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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,1

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Lothar hält einen Hoftag, zu dem ihm der gebührende Empfang zuteil wird. - Lothar legt den Fürsten die Frage vor, ob die Güter rechtmäßig Geächteter oder Güter, die für Reichsgut ertauscht worden sind, in die Gewere des Herrschers als König fallen oder zum Eigengut des Königs gehören, worauf die Fürsten das Weistum finden, beide Gütergruppen zählten eher zum Reichs- als zum Hausgut. - Zum Hoftag erscheint der Fürst Otto von Mähren, klagt gegen Herzog Sobeslav von Böhmen, der ihn seines Erbrechts auf die böhmische Herzogswürde beraubt habe, und verspricht dem König und den Fürsten viel Geld. Wahrscheinlich hier setzt Lothar Sobeslav eine Frist, um vor einem Fürstengericht zu erscheinen. - Während des Hoftages vollzieht Adalbert von Mörlbach für Ulrich von Elsendorf eine Schenkung an das Kloster Admont.

Überlieferung/Literatur

Ann. Patherb. zu 1125, hg. Scheffer-Boichorst S. 147. Ann. Saxo zu 1125, MGH SS 6 S. 763: versus Bawariam tendit et apud Ratisponam regio more suscipitur. Chron. Regia Coloniens. Rez. I zu 1125, MGH SSrerGerm 18 S. 63. - Ann. S. Disib. zu 1125, MGH SS 17 S. 23: Rege apud Radisponam in conventu principum inquirente, praedia iudicio proscriptorum a rege si iuste forifactoribus abiudicata fuerint, vel pro his quae regno attinent commutata, utrum cedant [ditioni regiminis] vel proprietati regis: iudicatum, potius regiminis subiacere ditioni quam regis proprietati. - Can. Wissegrad. cont. Cosmae zu 1126, MGH SS 9 S. 132: Otto dux Moraviae convenit Luterum in Ratispona. Monachi Sazavensis cont. Cosmae zu 1126, MGH SS 9 S. 155. Otto v. Freising, Gesta I, 21, MGH SSrerGerm 46 S. 34f.: Quidam enim Otto Maraviae comes ducatum Boemiae affectans principem adiit eique magnam pecuniam promittens ad hoc, ut Boemiam secum intraret ibique eum ducem crearet, inclinavit. S. Petri Erphesf. cont. Ekkehardi zu 1125, in: Mon. Erphesf., MGH SSrerGerm 42 S. 34: Otto quidam principatum gerens provintiae, quae Merehern dicitur, regem Lotharium adiit interpellando, conquerens se ducatu Boemiorum velut hereditaria dignitate iniuste privatum. Rex igitur Ůdalrico Boemiorum tunc temporis duci post datas iudicio principum inducias ... publice bellum indicit. Ann. Pegav. zu 1125, MGH SS 16 S. 255. Kaiserchronik v. 16977-84, hg. E. Schröder, MGH Dt. Chron. 1, 1892 S. 387. - Notitia über die Schenkung Ulrichs von Elsendorf an Admont (nach 1125 November), J. Zahn, UB des Herzogthums Steiermark 1, Graz 1875 S. 124f. Nr. 109: Hanc traditionem fecit prefatus traditor Adelbero de Morlbach Ratispone in prima curia Lotharii regis.

Kommentar

Der Verfasser der Admonter Traditionsnotiz dürfte den Regensburger Tag als ersten von Lothar für Bayern angesagten Hoftag verstanden haben, vgl. G. SCHEIBELREITER, Der Regierungsantritt des römisch-deutschen Königs (1056-1138), in: MIÖG 81 (1973) S. 34f., jedoch S. 36 mit widersprüchlicher Argumentation. Über die Weiterungen, welche der Eintritt des mit Bischof Reinhard von Halberstadt verwandten Edelfreien Ulrich von Elsendorf zunächst ins Kloster Benediktbeuern und dann ins Kloster Admont zeitigte, vgl. ZAHN, a.a.O. S. 257 Nr. 250, S. 430f. Nr. 464, Nr. 465; über den Elsendorfer vgl. W. STÖRMER, Adelsgruppen im früh- und hochmittelalterlichen Bayern, 1972 S. 185f., J. HEMMERLE, Die Benediktinerabtei Benediktbeuern. Das Bistum Augsburg 1 (Germania Sacra NF 28) 1991 S. 585. - Über das Regensburger Weistum, das die Erfordernis der Abschichtung des Hausgutes vom Reichsgut als gegeben voraussetzt und nur über die Behandlung von Ächter- und Tauschgut befindet, vgl. WADLE, Reichsgut S. 100ff., 106ff. Anlaß des Weistums war die offenbare Usurpation von Reichsgut durch die Staufer, vgl. Reg. 98. Unzutreffend ist H.C. FAUSSNER, Die Verfügungsgewalt des deutschen Königs über weltliches Reichsgut im Hochmittelalter, in: DA 29 (1973) S. 422f., mit seiner irrigen Voraussetzung, daß Friedrich von Staufen bereits geächtet worden sei, vgl. Reg. 106. - Vgl. auch P. CLASSEN, Gerhoch von Reichersberg. Eine Biographie, 1960 S. 42f., H. HOFFMANN, Die Unveräußerlichkeit der Kronrechte im Mittelalter, in: DA 20 (1964) S. 395. - Der Mährerfürst Otto II. von Olmütz war vor seinem Vetter Sobeslav, der am 16. April 1125 die Herzogswürde erlangt hatte, geflohen, nachdem dieser Mähren verheert hatte, vgl. BERNHARDI, Lothar S. 64ff., B. BRETHOLZ, Geschichte Böhmens und Mährens bis zum Aussterben der Přemysliden (1306), 1912 S. 204f., V. NOVOTNÝ, České dějiny [Böhmische Geschichte] 1, 2, Prag 1913 S. 555ff., W.H. FRITZE, Corona regni Bohemiae. Die Entstehung des böhmischen Königtums im 12. Jahrhundert im Widerspiel von Kaiser, Fürst und Adel, in: W.H. FRITZE, Frühzeit zwischen Ostsee und Donau (Berliner Historische Studien 6. Germania Slavica 3) 1982 S. 262-264. Im Jahre 1124 hatte Sobeslav bei Lothar Hilfe gegen den damals herrschenden Herzog Vladislav gesucht, vgl. Reg. 83, 84. Über Lothars Eingreifen in den böhmischen Streit vgl. Reg. 116, 118.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,1 n. 101, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1125-11-00_2_0_4_1_1_101_101
(Abgerufen am 29.03.2024).