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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Viktor II. nimmt die Domkanoniker von Ferrara unter Archipresbyter Eberhard und Archidiakon Leo (Everardo archipresb. et Leoni archidiac. reliquisque canonicis s. Ferrariensis eccl.) wunschgemäß in den Schutz des apostolischen Stuhles (sub nostre apostolice defensionis munimine suscipimus), zusammen mit 12 Bürgern der Stadt, welche die Kanoniker unentgeltlich per Schiff befördern müssen (duodecim homines ipsius civitatis reciperemus, qui eos navigio ducerent), bestätigt allen gegenwärtigen und zukünftigen Besitz des Kapitels und der Kanoniker (bona quae iuste habet ... canonica ... quicquid tenent ... tam de parte eccl., quam de suis ... haereditate), insbesondere namentlich genannte Güter mit sämtlichem Zubehör, verbietet allgemein die Jurisdiktion und Ausübung öffentlicher Funktionen über die Kanoniker, deren Leute und Besitzungen, erlässt ein Perturbationsverbot und droht für Verstöße gegen das Privileg, welche nicht innerhalb von 40 Tagen gesühnt werden, das Anathem an (qui temerario ausu fecerit, nisi infra quadraginta dierum spatium emendaverit, anathematis vinculo obligetur).

Originaldatierung:
Dat. VIIIX kal. Julii pm. Hildebrandi SRE card. subdiac., a. Victoris pape secundi I, ind. VIII.
Incipit:
Si iustis servorum Dei petitionibus ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: ca. 48 x 57 cm, Ferrara, Arch. cap., P. 14. n. 5bis (Cart. 13 n. 5). Kop.: 1) 11. Jh., Ferrara, Arch. cap., P. 14. n. 5 (Cart. 13 n. 5) (fragm.); 2) 16. Jh., Ferrara, Arch. cap., P 12 n. 1 (Liber privilegiorum) fol. 3; 3) 16. Jh., Rom, Arch. Vat., AA Arm. I-XVIII n. 1683 (olim: V. c. V. n. 24) fol. 9; 4) 16. Jh., Rom, Arch. Vat., Arm. XLVI t. 25 fol. 155; 5) 1774, Ferrara, Bibl. com., Classe I 468 fol. 45v; 6) 18. Jh., Ferrara, Bibl. com., Classe I 459 fol. 406. Drucke: Ughelli, Italia sacra II 566,2II 533 (Juni 26); Cocquelines, Bull. Rom. I 389 (Juni 26); Migne, PL 143, 808 (Juni 26); Tomassetti, Bull. Rom. I 631 (Juni 26); Marzola, Carte Ferraresi I 130. Reg.: Georgisch, Regesta I 385 n. 6 (1055 Juni 26); Lorenzo Barotti, Serie de'vescovi ed arcivescovi di Ferrara (Ferrara 1781) 11; Höfler, Deutsche Päpste II 380 (Juni 26); Cappelletti, Chiese d'Italia IV 43 (Juni 26); J 3292 (Juni 26); IP V 221 n. 2; Santifaller, Elenco 378; Santifaller, Geschichte der Beschreibstoffe 92 n. 69; Santifaller, LD 127; JL 4338 (Juni 26). Lit.: Manini Ferranti, Storia di Ferrara I 288f.; Cappelletti, Chiese d'Italia IV 43; Kehr, Scrinium 86f. (ND Ders., Ausgewählte Schriften 146f.); Hessel, Kritik der Privilegien des Bologneser Domkapitels 548f.; Schmitz-Kallenberg, PUU 92; Kehr, Vier Kapitel 59 (ND Ders., Ausgewählte Schriften 1253); Vehse, Ferrareser Fälschungen 46f.; Santifaller, Elenco 163, 166; Bresslau, Urkundenlehre ³I 78; Fürst, Cardinalis 101; Santifaller, Apprecatio 297; Samaritani, Vita religiosa 32f.; Jasper, Papstwahldekret 35; Fürst, Gregorio VII 19; Benati/Samaritani, Chiesa di Ferrara 94; Goez, Beatrix von Canossa 149ff.; May, Ego 45f.; Blumenthal, Datierungen Hildebrands 147.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Kehr, PUU in Padova, Ferrara 356, 360f., 368 (ND Ders., PUU in Italien I 144, 148f., 156), Kehr, PUU in Rom I 117f., II 375 (ND Ders., PUU in Italien II 299f., 528) und IP; die vom römischen Subdiakon Hildebrand datierte Urkunde ist durch die Schreibweise der Tageszahl auffällig. Statt in herkömmlicher abfallender Zählweise, sind zuerst die niederen Zahlen geschrieben, erst danach das X. Kehr (IP) liest die Zahl als XVIII. Ältere Editionen haben statt dessen (nach einem Teil der Handschriften) VI. kal. Die Urkunde stimmt darin jedoch mit n. 1222 vom selben Tag überein und ist mit dieser auch diktatgleich. Als Vorlage dienten das Diplom DOIII. 275 (Sickel, MG Dipl. II/2 695) und DHII. 279 (Bresslau/Bloch, MG Dipl. III 329) für Ferrara, während JL 4650 Alexanders II. (1068 Juni 20) (IP V 221 n. 3) (Migne, PL 146, 1345) als Nachurkunde anzusehen ist. Das Verbot der Ausübung von Rechten über genannten Besitz nennt eine Liste vom dux, über marchio, archiepiscopus, episcopus, comes ..., lässt aber Kaiser bzw. König aus; die Maßnahmen richten sich demnach vermutlich vorrangig gegen die Bestrebungen der Canusiner, insbesondere auch Gottfrieds von Lothringen, seine Macht über das Bistum auszudehnen (vgl. Goez, Beatrix von Canossa 24f., 42, 148ff.). Zu beachten ist auch die 40tägige Frist für Satisfaktion von Verstößen gegen die päpstliche Anordnung. Aufgrund der Ausstellung von getrennten Urkunden für Domkapitel und wenig später den Bischof von Ferrara (n. 1232) ist zu schließen, dass deren Einkünfte bereits zu diesem Zeitpunkt getrennt waren. Zum Titel Kardinal-Subdiakon für Hildebrand vgl. Blumenthal, Gregor VII. 72f. An der Echtheit besteht kein Zweifel.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 1221, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1055-06-14_1_0_3_5_2_893_1221
(Abgerufen am 24.04.2024).