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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo IX. führt ein (aus Verwandten und persönlichen Freunden bestehendes) deutsches Heer zum Krieg gegen die Normannen nach Italien.

Überlieferung/Literatur

Erw.: n. 1131 (auch inseriert in: Vita Leonis IX [Wibert-Vita] II 20 [10] [Krause, MG SS rer. Germ. 70/ 2007 224]); Hermann von Reichenau 1053 (MG SS V 132); Vita Leonis IX I 8 (Poncelet 284f.); Vita Leonis IX 7 (Escorial-Vita) (Tritz 361); Ann. Rom. (Duchesne II 333); Lampert von Hersfeld, Ann. 1051 (Holder-Egger, MG SS rer. Germ. 38/1894, 62); Leo Marsicanus, Chr. Casinensis II 81 (MG SS XXXIV 329); Annalista Saxo 1053 (MG SS XXXVII 394); Romuald von Salerno, Chr. 1053 (Garufi, SS rer. Ital. VII/1 181); Gottfried von Viterbo, Pantheon (MG SS XXII 248); Gottfried Malaterra, Res gestae Rogerii Calabriae I 14 (Pontieri, SS rer. Ital. V/1 15); Johannes Colonna, Mare hist. 37 (MG SS XXIV 273); Jakob Twinger von Königshofen, Chr. 1052/53 (Hegel, Chr. der deutschen Städte IX 559); Hermann Corner, Chr. novella 1053 (Eckhart, Corp. Hist. II 590); Thomas Ebendorfer, Chr. reg. Rom. (Zimmermann, MG SS rer. Germ. NS 18/1, 2003, 378); Johannes Długosz, Ann. seu Chr. Poloniae III 1053 (Dąbrowski II 67); Johannes Trithemius, Ann. Hirsaugienses 1052 (Mabillon I 193); Johannes Naucler, Memorabilium 1052 (II fol. 154); Aventin, Ann. ducum Boiariae V 8 (Riezler III 66); Johannes Molanus, Hist. Lovanensium VIII 15 (De Ram I 410); vgl. Amatus von Monte Cassino, Hist. Normannorum III 37 (De Bartholomaeis, FSI 76/1935 150); Bruno von Segni, Libellus de simoniacis 5 (Sackur, MG LdL II 550); Vita Leonis IX (Borgia II 317); Lupus Protospatarius, Ann. 1054 (MG SS V 59). Reg.: . Lit.: Tosti, Storia di Montecassino I 204; Hirsch, Amatus 286f.; Duhamel, Pape Léon IX 29; Steindorff, Heinrich II 216f.; Brucker, L'Alsace II 261ff., 268; Heinemann, Geschichte der Normannen 138; Dina, L'ultimo periodo 67; Martin, Saint Léon 160f.; Gay, L'Italie II 486f.; Gottlob, Kreuzablass 42; Chalandon, Domination Normande en Italie I 135; Gottlob, Ablassentwicklung 63; Mann, Popes VI 118; Vehse, Benevent 98; Alfaric, Pape alsacien 64; Wollemborg, Papato e stato normanno 16; Wühr, Wiedergeburt Montecassinos 421; Haller, Papsttum II 295; Siegwart, Chorherren 214; Gessel, Leo IX. 5; Buchner, Frühsalische Geschichtsschreibung 919, 924f.; Partner, Lands of St Peter 113; Manselli, Roberto il Guiscardo ed il papato 176; Petrucci, Ecclesiologia e politica 54; Fried, Laienadel und Papst 392f.; Aubé, Empires Normands 55; Semmler, Milites d. Ildebrandi 22ff.; Horwege, Bruno von Egisheim 119; D'Amico, Leone IX e il Meridione 52; Martin, Italies normands 57f.; Wolf, Making History 16, 50f., 99f.; Taviani-Carozzi, Bataille francoallemande 185; Bünemann, Robert Guiskard 20; Loud, Robert Guiscard 118; Aubé, Roger II 41; Bayer, Spaltung der Christenheit 59; Munier, Léon IX 141f., 211f.; Minnerath, Projet réformateur 135f.; Morris, Sepulchre of Christ 169ff.; Taviani-Carozzi, Léon IX et les Normands 306; Krause, Touler Vita 20; Becker, Graf Roger I. 36.

Kommentar

Nur Leo Marsicanus in der Chronik von Montecassino weiß von der Rücknahme des versprochenen Heeres durch Kaiser Heinrich III. (n. 1016) und berichtet demnach, dass das päpstliche Heer de propinquis tantum et amicis apostoli quingentis circiter bestand. Davon abweichend erzählen die Ann. Rom., der Kaiser sei nicht persönlich mit dem Papst nach Süden gezogen, set direxit principes suos cum magno exercitu Teutonicorum, insimul cum consanguinei dicti pontifici; während der erste Teil dieser Aussage jener des Leo Marsicanus widerspricht, stimmt der zweite Teil überein, welcher besagt, das Heer des Papstes habe sich u. a. aus dessen Verwandtschaft rekrutiert. Entsprechendes berichten auch Annalista Saxo und Jakob Twinger von Königshofen, allerdings ohne die Ausschließlichkeit des Personenkreises, der sich aus der Chronik von Montecassino ergibt. Neutral teilen die Papstvita und Gottfried von Viterbo mit, Leo IX. habe aus Deutschland ein Heer nach Apulien geführt. Bruno von Segni geht auf die Problematik, ob es sich bei dem Heer Leos IX. um ein Reichsheer gehandelt habe, nicht ein, berichtet aber, der Papst habe collecto modico quidem sed fortium militum sue gentis exercitu die Normannen angegriffen, weist also auch auf das deutsche Kontingent hin; allerdings versucht er mit seiner vagen Zahlenangabe den Eindruck einer kleinen Gruppe zu erwecken, welcher sich aufgrund der Angaben von Leo Marsicanus' Chronik von Montecassino (II 81, MG SS XXXIV 329: 500) und Amatus von Monte Cassinos Hist. Normannorum III 151 (De Bartholomaeis, FSI 76/1935: 300) (vgl. auch nn. 1016, 1049, 1063, 1078) nicht aufrecht erhalten lässt. In dem Brief an den Kaiser von Byzanz, welcher in die Wibert-Vita inseriert ist, erwähnt Leo IX. die deutschen Kontingente nicht, sondern berichtet nur, dass er suffultus ... comitatu, qualem temporis brevitas et ... necessitas permisit nach Apulien gezogen sei. Andere Quellen behaupten ausdrücklich – oder erwecken jedenfalls den Eindruck – Leo IX. habe ein vom Kaiser für seinen Kampf übergebenes, durch persönliche Anhängerschaft verstärktes Reichsheer angeführt, welches die Quellen jedoch mit unterschiedlichen Fachtermini belegen: principes ... cum magno exercitu Teutonicorum (Ann. Rom.), viros fortissimos et honoratos (Vita Leonis IX [Poncelet-Vita]), apostolicus Romam rediit, multis eum diversarum provinciarum militibus imperiali preceptione ... comitantibus (Annalista Saxo); einen ausdrücklichen kaiserlichen Auftrag für das Heer nehmen Gottfried Malaterra ([papa] ... Alamannorum exercitu ab imp. sibi in adiutorium accepto) und Johannes Colonnna ([Henricus] magnum suorum exercitum ad Romam ad papam misit) an. Hermann von Reichenau trifft vermutlich die Situation in seiner Darstellung, derzufolge der Papst um kaiserliche Hilfe bat, und auch summa cum caritate ab imp. entlassen wurde; dennoch sind die Anhänger Leos IX. nun nicht als Reichsheer oder Kontingente, die den Papst im kaiserlichen Auftrag nach Italien begleiten würden, geschildert, sondern nach der Erzählung des Reichenauer Chronisten handelte es sich bei den plurimi Theutonicorum zum einen um Männer, die iussu dominorum oder spe questus adducti den Papst begleiteten, teilweise aber auch um scelerati ... patria pulsi. Ob die Ansicht Lamperts von Hersfeld, des Johannes Molanus und Aventins, der Papst habe bei diesem Anlass Herzog Gottfried den Bärtigen nach Italien geführt, zutrifft, lässt sich nicht sicher entscheiden, doch war dieser vermutlich schon zuvor in tuszischen Diensten (vgl. Goez, Beatrix von Canossa 21f.). Unzutreffend ist jedenfalls die Ansicht des Johannes Molanus, der Papst habe erst zu diesem Zeitpunkt Friedrich von Lothringen nach Italien genommen (vgl. nn. 833, 878, 879), wie auch jene Aventins, der lothringische Herzog sei vom Kaiser ad tutandos fines Romani imperii nach Italien geschickt worden. Unter Hinweis auf n. 1046 nimmt Siegwart an, Bischof Thietmar/Dietmar von Chur sei einer der päpstlichen Begleiter bei der Rückkehr nach Italien gewesen.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 1033, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1053-02-03_1_0_3_5_2_705_1033
(Abgerufen am 28.03.2024).