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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,1

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Nach einem Zug, auf dem empörerische Städte und Burgen zerstört worden sind, schlagen Herzog Heinrich und Papst Innozenz II. am 21. Mai hinter dem mons sancti Felicis vor Benevent ihr Lager auf. Sie senden Kardinalpriester Gerhard (von S. Croce in Gerusalemme) in die Stadt, wo er lange und erfolglos mit einem Teil der Bewohner über einen Frieden und die Abhaltung eines Marktes außerhalb der Stadtmauern verhandelt. Am 22. Mai verlegen der Herzog und der Papst das Lager auf die Ebene bei S. Pietro Maggiore am Fluß Sabato. Als sich das Gerücht davon in der Stadt verbreitet, ruft Erzbischof Rossmann, das Haupt der beneventanischen Gegner Papst Innozenz', zum Widerstand auf. Sogleich läßt Kardinal Gerhard den Richter Landulf von Benevent, den Arzt Ludwig und den Abt Malfrid de Grimaldo aus der Stadt rufen, mit denen er über einen Frieden und über die Übergabe verhandelt; zustimmend kehren die Unterhändler in die Stadt zurück. Gegen drei Uhr nachmittags desselben Tages unternimmt ein Teil der Beneventaner einen Ausfall, gerät in einen Hinterhalt Herzog Heinrichs und wird bis zum pons maior zurückgetrieben; vierzig Beneventaner geraten in Gefangenschaft. Deren Freilassung durch den Herzog erreicht eine am Morgen des 23. Mai im Lager erscheinende Gesandtschaft der Stadtbewohner, welche dem Papst den Treueid schwört. Dasselbe tun viele aus der Stadt herauskommende Beneventaner. Dennoch überredet ein gewisser, seit drei Jahren im Exil lebender und auf Rache sinnender Jaquintus die Deutschen zur Plünderung. Sie gelangen bis vor die verschlossene Porta Rofina, werden aber von Heinrich dem Stolzen auf Bitten des Papstes ins Lager zurückbefohlen, wodurch Benevent vor einer Plünderung bewahrt wird. Jaquintus jedoch gelangt mit einigen Genossen durch die Kloake bei S. Renato in die Stadt, nimmt im Kurienpalast den Kardinalrektor Crescentius gefangen und schickt ihn ins Lager. Bei der versuchten Gefangennahme des Komestabel Bernhard empfängt Jaquintus starke Verwundungen, denen er später erliegt. In der Nacht zum 24. Mai begibt sich Erzbischof Rossmann auf die Flucht. Exilierte Beneventaner, unter ihnen der Stadtrichter Falco, kehren am 24. Mai nach Hause zurück. Kardinal Gerhard wird von Innozenz in die Stadt gesandt und empfängt dort von allen Bewohnern den Treueid für den Papst. Am selben Tage überträgt der Papst, schon im Aufbruch zum Kaiser begriffen, vor der Porta Somma im Angesicht des Volkes diesem Kardinal die Sorge für den Frieden in der Stadt und ernennt zu deren Rektor den Subdiakon Oktavian. Der Kardinal Crescentius und ein weiterer Kardinal werden vom Papst zu Klosterhaft verurteilt.

Überlieferung/Literatur

Ann. S. Aegidii Brunsvic. exc. (zu 1137), MGH SS 30, 1 S. 13f.: (unrichtig) Imperator autem a Benevento ... venit... Ann. Saxo zu 1137, MGH SS 6 S. 773. Chronik von Montecassino IV, 105, MGH SS 34 S. 567. Falco zu 1137, hg. Del Re S. 229-232. Historia gloriosi regis Ludovici (= De glorioso rege Ludovico, Ludovici filio) c. II, ed. A. Molinier, Vie de Louis le Gros par Suger suivie de l'histoire du roi Louis VII (Collection de textes hist. 4) Paris 1887 S. 149; (unter dem Titel:) Ex Aimoni cont. Sangermanensi, MGH SS 26 S. 152: (unrichtig Lothar) Capuanam et Beneventanam pertransiens provinciam, Apuliam in ore gladii perdomuit ... Barensem civitatem et circumiacentem patriam occupavit. Kaiserchronik v. 17132f., hg. E. Schröder, MGH Dt. Chron. 1, 1892 S. 390. Reg.: JL 1 S. 875. Kehr/Holtzmann, It. Pont. 9 S. 37-39 Nr. *87-*91.

Kommentar

Das Regest folgt weitgehend, insbesondere hinsichtlich der topographischen Angaben und der Kampfhandlungen, dem Bericht des Augenzeugen Falco von Benevent, hingegen nicht dem offensichtlich ungenauen und aufbauschenden Bericht des Petrus Diaconus, vgl. KEHR/ HOLTZMANN, a.a.O. Daß Falco weniger Heinrich den Stolzen als Innozenz als eigentlich Handelnden herausstellt, ist offensichtlich. Zu Falcos Irrtum bezüglich des Ankunftstages des Heeres vor Benevent s. schon BERNHARDI, Lothar S. 703 Anm. 28. Zu den Verfassungskämpfen, dem päpstlichen Rektorat und den anakletianischen und innozentianischen Parteien in Benevent s. O. VEHSE, Benevent als Territorium des Kirchenstaates bis zum Beginn der avignonesischen Epoche, 1. Teil, in: QFIAB 22 (1930/31) S. 137-149; vgl. zum in Anwesenheit Rogers II. im Jahre 1139 resignierenden Rossmann auch N. KAMP, Der unteritalienische Episkopat im Spannungsfeld zwischen monarchischer Kontrolle und römischer "libertas" von der Reichsgründung Rogers II. bis zum Konkordat von Benevent, in: Società, potere e popolo nell'età di Ruggero II, Atti delle terze giornate normanno-sveve, Bari 23-25 Maggio 1977, Bari 1979 S. 114, 116. - Zur Beneventaner Topographie s. STEFANO BORGIA, Memorie istoriche della pontificia città di Benevento 2, Benevento 1764: S. Pietro Maggiore am linken Ufer des Sabato südwestl. der Stadt (STEFANO BORGIA, Plan vor S. 1, vgl. KEHR/ HOLTZMANN, It. Pont. 9 S. 105), pons maior wahrscheinlich an der Stelle des über den Sabato führenden Ponte S. Maria d'egli Angeli (KEHR/ HOLTZMANN, S. 131), Porta Rofina an der Südwestfront der Stadt (KEHR/ HOLTZMANN, vor S. 1), S. Renato an der Porta dell'Annunziata an der Südpartie (S. BORGIA, Memorie 3, 1, Benevento 1769 S. 97), Porta Somma ehedem an der Stelle des 1321 errichteten Kastells im Südosten der Stadt (KEHR/ HOLTZMANN, a.a.O. S. 103).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,1 n. 584-16, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1137-05-21_1_0_4_1_1_600_584-16
(Abgerufen am 25.04.2024).