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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,2

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Bischof Anselm von Havelberg, der Kanzler Arnold von Wied und Abt Wibald von Stablo und Corvey – der sich als besonderer Vertrauter Konrads fühlt und nach dessen Ableben angibt, von diesem oftmals gegenüber allen, einschließlich seiner Brüder, wenn auch mit Ausnahme seiner Söhne, bevorzugt worden zu sein – sowie etliche Bischöfe verlieren für einige Zeit ihren Einfluß am Königshof, da Konrad anderen Ratgebern mehr Gehör schenkt und anderen Personen (die Wibald als nicht treu bezeichnet) Gnaden erweist.

Überlieferung/Literatur

Brief Wibalds von Stablo an den Notar Heinrich, Epp. Wibaldi Nr. 206 = MGH Nr. 188 (Siquidem mira fit rerum conversio. Nam illi, de quorum fide á plurimis dubitatum fuit, immo ut verius dictum sit quorum perfidia omnibus fere innotuit, honoribus ac divitiis sublimantur; nos vero, quorum fides etiam totius regni approbata est preconio, iam quasi alieni facti sumus); Brief Wibalds an Anselm von Havelberg, Epp. Wibaldi Nr. 211 = MGH Nr. 194; Brief Wibald an den Konvent von Corvey von Februar 1152, Epp. Wibaldi Nr. 364 = MGH Nr. 319 (Filiis enim suis nos in omni excellentiae gradu non postposuit, germanis suis, licet in altissimo principatus culmine constitutis, sepenumero anteposuit. Universa nobis sanctae pietatis et officia et nomina ab ipsius sacratissimo pectore manabant. Nunc inter dolorem amissi tam excellentis tam amici principis …).

Kommentar

Als Grund für die sich aus Wibalds Korrespondenz ergebende „Ungnade“ der drei Genannten bei Konrad wird ihre enge Bindung an die römische Kurie gesehen, zu der Konrad nach der Rückkehr vom Kreuzzug eine distanziertere Haltung einnahm (siehe Reg. 606f.), was teilweise vielleicht auf die von Wibald beobachtete Änderung seines Charakters (siehe Reg. 621), möglicherweise auch auf Konrads Wissen um das Verhältnis des byzantinischen Kaisers zur Kirche in Byzanz (worauf vor allem Hiestand, Neptis tua 549f., hinweist), nicht zuletzt aber wohl auf die im Frühjahr 1149 vollzogene Annäherung Eugens III. an Roger II. von Sizilien zurückgeführt werden kann. – Während Arnold aufgrund seiner Interessen in Köln dem Hof allerdings aus freien Stücken fernblieb (siehe Reg. 642), war Wibald über seine Zurücksetzung sehr unglücklich, wie seine Klagen über das Ausbleiben von Antworten auf seine Briefe und von Ladungen zu Hoftagen zeigen (siehe Reg. 630). Anselm, der für viele Monate im „Exil“ in dem eben erst von den Slawen wiedererworbenen Havelberg verweilen mußte, verfaßte sogar ein an Konrad gerichtetes Entschuldigungsschreiben, dessen Text über Arnold auch Wibald bekannt wurde, von dem aber nicht sicher ist, ob Konrad es gesehen hat. Anselm dürfte Konrads Unmut wegen seiner Rolle als Beauftragter Papst Eugens III., der nach einem Aufenthalt an der Kurie Konrad den päpstlichen Kurswechsel nahezubringen hatte, besonders zu spüren bekommen haben, vgl. Lees, Anselm of Havelberg‘s Banishment 5–18. – Der von Stephan- Kühn, Wibald 334–341, unternommene Versuch, die Verstimmung zwischen Wibald und Konrad allein auf das Problem der offenen Geldforderung Konrads an das Kloster Corvey zurückzuführen, überzeugt nicht.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,2 n. 623, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1149-00-00_2_0_4_1_2_625_623
(Abgerufen am 28.03.2024).