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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Viktor (II.) fordert die (byzantinische) Kaiserin A. (Theodora) (filiae A. imperatrici Augustae) auf, das Eintreiben eines überhöhten Zolls von Palästinapilgern, der für ein Pferd drei Gulden und dieselbe Summe für zwei Fußgänger beträgt, durch kaiserliches Edikt einzustellen (ab oratoribus et visitatoribus s. ... sepulcri ... gravissimum et importabile tributum ... pro singulis equis tres aurei et ex binis peditibus totidem ... imperiali edicto a regno tuo propellas), ermahnt zu guter Regierung und erinnert an den Primat der römischen Kirche.  

Incipit:
Apostolicae sedis debito compellimur, carissima ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: – . Kop.: – . Drucke: Mabillon, Annales OSB V 647 (Viktor III.); Migne, PL 149, 961 (Viktor III.); Riant, Inventaire critique des lettres historiques des croisades (Archives de l'Orient latin 1/1881, 1-256) 50f.; Acta Romanorum pontificum III/1 (Tautu 784 n. 373); Απ. Ατη. Γλαβινασ, Ἡἐπιστολὴ τοῦ Πάπα Βίκτορος Β᾽ πρὸς τὴν αὐτοκράτεραν τοῦ Βυζαντίου Θεοδώραν (Γρηγόριοσ ὁ Παλαμᾶς 58/1975 289-295) 292 (griech. Übersetzung 293) Cowdrey, Pope Victor and Empress A. 48 (Viktor III.). Reg.: J 4015 (Viktor III.); Riant, Inventaire critique 50; JL 4342. Lit.:Riant, Inventaire critique des lettres historiques des croisades (Archives de l'Orient latin 1/1881, 1-256) 50f.; Michael, Formen unmittelbaren Verkehrs 88; Gay, L'Italie II 508; Holtzmann, Orientpolitik 196; Bernard Leib, Rome, Kiev et Byzance à la fin du XIe siècle (Paris 1924) 87; Mann, Popes VI 197f.; Erdmann, Kreuzzugsgedanke 370; Michel, Schisma und Kaiserhof 437; Violante, Pataria 142; Runciman, Eastern Schism 56; Nicol, Byzantium and the Papacy 12; Haller, Papsttum II 309; Daniel Stiernon, Il papa Vittore II e l'Oriente Cristiano (Unitas 18/1963, 124-132); Daniel Stiernon, The popes of Rome and the Christian East: I, pope Victor II (Unitas 15/1963, 11-18) 13ff.; Γλαβινασ, Ἡἐπιστολὴ τοῦ Πάπα Βίκτορος Β᾽ passim; Hergemöller, Papstnamen 53; Cowdrey, Age of Abbot Desiderius 209f.; Cowdrey, Pope Victor and Empress A. 42ff. und passim; Kaplan, Place du schisme de 1054 33; Klaus-Peter Todt, Die Frau als Selbstherrscherin: Kaiserin Theodora, die letzte Angehörige der Makedonischen Dynastie (JÖB 50/2000, 139-171) 158f.; Avvakumov, Entstehung des Unionsgedankens 223; Morris, Sepulchre of Christ 141; Cheynet, Politique byzantine 271.

Kommentar

Der handschriftlich nicht mehr erhaltene Brief wurde von seinen frühen Editoren Viktor III. zugeordnet. Dieser Ansicht widersprach 1881 Riant, der die Meinung vertrat, Papst Viktor II., der 1056 in Köln (n. 1271) den von einer Reise ins Heilige Land zurückgekehrten Bischof Lietbert von Cambrai getroffen habe, sei Verfasser des Schreibens. Er nahm als Empfängerin die Theodora Augusta an, emendierte daher – theoretisch – die Initiale A. der Empfängerin in T. Kaiserin Theodora (1055 Jan. 12 1056 Aug. 22) war aber schon vor dem denkbaren Treffen in Köln verstorben. Riant ging davon aus, dass der Brief in Unkenntnis dieses Ereignisses verfasst wurde. Die Bdenken gegen Viktor III. als Aussteller griff Michael 1888 auf, der annahm, Empfängerin sei Kaiserin Agnes gewesen, und demnach auf eine Datierung nach dem Tod Heinrichs III. 1056 Oktober 5 (vgl. n. 1267) kam. Allerdings spricht der ganze Inhalt des Schreibens, der eher an einen griechischen Adressaten denken lässt, gegen diese Ansicht. Gegen diese wissenschaftlichen Überlegungen polemisierte Cowdrey, der unter Rückgriff auf die alte Ansicht, Viktor III. sei der Verfasser, als Empfängerin die griechische Kaisermutter Anna Dalassena ins Spiel brachte. Die Mutter des Kaisers Alexius Komnenos, die seit 1081 Chefin der griechischen Zivilverwaltung war, ist nach Cowdreys Ansicht die Empfängerin. Zudem habe Viktor III. als Abt von Montecassino, das auf dem Weg zahlreicher Palästinapilger lag, in intensiverem Kontakt mit Konstantinopel gestanden. Haben die Überlegungen Cowdreys, insbesondere zur Erklärung der Empfänger-Initiale auch einiges für sich, so ist doch ein intensiver Kontakt mit Konstantinopel in der Mitte des 11. Jahrhunderts auffällig. Es ist nicht nur an die Gesandtschaft Leos IX. 1054 (n. 1133) zu erinnern, sondern auch an diejenige Stephans IX. 1058 (n. 1372). In diesen Zusammenhang würde auch ein Briefkontakt Viktors II. gut passen, zumal 1055 eine kaiserliche Gesandtschaft aus Deutschland um Bischof Otto von Novara Konstantinopel aufgesucht hat. Hergemöller bringt das Zögern Viktors II., seine Wahl anzunehmen und seine Namenswahl in Verbindung zu seiner unterstellten Kenntnis vom 1054 entstandenen Schisma (n. 1133), was auch einen Kontext für das Schreiben nach Konstantinopel bilden könnte. Wenn daher die Zuweisung an Viktor III. nicht zutreffend ist, so wäre die genannte Zeit zwischen dem Amtsantritt Viktors II. und dem Zeitpunkt, da der Tod der Kaiserin Theodora bekannt wurde, der denkbare Zeitraum für eine Abfassung des Schreibens durch Viktor II.

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 1208, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1055-04-00_1_0_3_5_2_880_1208
(Abgerufen am 29.03.2024).