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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,2,3

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Auf einem unter dem Vorsitz Erzbischof Annos von Köln in Anwesenheit römischer Legaten und lombardischer Bischöfe abgehaltenen Hoftag wird die endgültige Entscheidung im Schisma zwischen Alexander II. und Cadalus (Honorius II.) vertagt. Unter Annos Einfluß kommt jedoch der Beschluß zustande, daß der bereits Geweihte (Alexander II.) bis zu einem rechtmäßigen Synodalurteil auf dem päpstlichen Stuhl verbleiben solle. Zur Überprüfung der Vorgänge bei der Wahl und Inthronisation Alexanders II. wird Annos Neffe, Bischof Burchard von Halberstadt, nach Rom gesandt.

Überlieferung/Literatur

Ann. Altah. irrig zu 1061 (SS rer. Germ. [1891] 58 f.) sowie 1062 (ebd. 61); Benzo, Ad Heinr. III, 26 (SS 11, 631 f.). Das Datum ergibt sich aus Petr. Dam., Opusc. 18 II,8 (Migne PL 145, 414 C), woraus Chron. Casin. III, 19 (SS 34, 386).

Kommentar

Der Hof hielt sich nach dem Zeugnis der hier ausgestellten DD. 93. 94 (Reg. (n. 268). Reg. (n. 270)) vom 24.–29. Oktober in Augsburg auf. – Daß der Bericht der Ann. Altahenses zu 1061 samt dem hierin überlieferten Datum (15. August) nicht in dieses Jahr gehört, hat Meyer von Knonau, Jbb. 1, 213 Anm. 24, 297 Anm. 118 dargetan. – Der in sich widersprüchliche Bericht der Ann. Altahenses stimmt jedoch hinsichtlich der zugunsten Alexanders II. getroffenen Entscheidung mit demjenigen Benzos überein. Gegenüber Jenal, Erzbischof Anno II. von Köln 2, 232 ff, der auf die Diskrepanz zwischen den vom Altaicher Annalisten zu 1061 und 1062 überlieferten Nachrichten hinweist, ist zu betonen, daß diese weniger als zwei isoliert nebeneinander stehende Berichte aufzufassen, sondern im Sinne einer unterschiedlichen Akzentuierung ein und desselben Ereignisses zu verstehen sein dürften. Daß mit den utrarumque partium allegationes, die Burchard von Halberstadt nach dem Zeugnis des Altaicher Annalisten (SS rer. Germ. [1891] 59) prüfen sollte, nicht die Argumente der Anhänger Alexanders II. und des Cadalus, sondern diejenigen der römischen Parteien gemeint sind, welche Alexander II. teils unterstützten, teils bekämpften, hat zu Recht Schmidt, Alexander II. 120 betont. – Die Angabe Petrus Damianis, die auch von Chron. Casin. übernommen wird, Cadalus sei ab omnibus Teutonicis et Italicis episcopis verurteilt und abgesetzt worden, geht freilich zu weit. – Irrig auch Lamperts Angabe zu 1063 (SS rer. Germ. [1894] 81), Cadalus sei von Burchard von Halberstadt nach Rom geführt worden. – Als Teilnehmer der Versammlung wird neben Anno von Köln lediglich Bischof Rumold von Konstanz (Benzo, Ad Heinr. III, 26) genannt. Doch dürfte auch Herzog Gottfried (der Bärtige), der sich am 21. September und 14. Oktober (Reg. (n. 265). Reg. (n. 266)) nachweislich am deutschen Hofe aufhielt, daran teilgenommen haben (Meyer von Knonau, Jbb. 1, 297). Eine Beteiligung des italienischen Kanzlers Wibert, für die allein dessen Rekognition in D. 93 (Reg. (n. 268)) einen Anhalt bietet, muß dagegen offen bleiben (Meyer von Knonau, Jbb. 1, 302 Anm. 126). Die Beteiligung Siegfrieds von Mainz wird durch dessen Intervention zusammen mit Anno von Köln in D. 94 vom 29. Oktober (Reg. (n. 270)), wo außer beiden Bischöfen noch ceteri episcopi duces et comites erwähnt werden (Gawlik, Intervenienten 26), nahegelegt. Zu Heinrich von Augsburg vgl. Reg. (n. 267). – Über die von Petrus Damiani anläßlich der Augsburger Versammlung zusammengestellte Schrift zur Rechtfertigung der Wahl Alexanders II., die Disceptatio synodalis (MGH Ldl 1, 76–94), vgl. Krause, Papstwahldekret (1960) 152 ff; sowie Meyer von Knonau, Jbb. 1, 297 ff. mit Exkurs IX, 688 ff; A. Fauser, Publizisten des Investiturstreites (1935) 16 ff. – Burchard von Halberstadt hat sich nach dem Zeugnis der Ann. Altahenses (SS rer. Germ. [1891] 59 irrig zu 1061) vermutlich sogleich auf die Reise nach Rom begeben. Vgl. G. Sellin, Burchard II. Bischof von Halberstadt (1914) 20 ff; Zimmermann, Papstabsetzungen 152; Schmidt, Alexander II. 120; Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung (1977) 101, 121 ff. – Vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 1, 300 f.; Giesebrecht 5 3, 90 f.; Pflugk-Harttung, Die Papstwahlen und das Kaisertum, ZKG 28 (1907) 318; Hefele-Leclercq, Histoire des conciles 4, 1228 f.; Herberhold, Die Beziehungen des Cadalus von Parma (Gegenpapst Honorius II.) zu Deutschland, HJb 54 (1934) 100 f.; ders., Die Angriffe des Cadalus von Parma (Gegenpapst Honorius II.) auf Rom (Studi Gregoriani 2, 1947) 492 f.; Zimmermann, Papstabsetzungen (1968) 151 f.; Jenal. Erzbischof Anno II. von Köln 2, 231 ff; Schmidt, Alexander II. (1977) 119 f.; sowie Kreuzer, Hoftage der Könige in Augsburg (Augsburger Beitr. z. LG Bayerisch-Schwabens 1, 1979) 104 f.

 

 

Verbesserungen und Zusätze (2018):

Nachtrag Kommentar: Gresser, Synoden und Konzilien in der Zeit des Reformpapsttums (2006) 60-63.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,2,3 n. 269, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1062-10-27_1_0_3_2_3_269_269
(Abgerufen am 20.04.2024).