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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,2,3

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Auf einer von Heinrich zum Empfang der römischen Gesandten einberufenen Reichsversammlung wird diesem die Würde eines Patricius der Römer verliehen. Im Einvernehmen mit den römischen Gesandten sowie den hier vornehmlich versammelten lombardischen Bischöfen ernennt Heinrich unter ausdrücklicher Zurückweisung der inzwischen erfolgten Wahl Anselms von Lucca (Alexander II.) den daselbst anwesenden Bischof Cadalus von Parma zum Papst (Honorius II.), der daraufhin mit dem goldenen Kreuz sowie weiteren päpstlichen Abzeichen bekleidet wird.

Überlieferung/Literatur

Über die Versammlung zu Basel berichten nahezu gleichlautend Berthold 1061 (SS 5, 271; 13, 731 f.) und Bernold. Const. 1061 (SS 5, 427 f.); Benzo, Ad Heinr. VII, 2 (SS 11, 672). Das Datum überliefert Petr. Dam., Opusc. 18 II,8 (Migne PL 145, 414 C), woraus Chron. Casin. III, 19 (SS 34, 385). Die Verwerfung der Wahl Alexanders II. überliefern Ann. August. 1061 (SS 3, 127). Die Bekleidung mit den päpstlichen Insignien erwähnen Bonizo, Ad amic. VI (Ldl 1, 595) und der Altaicher Annalist (SS rer. Germ. [1891] 56); letzterer denkt hierbei an Raub. – Über die Papsterhebung des Cadalus von Parma berichten von italienischer Seite Arnulf. Mediol. III, 19 (SS 8, 22); Bonizo, Ad amic. VI (Ldl 1, 595); Benzo, Ad Heinr. II, 1 (SS 11, 612) irrtümlich im Anschluß an den Tod Viktors II. setzt die Wahl Alexanders II. erst nach der Baseler Handlung an. Unrichtig die Behauptung Benos, Rom. eccl. II, 11 (Ldl 2, 380), daß die Erhebung des Cadalus auf Initiative der römischen Kardinäle erfolgt sei. Die Ann. Altah. schreiben die fälschlich zu 1060 berichtete Wahl allein den persönlichen Aktivitäten des Cadalus von Parma zu. Rückblickend zu 1063 Lampert (SS rer. Germ. [1894] 81). Lediglich mit Hinweis auf das Schisma Ann. Weissenb. 1062 (ebd. 51); Marian. Scott. 1090 [1068] (SS 5, 559); Sigeb. Gembl. 1064 (SS 6, 361); Otto Frising., Chron. VI, 34 (SS rer. Germ. [1912] 302 f.). – Die Übertragung des Patriziats erwähnen Berthold und Bernold. Const; ohne Hinweis auf die zu Basel erfolgte Verleihung Ann. Altah. 1061 und 1063 (SS rer. Germ. [1891] 58, 62).

Kommentar

Zum zeitlichen Ansatz vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 1, 225 Anm. 57. – Alexander II. war am 30. September zum Papst gewählt und am Tage darauf mit Unterstützung der Normannen in Rom inthronisiert worden. Vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 1, 220 ff.; Schmidt, Alexander II. (1977) 84 ff. – Bei der Erhebung des Gegenpapstes Honorius II. spielte offenbar der italienische Kanzler Wibert, dessen Anwesenheit in Basel durch seine Intervention in D. 76 (Reg. (n. 229)) gesichert ist (Meyer von Knonau, Jbb. 1, 229 Anm. 63), die entscheidende Rolle. Vgl. Herberhold, Die Beziehungen des Cadalus von Parma (Gegenpapst Honorius II.) zu Deutschland, HJb 54 (1934) 90; sowie Meyer von Knonau, Jbb. 1, 225; Bulst-Thiele, Kaiserin Agnes 75; Haller, Papsttum22, 339; Schmidt, Alexander II. 131. Dagegen neuerdings Ziese, Wibert von Ravenna 22 f. – Als Teilnehmer der Versammlung, zu denen sicher die von Petrus Damiani, Disc. (Ldl 1, 90) erwähnten römischen Gesandten unter Graf Girard (Reg. (n. 225)) gehörten, sind durch Chron. Casin. III, 19 (SS 34, 385) – wohl aus Petr. Dam., ep. I. 20 (Migne PL 144, 242 C; künftig MGH Briefe d. dt. Kaiserzeit 4 no 88) – lediglich die Bischöfe Dionysius von Piacenza (dessen Beteiligung durch D. 76, Reg. (n. 229) eine zusätzliche Bestätigung erhält) und Gregor von Vercelli bezeugt. Nach einer durch die Vita Anselmi Luc. c. 19 (SS 12, 19) überlieferten Nachricht soll auch Kardinal Hugo Candidus am Wahlakt beteiligt gewesen sein, worauf eine Bemerkung im Protokoll der Fastensynode von 1078 (Gregor VII., Reg. (n. V, 14a)) anspielen könnte; vgl. F. Lerner, HZ Beiheft 22 (1931) 15 ff. Auf die Anwesenheit Bischof Waltolfs von Padua, der Anfang 1062 von Heinrich die Rechte seiner Kirche bestätigt erhielt (D. 31; Reg. (n. 242)), schließt A. Chroust, NA 17 (1892) 432; vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 5, 378. Eine Beteiligung Bischof Rainalds von Como vermutet Bulst-Thiele, Kaiserin Agnes 75 Anm. 2 aufgrund des freilich undatierten D. 79 (Reg. (n. 233)). Nach G.B. Borino, Cencio del prefetto Stefano (Studi Gregoriani 4, 1952) 373–440 dürfte auch Cencius di Stefano, der zu den einflußreichsten Förderern des Gegenpapstes in Rom gehörte, an dessen Wahl teilgenommen haben. Von den deutschen Bischöfen, die sich nach dem Zeugnis der Ann. Augustani (SS 3, 127) in ihrer Mehrzahl der Baseler Versammlung ferngehalten hatten (archiepiscopis et ceteris episcopis non consentientibus), wird allein der führenden Stellung Heinrichs von Augsburg am Hofe (qui adhuc palatio praesidebat) durch den Altaicher Annalisten (SS rer. Germ. [1891] 56) gedacht. Bischof Gunther von Bamberg hatte wohl lediglich seinen Dompropst Hermann als Beobachter entsandt, wie aus dessen von Meinhard verfaßtem Bericht H 70 (MGH Briefe d. dt. Kaiserzeit 5, 117 f.; vgl. Guttenberg, Regesten d. Bischöfe von Bamberg 330) hervorgeht. (Dennoch hat Honorius II. wenig später den Versuch unternommen, Gunther für sich zu gewinnen, indem er diesem das Pallium übersandte: Brief Gunthers von Bamberg an Erzbischof Siegfried von Mainz, verfaßt von Meinhard M 8 [MGH Briefe d. dt. Kaiserzeit 5, 200 f.]; vgl. Erdmann, Studien 283; Guttenberg, Regesten d. Bischöfe von Bamberg 333). – Den Eindruck der anscheinend nur geringen Beteiligung an der Erhebung des Gegenpapstes sucht Benzo, Ad Heinr. II, 4 (SS 11, 614) unter Hinweis auf die Zustimmung der Bischöfe und weltlichen Großen Italiens, Deutschlands und Burgunds (Conlaudantibus igitur Italiae, Alemanniae, Burgundiae catholicis episcopis regnorumque optimatibus) zu zerstreuen. – Zur Übertragung des Patriziats vgl. E. Fischer, Der Patriziat Heinrichs III. und Heinrichs IV. (1908) 24 f.; F. Becker, Königtum der Thronfolger (1913) 24 mit Anm. 1; P.E. Schramm, Kaiser, Rom und Renovatio (1929) 235; H. Vollrath, Kaisertum und Patriziat in den Anfängen des Investiturstreits, ZKG 85 (1974) 14 ff. ohne Bezugnahme auf die Übertragung von 1061. Über die hierbei verwendeten Abzeichen Schramm, DA 1 (1937) 398 f. – Vgl. Meyer von Knonau, Jbb. 1, 224 ff.; Giesebrecht 5 3, 73 ff; J. v. Pflugk-Harttung, Die Papstwahl und das Kaisertum, ZKG 28 (1907) 311 ff; Hefele-Leclercq, Histoire des conciles 4, 1216 ff; Bulst-Thiele, Kaiserin Agnes 74 ff; F. Herberhold, Die Beziehungen des Cadalus von Parma (Gegenpapst Honorius II.) zu Deutschland, HJb 54 (1934) 84–104; P. Brezzi, Roma e l'impero medioevale (1947) 240 ff; Haller, Papsttum22, 338 f.; Krause, Papstwahldekret (1960) 149 f.; Zimmermann, Papstabsetzungen (1968) 148 f.; Schmidt, Alexander II. (1977) 104 ff.

 

 

Verbesserungen und Zusätze (2018):

Nachtrag Kommentar: Vgl. Martin, Der salische Herrscher als Patricius Romanorum, FMASt 28 (1994) 281-285; Gresser, Synoden und Konzilien in der Zeit des Reformpapsttums (2006) 57-60; R. Schieffer, Das Reformpapsttum und seine Gegenpäpste, in: Gegenpäpste (2012) 74-76.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,2,3 n. 227, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1061-10-28_1_0_3_2_3_227_227
(Abgerufen am 18.04.2024).