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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,2,3

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Heinrich bestätigt dem Markgrafen Ernst von Österreich aufgrund der Intervention seiner Mutter, der Kaiserin Agnes, die von den heidnischen Kaisern Julius Caesar und Nero gewährten Privilegien bezüglich (a) der Lehensübertragung Österreichs an einen Senator und dessen Nachkommen sowie deren Aufnahme in den geheimen Rat und (b) der Freiheit des Landes, insbesondere von Reichssteuern, verleiht dem Markgrafen und dessen Nachfolgern Vogtei und Herrschaft über die Bistümer Salzburg und Lorch (-Passau) mit allen Besitzungen und gestattet denselben, Gerichtsschwert und Landesbanner überall öffentlich vor sich hertragen zu lassen. – Gevehardaus canc. vice Liutboldi archicanc.; Fälschung, wohl im Winter 1358/59 entstanden unter Benutzung und Nachzeichnung eines echten, wahrscheinlich von GA geschriebenen Deperditums Heinrichs IV. (D. 42a; Reg. 150), welchem Corroboratio und Eschatokoll sowie Teile des Protokolls und der Interventionsformel entnommen sind; M; SI. nur noch in Bruchstücken erhalten, vermutlich von dem echten D. abgelöst und auf die Fälschung verpflanzt. Ex quo decet celsitudinem imperialem.

Originaldatierung:
(IIII non. oct., Tvrrinbvohc)

Überlieferung/Literatur

Angebl. Orig.: Österreichisches Staatsarchiv Wien (A). – Kop.: Transsumpt vom 11. Juli 1360, ebenda (B); Transsumpt vom 12. Juli 1417, ebenda (C). – Faks.: 1100 Jahre Österreichische und europäische Geschichte (1949) Taf. 20a. – Drucke: MGH DD 6, 52 no 42b; 1100 Jahre österreichische und europäische Geschichte (1949) 24 no 20a; Lhotsky, Privilegium maius (1957) 81 no 1; Fichtenau, UB der Babenberger 4, 20 no 576 mit Hinweis auf weitere Überlieferungen. – Reg.: Meiller, Regesten der Babenberger 8 no 5; Böhmer 1721; Stumpf 2563.

Kommentar

Daß der Fälschung ein echtes DH.IV. zugrundegelegen hat, geht aus der kanzleimäßigen Corroboratio und Datierung sowie der gelungenen Nachzeichnung der Schrift des GA hervor. Diesem mögen auch die auf die Ungarnfeldzüge Bezug nehmenden Wendungen der Narratio entnommen sein (Gladiß, Vorbem. zu D. 42; Helleiner, MÖIG 41, 412 ff.). Das DH.IV. wurde vermutlich im Zuge der Fälschung vernichtet. – Beschreibung des Siegels in C, dessen Umschrift bereits damals unleserlich war (vgl. Quellen z. Geschichte d. Stadt Wien 1, 10 [1927] 290 no 18 566). – Die von Herzog Rudolf IV. von Österreich angeregte Fälschung, das Heinricianum der sog. österreichischen Freiheitsbriefe, wurde bereits von Petrarca, Senilia XVI, 5 (K. Burdach, Vom Mittelalter zur Reformation 7 [1933] 114 no 23) als solche erkannt. Karl IV. verwarf die Urkunden Caesars und Neros sowie die herzoglichen Rechte über Salzburg und Lorch-Passau und schränkte den Schwert und Banner betreffenden Passus ein (Text bei S. Steinherz, MIÖG 9 [1888] 66 ff.). Vgl. A. Lhotsky, Die österreichischen Freiheitsbriefe (1100 Jahre österreichische und europäische Geschichte in Urkunden und Dokumenten des Haus-, Hof- und Staatsarchivs 1949) 23 ff; ders., Privilegium maius (1957) 18 ff; G. Koller, Österreich in Geschichte und Literatur 7 (1963) 166–172; R. Konrad, in: Festiva lanx (1966) 13 f.; Fichtenau, UB der Babenberger 4, 20 no 576 mit weiterer Literatur; sowie Reg. (n. 150). – Gegen die Annahme Lhotskys (Freiheitsbriefe 23 f.), die pseudoantiken Texte hätten bereits vor Rudolf IV. existiert, J. v. Ungern-Sternberg, Cäsar und Nero in der Vorstellungswelt des 14. Jh., Jb. f. fränk. Landesforschung 36 (1976) 106 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,2,3 n. 151, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1058-10-04_2_0_3_2_3_151_151
(Abgerufen am 18.04.2024).