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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,2

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Welf VI., der nach der Versammlung bei Palmarea und Überwindung einer (vorgetäuschten?) Erkrankung auf einem sizilischen Schiff die Heimreise angetreten hatte, kehrt in seine Heimat zurück und nimmt mit Unterstützung mächtiger Anhänger unverzüglich den Kampf gegen Konrad auf, indem er Güter von dessen Söhnen (Heinrich und Friedrich) überfällt und darauf Burgen erbaut. Bei einem Aufenthalt in Sizilien während der Rückreise hatte Welf zuvor das gegen Konrad gerichtete Bündnis mit König Roger II., der ihm neuerlich Gelder zur Verfügung stellte, erneuert. In Rom, das er mit Hilfe des Cencius Frangipane und eines Gataguefi heimlich passieren konnte, wurden seine Begleiter von den Senatoren arretiert und bei ihnen Briefe Rogers an die Herzöge Friedrich (III.) von Schwaben, Heinrich von Sachsen und Konrad von Zähringen sowie an dessen Sohn Berthold gefunden, in denen zum Aufstand gegen Konrad aufgerufen wird.

Überlieferung/Literatur

Brief Konrads an die byzantinische Kaiserin Irene Reg. 670; Brief des Notars Johannes an Fürst Robert von Capua und Graf Richard von Rupecanina, Epp. Wibaldi Nr. 147 = MGH Nr. 233 (Sciatis itaque, Guelfum, domni regis Counradi proditorem, cum Siculo concordem esse magnamque pecuniam ab eo accepisse. Et clam ductu Cencii Fraiapane et Gataguefi Romam transiit. Homines tamen sui cum quatuor Sarracenis et totidem dextrariis Rome á senatoribus capti et dimissi fuere. Qui litteras ex parte Siculi Frederico duci Suaviae, Enrico duci Saxoniae, Bretolfo filio ducis Conradi, Conrado duci de Cebering pro dampno et guerra domni regis Conradi defferebant, quibus commonebantur et rogabantur á Siculo, ut, quae illis Guelfus de suo proficuo diceret, facerent); Hist. Welforum c. 27 und 28 54 (Transito igitur mari convalescens Siciliam attingit. Ubi Rogerius eum cum magno domus suae tripudio suscipiens ac honorifice dimittens iterum ad rebellandum regi maximis muneribus illectum incitat. [c. 28] Igitur reversus, in proxima hieme circa purificationem sanctae Mariae collecto milite fines regis invadit ac castrum eius Flohperc forti impugnatione sollicitans …); Otto von Freising, Gesta Friderici I 64, MGH SSrerGerm 46 90 (… nam Gwelfo dux per Calabriam et Apuliam reversus fuerat…).

Kommentar

Welfs VI. Motiv für die Wiederaufnahme der – durch die Kreuznahme beider allerdings, wie die Historia Welforum auch betont, nicht beendeten – Fehde gegen Konrad, der sich auf dem Kreuzzug um ein besseres Verhältnis zu Welf bemüht hatte (siehe Reg. 558), ist nicht leicht zu ergründen. Neben der keineswegs auszuschließenden Möglichkeit, daß Welf seinen Anspruch auf Bayern aufrechterhielt, auch nachdem Heinrich der Löwe dieses Herzogtum für sich forderte, könnte in Erwägung gezogen werden, daß Welf nun für die Interessen seines Neffen focht. Wie Hechberger, Staufer und Welfen 217 und 289f., zu Recht bemerkt, bestand zwischen den beiden Welfen aber nie ein sonderlich enges Verhältnis. Da in den Jahren 1149 und 1150 Heinrich der Löwe auch in keiner Weise in die Kämpfe gegen den König eingriff, und aufgrund der Tatsache, daß Welf auf einem sizilischen Schiff und über Sizilien heimreiste, überlegt Niederkorn, Welf VI. 147, daß dieser schon im Unfrieden von Konrad schied und es keiner großen Überredungskünste seitens Rogers II. bedurfte, um Welf zur Erneuerung der Feindseligkeiten zu bewegen. – Daß unter den Adressaten der zum Kampf gegen Konrad aufrufenden Briefe neben Heinrich dem Löwen und den beiden Zähringern auch Herzog Friedrich, der spätere Kaiser, genannt wird (siehe auch B-Opll-Mayr 42), kann als Beleg für sein gutes Verhältnis zu seinem Onkel Welf VI. angesehen werden. Dieses erleichterte Friedrich, der sich in die Auseinandersetzungen offenbar nicht einmischte, seine spätere Vermittlertätigkeit, vgl. Hechberger, Staufer und Welfen 34f. – Durch die Schilderung der Begünstigung von Welfs Rückreise durch Cencius Frangipane, einen namhaften Angehörigen der päpstlichen Partei in Rom, diente der Brief des Notars Johannes, in dem ausdrücklich die Benachrichtigung der Könige Konrad und Heinrich über die Vorfälle gefordert wird, auch dazu, Papst Eugen III. bei Konrad als Verbündeten Rogers II. zu diskreditieren, vgl. Niederkorn, Thessalonike 220. Da die in dem Brief für die Bitte, die Information über die geschilderten Vorfälle weiterzuleiten, verwendete Formulierung Studeatis ergo filio regis et etiam regi Conrado … ista notificare dafür spricht, daß in erster Linie Heinrich (VI.) gewarnt werden sollte, Konrads Rückkehr somit als noch nicht unmittelbar bevorstehend angesehen wurde, ist entgegen den von Gleber, Papst Eugen III. 112, vorgebrachten Überlegungen das Schreiben des Johannes und mit ihm die Rückkehr Welfs eher an die Jahreswende 1148/1149 zu setzen. Bermerkenswert ist, daß Welf, wie Konrad in seinem Brief an Irene betont, in die Güter seiner Söhne einfiel, also die des Königs verschonte und damit die besonders geschützte Rechtsstellung der Güter der Kreuzfahrer respektierte.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,2 n. 579, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1148-00-00_5_0_4_1_2_581_579
(Abgerufen am 29.03.2024).