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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,2,3

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Nach einem gemeinsam mit Herzog Otto von Bayern und Graf Ekbert (von Braunschweig) abgesprochenen Entführungsplan wird Heinrich von Erzbischof Anno von Köln auf ein zu diesem Zweck besonders prächtig ausgestattetes Schiff gelockt, welches sogleich, nachdem es der arglose Knabe betreten, vom Ufer ablegt. Heinrich, der sich in seinem Leben bedroht fühlt, springt kopfüber in den Rhein, aus welchem er von Graf Ekbert unter Lebensgefahr gerettet wird. Ohne nennenswerten Widerstand des Hofes wird der junge König daraufhin zusammen mit den aus der Pfalzkapelle geraubten Reichsinsignien, dem Kreuz und der heiligen Lanze, nach Köln gebracht.

Überlieferung/Literatur

Lampert 1062 (SS rer. Germ. [1894] 80); ergänzend Ann. Altah. 1062 (SS rer. Germ. [1891] 59); ohne Erwähnung der näheren Umstände Lampert, Inst. Herveld. eccl. II (SS rer. Germ. [1894] 353); Berthold 1062 (SS 5, 272; 13, 732); Ann. Weissenb. 1062 (SS rer. Germ. [1894] 51) = Ann. Laubiens., Cont 1062 (SS 4, 20); Ann. August. 1062 (SS 3, 127); Ann. Ottenbur. 1062 (SS 5, 6); Frutolf 1056; Sigeb. Gembl. 1062 (SS 6, 360); Ann. Mell. 1062 (SS 9, 499); Annal. Saxo 1062 (SS 6, 693); Cod. Lauresh. c. 123c (Glöckner 391); sowie Triumph. Remacli I, 2 (SS 11, 438); Bruno, Bell. Saxon. c. 1 (MGH Dt. MA 2, 13 f.); Liber de unit. eccl. II, 33 (Ldl 2, 258); V. Heinrici IV. c. 2 (SS rer. Germ. [1899] 14). Unrichtig, von entgegengesetztem Parteistandpunkt Benzo, Ad Heinr. II, 15. III, 28 (SS 11, 618, 633) und Bonizo, Ad amic. VI (Ldl 1, 595 f.).

Kommentar

Zur zeitlichen Einordnung vgl. Kilian, Itinerar 22; Meyer von Knonau, Jbb. 1, 278 sowie 266 Anm. 54; Giesebrecht 5 3, 1101 Anm. zu 81. – Dem in allen Einzelheiten allein von Lampert überlieferten Bericht ist durchaus Glauben zu schenken, da sich der Hof noch im Sommer des gleichen Jahres in Hersfeld aufgehalten hat (vgl. Reg. (n. 261)); der Hersfelder Mönch konnte hierbei leicht Kunde von dem nur wenig zurückliegenden Ereignis erhalten haben. Vgl. Giesebrecht 5 3, 1101 Anm. zu 82; Meyer von Knonau, Jbb. 1, 278 mit Anm. 81. – Die auf einer Rheininsel gelegene Pfalz Kaiserswerth nennen übereinstimmend Lampert, Ann. Altahenses und Frutolf. – Köln als Ziel des Unternehmens erwähnen außer Lampert noch Ann. Altahenses und Berthold. – Vom Raub der Reichsinsignien berichten der Altaicher Annalist (crucem et regiam lanceam ex capella auferunt) und Berthold (Heinricum regem cum lancea et aliis imperii insigniis ... vi arripuit). Zur Bedeutung vgl. Reg. (n. 255). Über den Kreis der Mitwisser der Verschwörung vgl. Reg. (n. 239). – Zur Rolle Ekberts von Braunschweig vgl. J. Eckerlin, Das deutsche Reich während der Minderjährigkeit Heinrichs IV. (1888) 42. – Die Reaktion der Zeitgenossen auf das Kaiserswerther Attentat fiel unterschiedlich aus: Während von Anhängern des salischen Königshauses, welche zudem an der Person des Kölner Erzbischofs als eines homo novus (Triumph. Remacl. I, 3) Anstoß nahmen, geklagt wurde, dem königlichen Ansehen sei dadurch schwerer Schaden zugefügt worden (Lampert SS rer. Germ. [1894] 80; Triumph. Remacl. I, 3 SS 11, 439), begrüßte Petrus Damiani, ep. III, 6 (Migne PL 144, 294 C; künftig MGH Briefe d. dt. Kaiserzeit 4 no 99) Anno von Köln geradezu als Retter des königlichen Knaben und des Reiches; selbst der Altaicher Annalist (SS rer. Germ. [1891] 60) verlieh der Ansicht Ausdruck, unter Annos Regentschaft habe das Reich wieder einen Aufschwung genommen. Bereits von den Erfahrungen des Investiturstreits geprägt ist der Kommentar Frutolf 1056, die Zwietracht im Reich und die Verwirrung in der Kirche hätten von hier ihren Anfang genommen; in diesem Sinne auch Liber de unit. eccl. II, 33 (Ldl 2, 258). – Vgl. Eckerlin, Minderjährigkeit 35 ff.; Meyer von Knonau, Jbb. 1, 278 ff.; Giesebrecht 5 3, 81 f.; Bulst-Thiele, Kaiserin Agnes 80 f.; Oediger, Regesten d. Erzbischöfe von Köln 885; Jenal, Erzbischof Anno II. von Köln 1, 183 ff; R. Schieffer, in: Rheinische Geschichte 1/3, 127.

 

 

Verbesserungen und Zusätze (2018):

Nachtrag Kommentar: Vgl. Jäschke, Notwendige Gefährtinnen (1991) 131 f.; Black-Veldtrup, Kaiserin Agnes (1995) 348-385; Suchan, Königsherrschaft im Streit (1997) 36-38; Brüsch, Brunonen (2000) 52-54 und 274; Borchert, Herzog Otto von Northeim (2005) 41-46.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,2,3 n. 252, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1062-04-00_1_0_3_2_3_252_252
(Abgerufen am 19.04.2024).