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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,2

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Konrad hält einen Hoftag ab. – Erzbischof Konrad (I.) von Salzburg leistet der an ihn gerichteten Ladung (siehe Reg. 102) Folge, verweigert Konrad jedoch mit beleidigenden Worten den von Herzog Konrad von Zähringen geforderten Handgang (hominium). Im Bestreben, einen Streit zu vermeiden, verhindert Konrad eine heftige Entgegnung des Herzogs und erklärt, vom Erzbischof nichts als dessen guten Willen zu verlangen. – Herzog Heinrich (der Stolze) von Bayern liefert – möglicherweise durch allerlei Versprechungen oder Drohungen dazu bewegt – die in Nürnberg verwahrten Reichsinsignien aus, wird aber von Konrad nicht vorgelassen, der ihm einen Termin in Augsburg setzt, um über strittige Angelegenheiten zu verhandeln.

Überlieferung/Literatur

Gesta archiepisc. Salisburgensium. Vita Chunradi, MGH SS 11 66 (cum regi Ratisponae occurrisset [Erzbischof Konrad], duci de Zaringen viro clarissimo dicenti sibi coram rege cunctisque principibus, quod hominium domino suo regi facere deberet, intrepide respondit: Video, domine dux, quia si plaustrum essetis, boves precurrere non dubitaretis; inter me enim et dominum nostrum regem sic causa determinabatur, ut nullam vestri in hac causa curam haberi sentiatis. Unde rex, ne archiepiscopus indignatione motus in verbum asperum amplius erumperet et negotium omne turbaret, aversa manu os ducis compressit, et ab omni responsione compescuit, dicens, se ab archiepiscopo nichil prorsus expetere, nisi bonam voluntatem ipsius); – Otto von Freising, Chronik VII c. 23, MGH SSrerGerm 45 344f. (Solus ex principibus Heinricus dux regalia servans aberat, ad quae reddenda in festivitate apostolorum Petri et Pauli dies [29. Juni] ei Ratisponae prefiditur. Quo veniens regalia quidem reddidit, sed tamen ante conspectum regis non admissus infecto pacis negotio sine gratia eius recessit); Hist. Welforum c. 24 46 (Quo [Regensburg] veniens regalia quidem multis illectus promissis reddidit, sed ad ea, quae ulterius inter eos tractanda erant, dies ei in brevi post Augustae praescribitur); Burchard von Ursberg, Chronik, MGH SSrerGerm 16 18; Kaiserchronik v. 17197ff., MGH Dt. Chron. 1 391. – Vom Erwerb der Reichsinsignien durch Konrad berichten auch die Ann. Patherbrunnenses 167 (Ann. Corbeienses maiores 79); der Annalista Saxo, MGH SS 37 612, und die Chron. regia Coloniensis Rec. I und II, MGH SS 18 75, denen zufolge Konrad dies durch List erreichte (callide aquisivit), während die Ann. Palidenses, MGH SS 16 80, aus denen auch hervorgeht, daß Nürnberg der Aufbewahrungsort der Reichsinsignien gewesen war, davon sprechen, daß Konrad den Herzog bedrängt habe (Conradus … successit in regnum, et regalia que Heinricus dux Bawariorum et Saxonum sub se habuit apud castrum Noremberg eum obsidens requisivit). Der Zeitpunkt des Hoftags ergibt sich aus den Ladungsschreiben Regg. 102f. bzw. dem Heinrich dem Stolzen für die Auslieferung der Reichsinsignien gesetzten Termin (siehe Reg. 100). – Zur Auseinandersetzung mit Konrad I. von Salzburg siehe Zeillinger, Erzbischof Konrad I. 58f., und Parlow, Zähringer Nr. 276. Da Lothar III. nach seiner Wahl auf die Leistung des Handgangs durch die geistlichen Großen verzichtete (siehe B-Petke 92), wird Konrad von Minninger, Clermont 45, und Millotat, Staatsvorstellungen 320, als der erste Herrscher angesehen, der diese lehensrechtliche Zeremonie auch wiederum von den Klerikern forderte; demgegenüber meinten Reuling, Kur 168 Anm. 261, und Petke im Kommentar zu B-Petke 92, daß Lothars Verzicht auf den Handgang nicht hervorgehoben worden wäre, wenn darin keine Besonderheit gelegen hätte. Tatsächlich ist schwer zu glauben, daß Konrad, der zunächst um die Anerkennung seines Königtums zu ringen hatte, in dieser Phase eine umstrittene neue Verpflichtung einführte. Auch die heftige Reaktion des Herzogs von Zähringen deutet darauf hin, daß, wie Classen, Wormser Konkordat 428, bemerkt, es bereits in der Zeit Lothars feststehende Anschauung war, daß die Regalienleihe durch den König an den Bischof und die Leistung des Handgangs durch diesen untrennbar zusammengehören. Zu der von Erzbischof Konrad vertretenen Anschauung von Kirchenfreiheit, die ihn auch schon mit Lothar III. in Konflikt gebracht hatte (B-Petke 364), siehe ebd. 431ff. Nach Görich, Wahrung des honor 288f., wurde in der geschilderten Szene, deren Gemachtheit er nicht ausschließen will, „zweierlei öffentlich demonstriert: Zum einen durch des Zähringers Forderung der grundsätzliche Rechtsanspruch des Königs, zum anderen durch Konrads eigenes Verhalten seine Bereitschaft, dem Erzbischof nicht durch Beharren auf diesen Rechtsanspruch einen Gesichtsverlust zuzumuten.“– Zu der in der sächsischen Weltchronik Rec. C c. 274 und Rec. AB c. 290, MGH Dt. Chron. 2 210 und 216, zwischen dem Bamberger und dem Regensburger Hoftag geschilderten Eroberung Nürnbergs, wo Heinrich der Stolze den Ann. Palidenses, MGH SS 16 80, zufolge die Reichsinsignien aufbewahrte, siehe den Kommentar zu Reg. 111. – Zum Konflikt Konrads mit Heinrich dem Stolzen siehe Althoff, Konfliktverhalten 73–78, und zuletzt Schneidmüller, Welfen 174–179, zu den Verhandlungen in Augsburg siehe Reg. 106.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,2 n. 105, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1138-06-24_1_0_4_1_2_105_105
(Abgerufen am 29.03.2024).