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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo (IX.) erhält (mit n. 1115) einen Brief des Patriarchen Michael (Kerullarios) von Konstantinopel, der zu Frieden und Eintracht (zwischen beiden Patriarchaten) auffordert und dem Papst die gegenseitige Kommemoration anbietet.

Überlieferung/Literatur

Erw.: n. 1132 (Will, Acta et Scripta 89, 92); n. 1131 (Will, Acta et Scripta 88); Patriarch Michael Kerullarios von Konstantinopel, Brief 1 an Patriarch Petros von Antiochien 3, 4, 8, 11 (Migne, PG 120, 784, 788f.); Patriarch Petros von Antiochien, Brief an Patriarch Michael Kerullarios von Konstantinopel 23 (Migne, PG 120, 813). Reg.: Grumel/Darrouzès, Régestes du patriarcat de Constantinople n. 864. Lit.: Höfler, Deutsche Päpste II 196f.; Steindorff, Heinrich II 257; Brucker, L'Alsace II 304; Heinemann, Geschichte der Normannen 146; Bréhier, Schisme oriental 100f., 103f., 201; Norden, Papsttum und Byzanz 24; Gay, L'Italie II 491; Martin, Saint Léon 181; Chalandon, Domination Normande en Italie I 158; Hefele/ Leclercq, Hist. des Conc. IV/2 1097f.; Mann, Popes VI 148f.; Michel, Humbert und Kerullarios I 56f., 79, II 23f., 35ff., 154ff., 178f., 284; Michel, Die Fälschung der römischen Bannbulle durch Kerullarios 306; Michel, Panoplia 181; Jugie, Schisme byzantin 194f.; Every, Byzantine Patriarchate 167, 171; Haller, Papsttum II 300; Michel, Schisma und Kaiserhof 400f.; Mayne, East and West 134; Runciman, Eastern Schism 43; Petrucci, Redazioni latine 74; Garreau, Saint Léon IX 137; Bianchi, Patriarca Domenico Marango 57f.; Denzler, Morgenländisches Schisma 29; Gauss, Ost und West 52f.; Setton, Crusades I 209; Petrucci, Rapporti di Leone IX 50ff.; Petrucci, Ecclesiologia e politica 75ff.; Smith, Taking Bread 85f., 93, 124; Dvornik, Byzantium and Roman Primacy 131; Beck, Geschichte der orthodoxen Kirche 143, 154; Lounghis, Ambassades byzantines 229f.; Krause, Constitutum Constantini 142, 154; Horwege, Bruno von Egisheim 132f.; Hussey, Orthodox Church 132; Bloch, Monte Cassino I 36; Kaplan, Place du schisme de 1054 31; Kaplan, Schisme de 1054 150f.; Dischner, Humbert 53; Kaplan, Chrétienté byzantin 171; Bayer, Spaltung der Christenheit 78f., 83f.; Avvakumov, Entstehung des Unionsgedankens 66; Gemeinhardt, Filioque-Kontroverse 342f.; Chadwick, East and West: Rift in the Church 200; Munier, Léon IX 228f.; Hoffmann, Grande incompréhension 99; Tinnefeld, Ereignisse von 1054 10; Bayer, Das sog. Schisma 30f., 33; Noblesse-Rocher, Source ecclésiologique 206; Frazee, 1054 Revisited 268; Büttner, Leon von Ohrid 56f., 59, 65; D'Agostino, Primato 193.

Kommentar

Der Inhalt des Briefs lässt sich nur aus den genannten Erwähnungen erschließen, wobei das Antwortschreiben des Papstes (n. 1132) den meisten Aufschluss bietet. Leo IX. lobt Michael Kerullarios dafür, dass er in scripta tua(e) zum bonum concordiae et unitatis aufgefordert habe. Ebenfalls auf dieses frühere Schreiben des Patriarchen bezieht sich ein weiterer Satz Leos IX.: scripsisti ... nobis, quoniam si una eccl. Romana per nos haberet nomen tuum, omnes eccl. in toto orbe terrarum haberent per te nomen nostrum, was der Papst entrüstet ablehnt mit dem Hinweis, dass die römische Kirche sehr wohl Töchter habe und nicht sola, vel sicut tu putas, una in toto orbe sei. Vermutlich ist die Passage so zu interpretieren, dass Michael Kerullarios dem Papst angeboten hat, ihn in seiner eigenen Kirche zu memorieren, wenn er selbst in der römischen memoriert würde und damit den Umstand verbunden, dass die Kommemoration in Byzanz für den Papst zugleich jene in den anderen Patriarchaten und damit dem gesamten östlichen Kirchenkreis umfassen würde. Eine solche Interpretation würde erklären, weshalb der Papst dem Patriarchen die Unterwerfung der alten Hochthrone zum Vorwurf machen konnte (nn. 1112, 1131, 1132), da Michael Kerullarios sich dann als deren Vorgesetzter verstanden hätte. Ein entsprechender Vorschlag war wahrscheinlich bereits an Johannes XIX. herangetragen und von diesem ebenso zurückgewiesen worden wie jetzt von Leo IX. (n. 36). Da der Brief des Patriarchen gleichzeitig mit dem "Trostbrief" des Kaisers (n. 1115) ausgestellt (vgl. n. 1131) und gemeinsam mit diesem expediert wurde (vgl. n. 1115), ist erwiesen, dass auch dieses Schreiben entstanden ist, nachdem die Nachricht von der Niederlage des Papstes bei Civitate in Byzanz bekannt worden war. Möglicherweise ist der Vorschlag des Michael Kerullarios vor diesem Hintergrund der Schwäche Leos IX. zu sehen. Vermutlich ist das Schriftstück auf Druck Kaiser Konstantins Monomachos abgefasst, der an einer politisch militärischen Allianz mit dem Papst interessiert war (οἰκεῖον πραγματευὸμενοι εἰς την περί ἡμᾶς ... κατὰ τῶν φράγγων), wie Kerullarios an Petros von Antiochien schreibt (Will, Acta et Scripta 174).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 1116, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1053-00-00_10_0_3_5_2_788_1116
(Abgerufen am 24.04.2024).