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RI IV Lothar III. und ältere Staufer (1125-1197) - RI IV,1,1

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Lothar leistet dem Abodritenfürsten Heinrich Waffenhilfe gegen die Ranen, jedoch muß nach drei Tagen ein gefährlicher Rückzug angetreten werden, weil das Eis auf dem Meere schmilzt.

Überlieferung/Literatur

Ann. Saxo zu 1125, MGH SS 6 S. 762: Eodem anno dux Liuderus contra Slavos trans Albiam ivit, sed inacte rediit. Ann. Palid. (zu 1125), MGH SS 16 S. 77. Helmold, Cron. Slav. I, 38, MGH SSrerGerm 32 S. 77: (Heinrich von Alt-Lübeck) ... Accitoque duce Ludero proxima hieme, quae mare pervium reddidit, intravit terram Rugianorum cum magno Slavorum et Saxonum exercitu. Vixque tribus noctibus illic remanserant, et cepit hiemps resolvi et glacies liquescere, contigitque, ut inperfectis rebus revertentes marina pericula vix evaserint. Et non adiecerunt Saxones ultra intrare terram Ranorum, eo quod Heinricus modico supervivens tempore morte sua controversiae finem dederit. Sächs. Weltchronik Rez. C c. 236, hg. L. Weiland, MGH Dt. Chron. 2, 1877 S. 198. Reg.: Vogt, Herzogtum S. 166 Nr. 77.

Kommentar

Wie häufig auch sonst ist der Bericht Helmolds nicht absolut datiert. Helmold läßt in I, 38 einen ersten im Winter nach Rügen durchgeführten Zug Heinrichs von Alt-Lübeck mit Slaven und Sachsen, auf dem die Ranen zur Leistung eines Tributs gezwungen werden, dem hier geschilderten Ereignis vorangehen. Da dieser nicht vollständig entrichtet worden sei, trägt Heinrich mit Lothar im nächsten Winter seinen hier geschilderten zweiten Angriff vor. Für eine Spätdatierung dieses Unternehmens sprechen Helmolds Bemerkung vom bald darauf erfolgten Tod Heinrichs († 1127) und die Notiz des Ann. Saxo zu 1125 von einem - erstmals - erfolglosen Feldzug des Herzogs gegen Slaven. Helmold I, 39-40 mit der Schilderung der Herrschaft Heinrichs V. wäre dann ein zeitlicher Rückgriff. Vgl. H. STOOB (Bearb.), Helmold von Bosau. Slawenchronik (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe 19) 1963 S. 153 Anm. 1, W. BRÜSKE, Untersuchungen zur Geschichte des Lutizenbundes, 1955 S. 93f., W.H. FRITZE, Probleme der abodritischen Stammes- und Reichsverfassung und ihrer Entwicklung vom Stammesstaat zum Herrschaftsstaat, in: H. LUDAT (Hg.), Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe, Saale und Oder, 1960 S. 173, W. LAMMERS, Das Hochmittelalter bis zur Schlacht von Bornhöved, in: O. KLOSE (Hg.), Geschichte Schleswig-Holsteins 4, 1, 1981 S. 236. - Irrtümlich lassen STOOB, Gedanken zur Ostseepolitik S. 538, und W. PETKE, Lothar von Süpplingenburg (1125-1137), in: H. BEUMANN (Hg.), Kaisergestalten des Mittelalters, 3. Aufl. 1991 S. 170, Lothar und Heinrich nicht über den Strelasund gelangen. Daß dieser gemeint ist, ergibt sich aus Helmold I, 38 (zum ersten Zug Fürst Heinrichs) S. 75: Tractus autem ille maris contractior et qui visu traici potest... Die Datierung des ersten Zuges Heinrichs von Alt-Lübeck, bei dem dieser ebenfalls über das Eis des Strelasundes nach Rügen gelangte, in das Jahr 1123/24 wird durch die Nachrichten über die Härte dieses Winters gestützt, vgl. Cosmas III, 52, MGH SSrerGerm NS 2 S. 225, Ann. Saxo zu 1123, MGH SS 6 S. 760: Hiemps aspera fuit nimis et nivosa. Vgl. F. CURSCHMANN, Hungersnöte im Mittelalter, 1900 (ND 1970) S. 132f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI IV,1,1 n. 86, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1125-00-00_1_0_4_1_1_86_86
(Abgerufen am 19.04.2024).