gemahl zu bekräftigen, solle, wie bei der letzten Zusammenkunft vereinbart, eine noch engere Verbindung in die Wege geleitet werden, indem sein Sohn und Thronerbe (König Heinrich [VI.]) mit einer der Nichten des Kaisers, die Irene auswählen möge, die Ehe schließe (… ut gloriosus filius noster, qui imperii nostri successor et heres est designatus et coronatus, neptem unam mariti tui, sublimis Grecorum imperatoris, uxorem presenti tempore ducat de duabus scilicet alteram. Quę electio in tui pectoris sapientia constabit …). Die Vertragsbedingungen auszuhandeln, schicke er den schon bei den seinerzeitigen Gesprächen bewährten Grafen Alexander von Gravina, den er aus Venedig habe kommen lassen, damit ein rascher Abschluß zustandekomme (… posuimus in ore comitis Alexandri de Grauina, qui utrique imperio perpetua fidelitate servire manifeste consuevit et verbi huius mediator et tractator ex precepto utrorumque, cum apud vos essemus. Quem … a Uenecia fecimus ad nos vocari …).

Überlieferung/Literatur

Kop.: Archives de l´État à Liège, Abschrift aus der Mitte des 12. Jahrhunderts in Wibalds Briefbuch (B). Drucke: Epp. Wibaldi Nr. 243 = MGH Nr. 216; MGH DKo.III. 229.

Kommentar

Zur Datierung siehe die Vorbemerkung von Hausmann. – Neben mehr Details zu den angeführten Ereignissen enthält Konrads Brief an Irene im Vergleich zu dem vermutlich etwas früher entstandenen an Kaiser Manuel Reg. 654 zunächst Informationen über den von König Roger II. und den Franzosen geplanten Krieg gegen Byzanz (zu den von Reuter, The „non-crusade“ 159, geäußerten Zweifel an der Verläßlichkeit dieser Mitteilung vgl. den Kommentar zu Reg. 659) als zusätzliche Entschuldigung für die Verschiebung von Konrads Italienzug, sodann und vor allem aber die Ankündigung Konrads, zur Bekräftigung des Bündnisses die während des Kreuzzugs vereinbarte Heirat König Heinrichs (VI.) mit einer von Irene zu bestimmenden Nichte Manuels zur Ausführung bringen zu wollen. Vollrath, Konrad III. 359ff., hat die Hypothese aufgestellt, daß Konrad mit der Aussage firmiorem inter nos affinitatem, sicuti cum presentes essemus, inter nos tractatum et infirmatum fuit, ad presens fieri disponimus nicht, wie es die bis dahin gängige Forschungsmeinung war, an eine frühere Vereinbarung über eine Heirat Heinrichs mit einer Nichte Manuels erinnerte, sondern an die 1148 zustandegekommene Ehe seines Halbbruders Herzog Heinrichs (Jasomirgott) von Bayern mit der Komnenin Theodora (siehe Reg. 575). Deshalb enthalte der Brief ein neues Eheangebot, mit dem Konrad (nach einem von Wibald von Stablo entwickelten Plan) das Ziel verfolgt habe, die im „Vertrag von Thessalonike“ Manuel als Mitgift Irenes zugesagte Überlassung Unteritaliens, gegen die sich vor allem seitens der Kurie massiver Widerstand regte, gleichsam als Mitgift Heinrichs zurückzuerhalten. Vollraths von Engels, Konstanzer Vertrag 256, noch dahingehend ausgebaute These, daß nicht nur die späteren byzantinischen Heiratspläne Konrads (siehe Reg. 764), sondern auch die Barbarossas den gleichen „Mitgiftentausch“ bezweckten, wurde u.a. von Opll, Friedrich Barbarossa 46; Georgi, Friedrich Barbarossa 8ff., Weller, Heiratspolitik 69–74, und auch von Hiestand, Neptis tua 506 und passim, akzeptiert, obwohl dieser den von Niederkorn, Mitgift 135f. Anm. 57, erhobenen Einwand, daß die oben zitierte Stelle nicht in dem von Vollrath propagierten Sinn gedeutet werden könne und Konrad sich sehr wohl auf den (somit 1148/1149 vereinbarten) Plan der Ehe Heinrichs (VI.) mit einer byzantinischen Prinzessin bezog, für berechtigt erachtete und mit zusätzlichen Argumenten stützte (505f., besonders Anm. 11, und 514 Anm. 51). Da das Projekt, Irenes „Mitgift“ (vgl. dazu Reg. 580) als Mitgift Heinrichs (VI.) zurückzubekommen, aber nur dann Sinn macht, wenn man (wie Vollrath) annimmt, daß Konrad damit seine „Mitgiftzusage“ an Manuel nachträglich unwirksam machen wollte, sobald er sich der daraus resultierenden Schwierigkeiten bewußt wurde, verliert die These des „Mitgiftentausches“ eine wesentliche argumentative Grundlage, vgl. Niederkorn, Thessalonike 223f., wo auch eine Reihe weiterer Einwände gegen diese These ausgeführt sind. – Konrads Aussage, uxorem presenti tempore ducat de duabus videlicet alteram ist nach Hiestand, Neptis tua 514f., so zu verstehen, daß bei den Verhandlungen 1148/1149 zwei Kandidatinnen bestimmt wurden. Unter den als Braut Heinrichs in Frage kommenden Nichten Manuels hält Hiestand (534–544) Eudokia, eine Tochter des Sebastokrators Andronikos, für die wahrscheinlichste und stellt die These zur Diskussion, daß diese auf dem Weg zu ihrem Bräutigam in Begleitung von Konrads heimkehrendem Gesandten Alexander von Gravina bereits am babenbergischen Hof (von wo, wie einem Begrüßungsgedicht zu entnehmen ist [535f.], Theodora in Begleitung einer Schwester bald nach ihrer Heirat eine Reise nach Konstantinopel unternahm) angelangt war, als sie von Heinrichs Tod erfuhr.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,2 n. 670, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1150-04-16_1_0_4_1_2_672_670
(Abgerufen am 25.04.2024).