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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,2,3

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Heinrich weist die von sächsischen Großen vorgebrachten Beschwerden unter entwürdigenden Umständen ab.

Überlieferung/Literatur

Ann. Altah. 1073 (SS rer. Germ. [1891] 85); Bruno, Bell. Saxon. c. 23 (MGH Dt. MA 2, 27 f.); vgl. Lampert 1073 (SS rer. Germ. [1894] 151 f.); Carm. de bello Saxon. I, 30–60 (SS rer. Germ. [1889] 2 f.); Berthold 1073 (SS 5, 276 = SS n. s. 14, 217); V. Heinrici IV. c. 3 (SS rer. Germ. [1899] 14 f.).

Kommentar

Während Kilian, Itinerar 58 ff. die von den Annales Altahenses und bei Bruno zum 29. Juni (apostolorum festivitas) geschilderten Ereignisse mit dem Bericht Lamperts 1073 (SS rer. Germ. [1894] 151 f.) über eine um den 1. August (circiter Kal. Augusti) in Goslar eingetroffene Gesandtschaft (vgl. Reg. 641) in Zusammenhang bringt, geht Meyer von Knonau, Jbb. 2, 239 f. Anm. 87 von zwei getrennten Vorgängen aus. – Nach den Ann. Altah. 1073 (SS rer. Germ. [1891] 85) hat Heinrich IV. einigen der sächsischen Großen Gehör geschenkt, sie jedoch nach einigen Tagen ohne verbindliche Stellungnahme (sine . . . certo responso) wieder entlassen. Dagegen werden bei Bruno, Bell. Saxon. c. 23 (MGH Dt. MA 2, 27 f.) die Sachsen überhaupt nicht vorgelassen, sondern durch hochfahrende Höflinge abgewiesen. – Nach den Ann. Altah. 1073 (SS rer. Germ. [1891] 85) waren Übergriffe der Burgbesatzungen auf benachbartes Territorium Inhalt der sächsischen Beschwerden, während Bruno, Bell. Saxon. c. 23 (MGH Dt. MA 2, 27 f.) keine spezifischen Gründe nennt, sondern Klagepunkte der Sachsen erst auf dem Tag von Hötensleben erwähnt (vgl. Reg. 640). Berthold 1073 (SS 5, 276 = SS n. s. 14, 217) = Bernold Const. 1073 (SS 5, 429 = SS n. s. 14, 402) erblicken die Gründe des Aufstandes in den Festungswerken und anderen gegen den Willen des Volkes getroffenen Maßnahmen (propter predictas munitiones et alia multa, quae contra voluntatem eiusdem populi rex in eorum regione insolenter fecerat); ähnlich St. Galler Fortsetzungen Hermanns von Reichenau zu 1074, f. 17v (regem . . . novas munitiones in eorum terra edificare et in eis novos homines multis modis ditatos locare prospexerint). Zum Burgenbau und dessen Folgen vgl. Reg. 467. 635. 636. – Zu den um den 1. August vorgebrachten Klagen (Lampert 1073 [SS rer. Germ. 1894, 151 f.]; Carm. de bello Saxon. I, 30–60 [SS rer. Germ. 1889, 2 f.]) vgl. Reg. 641. – Zu den in den Quellen genannten Beschwerden der Sachsen insgesamt vgl. Giese, Stamm der Sachsen (1979) 150 ff.; sowie Althoff, Heinrich IV. (2006) 90 ff. – Als Urheber der sächsischen Verschwörung nennt Lampert 1073 (SS rer. Germ. [1894] 149 f.) Bischof Burchard von Halberstadt, dem er jedoch auch mäßigenden Einfluß auf die Sachsen zuschreibt (vgl. Kleinen, Bischof und Reform [2004] 143), Otto von Northeim und Hermann Billung. Als Teilnehmer werden folgende 19 principes genannt: Erzbischof Werner von Magdeburg, die Bischöfe Burchard von Halberstadt, Hezilo von Hildesheim, Werner von Merseburg, Egilbert von Minden, Immad von Paderborn, Friedrich von Münster und Benno von Meißen, Otto von Northeim, die Markgrafen Udo von der Nordmark, Ekbert II. von Meißen und Dedi von der Niederlausitz samt seiner Gemahlin Adela, die Grafen Dietrich von Katlenburg, Adalbert von Ballenstedt sowie Otto, Konrad und Heinrich. In diese Aufzählung sind jedoch einige Fürsten aufgenommen, die zu jener Zeit nachweislich nicht auf seiten der Aufständischen standen (vgl. schon Meyer von Knonau, Jbb. 2, 251 Anm. 103), wie etwa Hezilo von Hildesheim (vgl. Erdmann, Studien 122 ff.; Goetting, Hildesheimer Bischöfe [Germania Sacra N. F. 20, 3 1984] 282 ff.), die westfälischen Bischöfe Friedrich von Münster und Immad von Paderborn (vgl. Löffler, Die westfälischen Bischöfe [1903] 8 ff. und 68 f.) sowie Benno von Meißen (vgl. Rittenbach-Seifert, Geschichte der Bischöfe von Meißen [1965] 67 f.). Die aktive Parteinahme des noch unmündigen Markgrafen Ekbert II. von Meißen ist nach Brüsch, Brunonen (2000) 69 jedoch glaubwürdig. – Zur sozialen Zusammensetzung der Aufständischen Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung (1977) 51 ff., sowie 61 ff. zu den Motiven der Genannten und mutmaßlichen weiteren Mitverschwörern; Kennzeichnung als "Adelsrevolte" bei Becher, Auseinandersetzung, in: Vom Umbruch zur Erneuerung (2006) passim. – Vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 2, 238 f. und 247 mit Exkurs III, 857 ff.; Stimming, Königsgut (1922) 91 ff.; Kern, Gottesgnadentum und Widerstandsrecht (21954) 170 ff.; Baaken, Königtum, Burgen und Königsfreie (VuF 6, 1961) 75 ff.; Leidinger, Westfalen im Investiturstreit, Westfälische Zeitschrift 119 (1969) 279; Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung (1977) 51 ff.; Giese, Stamm der Sachsen (1979) 149 ff.; Leyser, The Crisis of Medieval Germany, Proceedings of the British Academy 69 (1983) 409 f. und 421 ff.; ders., Von sächsischen Freiheiten zur Freiheit Sachsens (VuF 39, 1991) 77; Giese, Reichsstrukturprobleme (Salier 1, 1991) 291 ff.; Schubert, Geschichte Niedersachsens 2/1 (1997) 266; Becher, Auseinandersetzung, in: Vom Umbruch zur Erneuerung (2006) 357 ff.; Althoff, Heinrich IV. (2006) 86 ff.; Garnier, Der bittende Herrscher (VuF 69, 2009) 204 ff.; Althoff, Noch einmal zu den Vorwürfen gegen Heinrich IV. (VuF 69, 2009) 260 f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,2,3 n. 637, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1073-06-29_1_0_3_2_3_637_637
(Abgerufen am 23.04.2024).