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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,1

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Lothar macht bekannt, daß Markgraf Albrecht (der Bär) auf Intervention Richenzas bei ihm erlangt hat (hoc apud nos obtinuit), den Kaufleuten von Magdeburg (Magdeburgensibus mercatoribus) an bestimmten Plätzen (an der Elbe), an denen sie über Gebühr beschwert wurden, den Zoll zu ermäßigen, und bestimmt auf Bescheid der Fürsten (ex decreto principum) folgende Tarife: in Elbeu von einem sehr großen Schiff 3 Schillinge, von zwei miteinander verbundenen mittleren Schiffen 18 Pfennige, von einem kleinen Schiff 1 Schilling, von einem Boot 6 Pfennige, von einem kleinen Boot 4 Pfennige; in †Mellingen von einem sehr großen Schiff 18 Pfennige, von zwei verbundenen Schiffen 11 Pfennige, von einem kleinen Schiff 6 Pfennige, von einem Boot 3 und einem kleinen Boot 2 Pfennige; in Tangermünde von einem großen Schiff 6 Schillinge, von zwei verbundenen Schiffen 3 Schillinge, von einem kleinen Schiff 4 Schillinge, von einem Boot 1 Schilling und von einem kleinen Boot 4 Pfennige (ut in Eluiboie de maxima nave tres solidos, de duabus mediocribus navibus copulatis decem et octo denarios, de una navi minori solidum unum, de navicula sex denarios, de minima vero navicula quatuor denarios persolvant. In Mellinge ... In Aengermunde...). Wer diese Rechte schmälert, büßt 6 Pfund Goldes, wovon die eine Hälfte der Kammer und die andere dem Markgrafen und den Kaufleuten zufallen. Z.: die Erzbischöfe Konrad von Magdeburg, Adalbert von Mainz, Adalbero von Bremen, die Bischöfe Embricho von Würzburg, Ulrich von Konstanz, Meingot von Merseburg, Anselm von Havelberg, Burchard von Worms (Buggonis Wratislauiensis), <zudem mit Wissen (scitu quoque)> Markgraf Albrechts und Markgraf Konrads, Ottos von Rheineck, Siegfrieds von Boyneburg. - Ego Ekkehardus vice recognovi; verfaßt und geschrieben von Ekkehard A = Bertolf. Iustum est et.

Originaldatierung:
(decimo septimo kal. septembris, Wirzeborch)

Überlieferung/Literatur

Kop.: Wien, Österreichisches Staatsarchiv (Haus-, Hof- und Staatsarchiv), RHR Confirmationes privilegiorum der lateinischen Expedition 5, Konv. 2 M, unfoliiert, Abschrift der zweiten Hälfte des 16. Jh. (B). Staatsarchiv Magdeburg, Rep. A 2 (Erzstift Magdeburg, Repertorien über die Acten und Briefe des Erzstiftes Magdeburg Abt. 2) Nr. 43, Acta die von dem Domcapitel im Jahre 1628 wegen der Wahl eines Coadjutors auch der Administration der Erzstiftischen Regierung während der Sedisvacanz an den kaiserlichen Hof abgefertigte Gesandtschaft und dahin gehörige Angelegenheiten betr. vol. II, Transsumpt v. 1627, f. 236r-237r Nr. 5 (C). Drucke: (Heinrich Jacob Smalian), Gründliche Wiederlegung des von der Stadt Leipzig angemaßten unbefugten Strassen-Zwangs gegen die Stadt Magdeburg ... Magdeburg 1748, Beylagen S. 46 Nr. 11. Philipp Wilhelm Gercken, Codex diplomaticus Brandenburgensis tom. 5, Salzwedel 1775 S. 69 Nr. 53. Riedel, Cod. dipl. Brandenburgensis 1. Haupttheil 16 S. 1 Nr. 1. Heinemann, Cod. dipl. Anhaltinus 1 S. 180 Nr. 237. G. Hertel, UB der Stadt Magdeburg 1, 1892 S. 15 Nr. 27. DLo.III. 92. Reg.: Mülverstedt, Regesta archiepiscopatus Magdeburgensis 1 S. 434 Nr. 1109. Goerz, Mittelrheinische Regesten 1 Nr. 1904. Böhmer-Will, Regesten Mainz 1 S. 302 Nr. 293. Ladewig/Müller, Regesten Konstanz 1 Nr. 790. Posse/Ermisch, Cod. dipl. Saxoniae Regiae 1, 2 S. 81 Nr. 110. Krabbo, Regesten Brandenburg Nr. 49. May, Regesten Bremen 1 Nr. 448. Stumpf 3325.

Kommentar

Zur Überlieferung und Textfassung vgl. E. V. OTTENTHAL, Die gefälschten Magdeburger Diplome und Melchior Goldast, in: SitzungsberrAkad. Wien 192, 5. Abh. 1919 (1921) S. 46ff. Die Voranstellung des Magdeburger Erzbischofs vor den Mainzer in der Zeugenliste und die Formulierung scitu quoque, mit der offenbar auf den vorher erwähnten, vielleicht ebenfalls nicht authentischen Fürstenkonsens zurückverwiesen werden sollte, sind möglicherweise eine spätere Bearbeitung, vgl. E. V. OTTENTHAL, S. 53-55, und HIRSCH/ OTTENTHAL, DLo.III. 92, Vorbemerkung. - Die Zollerhebung ist hier noch Regal, während nach der Mitte des 12. Jh. Markgraf Albrecht der Bär Zollbefreiungen ohne Erwähnung eines königlichen Konsenses verfügte; die Zollstellen unterstanden bereits 1136 wahrscheinlich dem Askanier als Markgraf, zumal er am Empfang der Bußen beteiligt werden sollte, vgl. HANS K. SCHULZE, Adelsherrschaft und Landesherrschaft, 1963 S. 201f. Vorliegendes Diplom ist das letzte in der Reihe der von den Kaisern den Magdeburger Kaufleuten verliehenen Privilegien, vgl. HANS K. SCHULZE, Kaufmannsgilde und Stadtentstehung im mitteldeutschen Raum, in: Gilden und Zünfte, hg. B. SCHWINEKÖPER (Vorträge und Forschungen 29) 1985 S. 405, 411. - Über das heute an der Ohre gelegene Elbeu südl. Wolmirstedt und über †Mellingen zwischen Grieben und Schelldorf am linken Elbufer (nordöstl. Tangerhütte) vgl. KRABBO, a.a.O. mit Lfg. 12, Nachträge und Berichtigungen, 1955 S. 885. - Über mögliche Schiffstypen, die von der Urkunde ins Auge gefaßt worden sein könnten, vgl. D. ELLMERS, Frühmittelalterliche Handelsschiffahrt in Mittel- und Nordeuropa (Schriften des Deutschen Schiffahrtsmuseums Bremerhaven 3. Offa-Bücher 28) 1972 S. 87ff., 116ff. - Die Verleihung des Diploms läßt auf die Möglichkeit eines relativ gefahrlosen Schiffsverkehrs auf der Elbe unterhalb Magdeburgs schließen, vgl. B. SCHWINEKÖPER, Die Anfänge Magdeburgs, in: Studien zu den Anfängen des europäischen Städtewesens (Vorträge und Forschungen 4) 1958 S. 431.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,1 n. 497, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1136-08-16_2_0_4_1_1_497_497
(Abgerufen am 29.03.2024).