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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,1

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Auf Klage des Abtes Hildebrand vom Kloster S. Silvestro zu Nonantola und des Klostervogts Adeger vor der zu Gericht sitzenden Kaiserin Richenza (resideret ... ad iustitiam faciendam) und vor den Bischöfen Anselm von Havelberg, Adelmus von Reggio und Bruno (von Straßburg), den Markgrafen Friedrich und Werner (von Ancona), vor Ulrich Crassus, Graf Otto, Graf Robert de Grauin, Dietrich von Düren (Dura), Dietrich de Stortite, Artenisius, Graf Tegrimus von Imola, vor Bernhard und Guido, Söhnen des Manfred, Gerhard de Plaza, Rainer und Guizardus de Balugula, Cazaguerra, Oliuerus de Taculis, Rainer von Gombola (Gumula) und Gandulf und Ubald von Castellarano gegen Arduinus und Guidotto della Palude, Bernhard und seinen Bruder, Söhne des Maleadobatus, gegen Menaboues und seinen Bruder, Gerhard und Ingezo, Söhne des Rainer von Cavriago (Coruiago), Guibert, Sohn des Herrn Gerhard, des Sohnes Rogers von Reggio, und andere, die teils behaupten, das nach Versicherung des Vogtes an das Kloster heimgefallene, ehedem von Ubertus, Sohn des Grafen Ardicio und danach von dem ohne Erben gestorbenen Markgrafen Konrad (von Tuszien) besessene Gut Cella von besagtem Konrad zu Pfand erhalten zu haben, und teils sagen, daß sie Cella zu Lehen besäßen, fragt Richenza die genannten Deutschen und Italiener (Teutonici et Latini), zu denen auch noch Paganellus von Corsena zählt, um Urteil, worauf einmütig unter Zustimmung des ganzen Hofgerichts (collaudatione totius curie) für Recht erkannt wird, daß nach Brauch des Reiches der Abt in das genannte Gut durch einen Boten einzuweisen sei, was im Auftrage der Kaiserin durch Konrad den Deutschen (Conradum Teutonicum) geschieht; überdies wird für Recht erkannt, daß, wer von Cella etwas zu Pfand besitzt, Geld und Land verlieren, wer hingegen etwas zu Lehen beansprucht (pro feudo quereret), vor dem Hofgericht (curia) des Abtes Rechenschaft geben soll, worüber wie über alles Vorstehende die Kaiserin öffentlich ihren Bann verhängt. - (SN.) Ego Martinus sacri palatii notarius rogatus hanc cartam scripsi, conplevi, tradidi.

Originaldatierung:
(septimo die intrante mense novembris, in civitate Regio)

Überlieferung/Literatur

Kop.: Reggio nell'Emilia, Archivio Capitolare, Transsumpt von der Hand des Notars Zilibertus von um 1200 (B). Drucke: Ughelli, Italia sacra ed. II vol. 2, Venetiis 1717 S. 288. L.A. Muratori, Antiquitates Italicae medii aevi tom. 1, Mediolani 1738 Sp. 613. DRich. 2. Reg.: Stumpf -.

Kommentar

Das transsumierte Notariatsinstrument ist, wie das kopierte Notariatssignet und das Diktat zeigen, von demselben Notar Martinus aus Reggio geschrieben und verfaßt wie Reg. 541, s. HIRSCH/ OTTENTHAL, DDRich. 2 und 3, Vorbemerkungen. - Richenza hielt sich wohl seit Ende September in Reggio auf, s. Reg. 509. - Der Vogt Adeger von Kloster Nonantola ist personengleich mit dem Reg. 509 und Reg. 541 erwähnten Hofrichter Adeger, s. ein Notariatsinstrument von 1139, wo Adigerius sacri palacii iudex atque monasterii sancti Silvestri advocatus genannt ist (GIROLAMO TIRABOSCHI, Storia dell'augusta badia S. Silvestro di Modena, Modena 1785 S. 250 Nr. 240). - Die Markgrafen Friedrich und Werner sind nach Reg. 634 jene von Ancona. Vgl. J.-F. LEONHARD, Die Seestadt Ancona im Spätmittelalter, 1983 S. 335f. Dietrich von Düren ist Angehöriger der gleichnamigen Reichsministerialenfamilie, vgl. WADLE, Reichsgut S. 189f. Oliuerus de Taculis war nach Reg. 541 Konsul in Reggio. - Unter den übrigen Mitgliedern des Hofgerichts und unter den Beklagten findet sich eine große Zahl von Personen aus der Umgebung der Markgräfin Mathilde. Zu Bernhard de Manfredi vgl. A. OVERMANN, Mathilde von Tuscien, 1895 S. 180 Nr. 109, zu Gerhard von Plaza A. OVERMANN, S. 185f. Nr. 129, 131 u. ö., zu den von Balugula, Gombola und Castellarano A. OVERMANN, S. 180 Nr. 107, S. 186 Nr. 131, S. 189 Nr. 141. Zu den della Palude, Seitenverwandten der Mathilde, vgl. F. FABBI, Le famiglie Reggiane e Parmensi che hanno in comune l'origine con la contessa Matilde, in: Studi Matildici (Deputazione di storia patria per le antiche provincie modenesi, Biblioteca [NS] 2) Modena 1964 S. 36-40; zu Maleadobatus von Cavriago vgl. OVERMANN, a.a.O. S. 184 Nr. 124, S. 187 Nr. 134, und J. FICKER, Forschungen zur Reichs- und Rechtsgeschichte Italiens 4, 1874 S. 148 Nr. 103. Paganellus von Corsena dürfte den bei Mathilde oft erwähnten Paganus von Corsena zum Vorfahren haben, vgl. OVERMANN, a.a.O. S. 143 Nr. 33 S. 147 Nr. 40. Vgl. auch TH. GROSS, Lothar III. und die Mathildischen Güter, 1990 S. 131, 153. - Markgraf Konrad dürfte der von Heinrich V. eingesetzte, von 1120 bis 1129 bezeugte, 1131 als verstorben bezeichnete Markgraf von Tuszien - wohl der Reichsministeriale Konrad von Weilach - sein, s. P. SCHEFFER-BOICHORST, Zur Geschichte des XII. und XIII. Jahrhunderts. Diplomatische Forschungen, 1897 S. 64-91, und DKo.III. 78, Vorbemerkung, vgl. Reg. 443, und GROSS, a.a.O. S. 37-41. Noch 1156 findet ein bei Bologna gelegener ehemaliger Besitz eines Markgrafen Konrad Erwähnung (TIRABOSCHI, a.a.O. S. 267 Nr. 290); wahrscheinlich handelt es sich dort wie hier um den tuszischen Markgrafen, vgl. auch GROSS, a.a.O. S. 40 Anm. 86. - Zur Geschichte von Cella, das um 1200 an Reggio gelangte, s. G. TIRABOSCHI, Dizionario topografico-storico degli stati Estensi 1, Modena 1824 S. 194f., GROSS, a.a.O. S. 176.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,1 n. 533, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1136-11-07_1_0_4_1_1_533_533
(Abgerufen am 28.03.2024).