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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo IX. belehnt die Normannen mit allen bisher von ihnen eroberten Territorien sowie dem Besitz des hl. Petrus in Kalabrien und Sizilien, dessen Eroberung ihnen in Zukunft gelingen wird.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Ordericus Vitalis, Hist. eccl. V (Chibnall III 86); Gottfried Malaterra, Res gestae Rogerii Calabriae I 14 (Pontieri, SS rer. Ital. V/1 15); Historia Sicula (Muratori, SS rer. Ital. VIII 753); Simon da Lentini, Libru di la conquesta di Sicilia VI (Di Giovanni 13f.). Reg.: Di Meo, Ann. VII 341f., 349f.; IP VIII 10 n. *†7; IP X 6 n. †*3, IP X 186 n. †*74; Balladore Pallieri/Vismara, Acta 224 n. †94; Russo, Regesto vaticano n. 122. Lit.: Hunkler, Leo IX. 249, 252; Freeman, Norman Conquest V 40; Boureulle, Pape alsacienlorrain 23f.; Steindorff, Heinrich II 251f.; Heinemann, Geschichte der Normannen 143, 150, 369f.; Dina, L'ultimo periodo 68; Chalandon, Domination Normande en Italie I 139ff., 142; Hefele/Leclercq, Hist. des Conc. IV/2 1077ff.; Gaudenzi, Costituto di Costantino 44; Kehr, Belehnung der Normannenfürsten 4 (ND Ders., Ausgewählte Schriften 593); Vehse, Benevent 99; Wühr, Wiedergeburt Montecassinos 422; Morghen, Programma della riforma gregoriana 62; Clementi, Relations 198, 202ff.; Deér, Papsttum und Normannen 107f.; Vincenzo D'Alessandro, Il Problema dei rapporti fra Roberto il Guiscardo e Ruggero I (Roberto il Guiscardo e il suo tempo. Relazioni e communicazioni nelle prime giornate normannosveve [Bari, maggio 1973] [Fonti e Studi del Corpus membranarum italicarum 11, Rom 1975] 91-105) 98f., 104; D'Alessandro, Storiographia 47; Hartmut Hoffmann, Langobarden, Normannen, Päpste. Zum Legitimitätsproblem in Unteritalien (QFIAB 58/1978, 137-180) 138ff.; Whitton, Papal Policy 258f.; Cowdrey, Age of Abbot Desiderius 110; Tramontana, Monarchia normanna 485; Horwege, Bruno von Egisheim 123, 147; Martin, Italies normands 58; Wolf, Making History 17; Bünemann, Robert Guiskard 24; Loud, Robert Guiscard 120; Gemeinhardt, Filioque-Kontroverse 400; Munier, Léon IX 214ff., 252ff.; Taviani-Carozzi, Léon IX et les Normands 315ff., 326ff.; Sibilio, Battaglia di Civitate 4; Chazan, Léon IX dans l'historiographie 615; Loud, Latin Church in Norman Italy 136f.

Kommentar

Gottfried Malaterra berichtet im Anschluss an die Aussöhnung zwischen Papst und normannischen Siegern auf dem Schlachtfeld von Civitate (nn. 1078, 1091), Leo IX. habe diesen omnem terram, quam pervaserant, et quam ulterius versus Calabriam et Siciliam lucrari possent de s. Petro, hereditali feudo ... possidendam concessit. Die Historia Sicula hat das verliehene Territorium sogar auf ganz Apulien und Calabrien a finibus Guarnerii usque ad Farum ausgedehnt und betont den freiwilligen Charakter der Verleihung, welche mit Konsens des Kardinalskollegs geschehen sein soll (spontanea voluntate et suorum communi consilio card.); schließlich soll der Papst bei diesem Anlass Graf Hunfried darüber hinaus auch noch zum Bannerträger der römischen Kirche ernannt haben (Romanae matris eccl. signiferum, et defensorem). Problematisch sind diese Passagen, weil andere Quellen von der Belehnung der Normannen in diesem Zusammenhang nichts wissen, sondern eher eine friedliche Koexistenz zwischen Normannen und Langobarden/Apuliern während der Zeit von Leos IX. unfreiwilligem Aufenthalt in Benevent andeuten (die Vita Leonis IX [Wibert-Vita] II 22 [12] [Krause, MG SS rer. Germ. 70/2007 230] geht gar von einer subiectione der Normannen aus), sodann in diesen Quellen deutlich Entwicklungen, wie sie unter Nikolaus II. einsetzten, zu früh bereits mit Leo IX. in Verbindung gebracht werden. Die von diesen Autoren behauptete Belehnung nach der Schlacht von Civitate entspricht den Bedingungen, welche anderen Quellen zufolge die Normannen vor dem Kampf für ihre Unterwerfung stellten (n. 1076). Angenommen, der Papst hätte nach seiner Niederlage die zuvor verweigerten Konditionen akzeptiert, so bliebe die "ehrenvolle Haft" in Benevent (n. 1100) unerklärlich; noch aussagekräftiger jedoch ist der Brief des Papstes an Kaiser Konstantin Monomachos, den er aus Benevent schrieb (n. 1131) und in dem die Normannen nach wie vor als zu bekämpfende Feinde bezeichnet werden. Es ist daher eher anzunehmen, dass Leo IX. eine Belehnung verweigerte und die Quellen die Belehnung der Normannen durch die Päpste zu früh in seinen Pontifikat datieren. Lt. Ordericus Vitalis belehnte Leo IX. sogar nicht Hunfried, sondern Robert Guiscard. Allerdings legt Dina (und in seiner Folge Sibilio) dar, dass der Papst vor seiner Rückkehr nach Rom im Frühjahr 1054 den Normannen möglicherweise einige Konzessionen gemacht habe, zumindest einen Verzicht auf die griechische Allianz. Martin, Italies normands, nimmt an, dass der Papst auf seiner Reise nach Benevent (n. 1095) tatsächlich gezwungen wurde, die einzelnen Normannen in ihre Eroberungen zu investieren.

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. †1092, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1053-06-19_7_0_3_5_2_764_1092
(Abgerufen am 23.04.2024).