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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Viktor II. wählt auf Wunsch des sterbenden Kaisers Heinrich III. mit den anwesenden Fürsten dessen unmündigen Sohn Heinrich IV. noch einmal zum König und nimmt ihn in die besondere Fürsorge der römischen Kirche.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Brief Gregors VII. an Herzog Rudolf von Rheinfelden (1073 Sept. 1) (JL 4790) (Register I 19, Caspar, MG Epistolae selectae II/1 31); Chr. Wirziburgense 1057 (MG SS VI 31); Ann. Rom. (Duchesne II 334); Ann. s. Albani Moguntini 1056 (MG SS II 244); Frutolf, Chr. 1056 (Schmale 72); Ann. Hildesheimenses 1056 (Waitz, MG SS rer. Germ. 8/1878, 47); Annalista Saxo 1056 (MG SS XXXVII 396); Paul von Bernried, Vita Gregorii VII 60 (Watterich, Vitae I 506); Eike von Repgow, Zeitbuch (Massmann 344f.); Flores temp. (MG SS XXIV 238); Edmund Dynter, Chr. ducum Lotharingiae IV 12 (De Ram, II 36); Platina, Liber de vita Christi (Gaida, SS rer. Ital. III/1, 1932, 185); Johannes Staindel, Chr. generale 1056 (Oefele, SS rer. Boic. I 477). Reg.: Heidingsfelder, Regesten der Bischöfe von Eichstätt 74 n. 207; Guttenberg, Regesten der Bischöfe von Bamberg n. 274; Böhmer/Struve, Regesten Heinrichs IV. n. 72. Lit.: Will, Viktor II. 230; Baxmann, Politik der Päpste II 260; Meyer von Knonau, Heinrich IV. I 11; Hugelmann, Einfluss Viktors II. 212, 214ff., 218ff., 225f., 234; Guggenberger, Deutsche Päpste 75; Kehr, Vier Kapitel 59f. (ND Ders., Ausgewählte Schriften 1253f.); Erdmann, Bodfeld 80f.; Berges, Designationsrecht 191ff., 195ff.; Gericke, Wahl Heinrichs IV. 742, 744ff.; Scheibelreiter, Regierungsantritt 3f.; Schlesinger, Wahl Rudolfs 75f.; Jenal, Anno 155f., 159; Schmidt, Alexander II 55f.; Beumann, Reformpäpste als Reichsbischöfe 34f.; Reuling, Kur 131ff.; Goez, Gebhard I. als Papst Viktor II. 20; Robinson, Henry IV 26; McQuillan, Political Development 43; Wendehorst, Bistum Eichstätt 61; Benericetti, L'eremo 77.

Kommentar

Heinrich IV. war 1056 bereits zum König gewählt (1053: Böhmer/Struve, Regesten Heinrichs IV. n. 2) und auch gekrönt (1054: Böhmer/Struve, Regesten Heinrichs IV. n. 18, vgl. auch n. †887), doch hielt der sterbende Heinrich III. auf seinem Krankenlager es im Interesse der Herrschaftssicherung für nötig, die an seinem Krankenbett versammelten Fürsten eine weitere, bestätigende Wahl seines Sohnes durchführen zu lassen. Paul von Bernried erklärt, Heinrich IV. habe mit Erlaubnis Papst Viktors II. die Nachfolge seines Vaters angetreten (quartus ille Henricus rex, permittente Romano pontifice Victore ... haeredetario iure ... successit). Nach den Flores temp. und Johannes Staindel war Viktor II. nur anwesend, als Heinrich III. seinen Sohn zum Nachfolger machte (vgl. n. 1264). Wäre aus diesen Stellungnahmen eine passive Funktion des Papstes anzunehmen, so rücken andere Quellen die Tätigkeit Viktors II. in eine aktivere Rolle. So berichten die Ann. s. Albani Moguntini und Ann. Hildesheimenses, Frutolf und Annalista Saxo fast identisch, der Papst habe an der Wahl Teil genommen; in allen vier Quellen ist Viktor II. sogar der einzige namentlich genannte Königswähler (filium suum Heinricum Romani pontificis ceterorumque principum electione regem constituit). Auch Gregor VII. erklärt 1073 in seinem Schreiben an Herzog Rudolf von Rheinfelden, an der Wahl Heinrichs IV. teilgenommen zu haben und aus diesem Grund dem König persönlich verbunden zu sein: Heinricum (IV) ... in regem elegimus. Platina interpretiert die Aussage des Papstes so, dass er (zu Unrecht) annimmt, nur dieser sei als Legat (Hildebrand) am deutschen Hof gewesen und habe der Wahl beigewohnt. Jedenfalls ist zu schließen, dass Kardinal Hildebrand einer der päpstlichen Reisebegleiter war. Gregor VII. teilt neben der Nachricht von seiner eigenen Teilhabe an der Königswahl mit, der sterbende König habe seinen unmündigen Sohn und Nachfolger der römischen Kirche und Viktor II. empfohlen (ipse moriens Romane eccl. per venerande memorie papam Victorem predictum filium suum commendavit), was von den Ann. Rom. bestätigt wird: commendavit ei Heinricum filium suum adhuc puerulum. Eine Anspielung auf dieses Geschehen ist möglicherweise in der Passage eines Briefes Petrus Damianis an Viktor II. von 1057 (n. 1281) zu erkennen, wo Damiani Christus an den Papst sprechen lässt: Ego te quasi patrem imp. esse constitui... (Petrus Damiani, Brief 46 [1057 Febr. – Juli 28] [Reindel, Briefe des Petrus Damiani, MG Briefe IV/2, 40-42, 41]). Mit Hugelmann ist hervorzuheben, dass Viktor II. nicht als Papst, sondern als Reichsbischof (von Eichstätt) an der Wahlhandlung teilnahm; die von Gregor VII. später vertretene Behauptung, der päpstlichen und seiner eigenen Teilhabe an der Wahl beruht auf einer Umdeutung der Vorgänge aufgrund der politischen Lage (vgl. n. 1264). Die Aussage Brunos, De bello Saxonico 1 (Hans-Eberhard Lohmann, MG Deutsches Mittelalter II [Leipzig 1937] 13), dass Heinrich IV. regnum patris electione communi suscipit, ist wenig aussagekräftig.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 1265, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1056-10-05_2_0_3_5_2_937_1265
(Abgerufen am 29.03.2024).