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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo (IX.) bestätigt Abt Richer von Montecassino (Richerio ... abbati sacratissimi monasterii b. Benedicti confessoris Christi siti in monte, qui vocatur Castro Casino suaeque almae congregationi), 〈dessen Weihe den Päpsten von den Kaisern Heinrich (II.) (Böhmer/Zimmermann, Papstregesten nn. 1246, 1247) und Konrad (II.) (n. †167) übertragen wurde (cujus abbatis consecrationem ... ex dono ... Heinrici, et Chonradi Romanorum imp. suscepimus)〉 (in großteils wörtlicher Wiederholung der Urkunde Benedikts IX. n. 210) wunschgemäß alle Klöster, Kirchen, Zellen, Burgen und sonstigen Besitzungen mit Zubehör (confirmamus cum omnibus eccl., monasteriis, cellis, castellis, terris ...), insbesondere das Salvatorkloster am Fuß des Berges und S. Maria in Piumariola, S. Maria in Cingla in Capua und S. Sophia in Benevent (monasterium Salvatoris

Incipit:
Convenit apostolico moderamini pia religione ...

Überlieferung/Literatur

positum ad pedem ipsius montis ... s. ... Marie, quod vocatur Plumbarola ... s. Marie in Cingla ... infra Capuanam civitatem ... infra civitate Beneventana monasterium s. Sophie) sowie eine Reihe weiterer genannter Kirchen und Klöster in den Gebieten von Benevent, Apulien, Kalabrien, den Marken und dem Marserland (in finibus Beneventanis ... Apuliis et Calabritanis ... Marchie ... Marsorum), konfirmiert die Exemtion und verbietet die Ausübung geistlicher Funktionen im Kloster ohne Erlaubnis des Abts (omnem ... pontificem in praefatis monasteriis ditionem quamlibet habere praeter sedem apostolicam, prohibemus, ita ut nisi ... invitatus ... nec missarum sollemnia ... praesumat omnino celebrare), bestätigt die freie Wahl des nur vom Papst zu weihenden Abts aus der Kongregation (consensus et voluntas communis fratrum ex ipsa congregatione eligerit ... electus ad nos ... consecrandum gratis ... veniat), stellt die Weihe durch einen anderen Bischof unter geistliche Strafe (consecrator et consecratus anathema sit), gestattet die Einholung anderer Weihen bei beliebigen Bischöfen, die tägliche Messfeier und das Läuten der Glocken sowie den freien Zugang der Gläubigen (liceat vobis signum pulsare ... nullus episcopus prohibeat populum Dei ingredere), verbietet die Berufung des Abtes, der Mönche und der Priester des Klosters zu Synoden und ihre Exkommunikation (nullus episcopus praesumat ... sacerdotem excommunicare vel ad sinodum provocare aut abbatem aut monachos), gestattet die Aufnahme von Klerikern aus jeder Diözese, unterstellt die Leute der Klöster der Jurisdiktion des Konvents (liceat vobis ... subiectis iudicare ... absque seculari potestate et prohibicione ... episcopi) und erlässt ein Alienations und Perturbationsverbot. Convenit apostolico moderamini pia religione ... Orig.: – . Kop.: 1) 11. Jh., Montecassino, Arch. abbaziale, Cod. 216 fol. 92 (p. 185) (fragm.); 2) 12. Jh., Montecassino, Arch. abbaziale, Reg. 3 fol. 13v; 3) 1396 Okt. 6, Montecassino, Arch. abbaziale, Aula III Caps. VII n. 82; 4) 1780, Montecassino, Arch. abbaziale, Cod. dipl. Casinensis per d. Alex. Castreotum I fol. 245; 5) 18./19. Jh., Montecassino, Arch. abbaziale, Cod. dipl. Casinensis, cura J. Federici et O. Frangipane III fol. 200; 6) 17. Jh., Brescia, Bibl. Quiriniana, A IV 21 fol. 86 (fragm.). Erw.: Urkunde Calixts II. (1122 Sept. 16) (JL 6984; IP VIII 168 n. 201) (Migne, PL 163, 1250); Leo Marsicanus, Chr. Casinensis I 59, II 77 (MG SS XXXIV 148, 322); Urkunden Innozenz' II. (1138-1143) (JL –; IP VIII 178 n. 250) (Marcus Antonius Scipio, Elogia abbatum s. monasterii Casinensis [Neapel21643] fol. 6; zu Ende 1130) (nicht eingesehen); Innozenz' III. (1208) (Potthast 3588) (Migne, PL 217, 185).Faks.: Registrum di Pietro Diacono fol. 13v.Drucke: Tosti, Storia di Montecassino I 255 (mit Nachzeichnungen von Benevalete, Komma, Rota und Siegel von beiden Seiten); Migne, PL 143, 604. Reg.: J 3166 zu 1049; Kopczynski, Arengen 37; IP VIII 136 n. 70; Russo, Regesto vaticano n. 121; Santifaller, LD 127; Hoffmann, Chronik und Urkunde 99 und 155 n. 21; Bloch, Monte Cassino I 170 n. 5 und 255 n. 13; JL 4330 (1052-54).Lit.: Tosti, Storia di Montecassino I 203; Pflugk-Harttung, Bullen 103; Drehmann, Simonie 22, 76; Caspar, Petrus Diaconus 13, 160, 189; Riese, Besetzung der Reichsabteien 83f.; Palmarocchi, Montecassino e la conquista normanna 209; Bloch, Klosterpolitik 239f., 242f.; Parisella, Dimicatio contra simoniam 109f.; Wühr, Wiedergeburt Montecassinos 425f.; Fabiani, Terra di S. Benedetto I 76f.; Picasso, Montecassino e la Puglia 38; Cowdrey, Age of Abbot Desiderius 57; Bloch, Monte Cassino I 170, 255, II 651ff.; Martin/Orofino, Chr. S. Sophiae I 57.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Kehr, Bolle pontificie di Montecassino 14, 18 (ND Ders., PUU in Italien II 140, 144), Kehr, PUU in Campanien 295 (ND Ders., PUU in Italien II 462) und IP. Die dort genannte Abschrift 16. Jh., Rom, Bibl. Pamphili presso S. Agnese, Privilegi ... al Montecassino Bd. 19, 33 war nicht zu identifizieren. Die Urkunde ist nur fragmentarisch überliefert, stimmt jedoch in den erhaltenen Teilen bis auf Intitulatio, Adresse und Arenga weitestgehend mit n. 210 Benedikts IX. überein, ist also wohl Nachurkunde dazu. Die von Tosti wiedergegebene Version ist ein Auszug aus dem Register des Petrus Diaconus (Kopie 2), während der Herausgeber es für ein Original hielt und mit den Eschatokollsigneten Leos IX. (Benevalete, Komma, Rota sowie Siegelbildern) ausstattete, die jedoch in keiner Kopie überliefert sind, ebensowenig wie die Datierung. Wie in der Vorurkunde n. 210 (und deren Vorurkunde Benedikts VIII. [1023 Juni 29 – Juli 1], [JL 4045; IP VIII 133 n. 62; Böhmer/Zimmermann, Papstregesten n. 1265] [Zimmermann, PUU II 1034]) nahm der Cassinenser Fälscher auch hier Interpolationen vor, die insbesondere die Weihegewalt des Papstes über das Kloster hervorheben sollten. Die interpolierte Passage der Urkunde, welche die vom Kaiser verliehene Weihegewalt des Papstes über das Kloster beweisen sollte, wurde 1137 wichtig und Innozenz II. als Beweismittel vorgelegt (Leo Marsicanus, Chr. Casinensis IV 123 [MG SS XXXIV 597]). Interpolationen nimmt Caspar auch in der Besitzliste an. Bis Hoffmann die Korrektheit der Nachricht nachweisen konnte, wurde ebenfalls vermutet, dass der Fälscher eine Passage aus der Urkunde Leos IX. heraus genommen habe, um sie in jene Benedikts IX. einzufügen (a nobis consecrato et ordinato). Damit habe der Fälscher als Montecassiner Mönch und angeblicher Verwandter der Tuskulaner die Tatsache zu verschleiern versucht, dass Abt Richer, obwohl seit 1038 Abt, erst 1049 geweiht wurde und es verschmähte, seine Ordination von Benedikt IX. entgegenzunehmen. Hoffmann jedoch konnte nachweisen, dass die entprechende Überarbeitung der Chronik des Leo Marsicanus (Leo Marsicanus, Chr. Casinensis II 79, MG SS XXXIV 325), wo der Hinweis auf die Weihe Richers durch Leo IX. (n. 551) ebenfalls getilgt worden ist (ad quem [Leonem papam] abbas profectus 〈et consecrationem ab illo et〉 privilegium ab eo iuxta morem predecessorum suorum ... adeptus est), nicht von Petrus Diaconus, sondern bereits von Leo Marsicanus vorgenommen wurde. Demnach hatte der Autor zunächst behauptet, Richer habe seine Weihe erst von Leo IX. empfangen, später den korrekten Weihetermin durch Benedikt IX. (n. 209) realisiert und in seiner Chronik entsprechend angepasst. Möglicherweise ist jenes im Zusammenhang mit der Weihe durch Leo IX. (n. 551) ausgestellte Privileg (n. 552) auf dieses Stück zu beziehen, denn erst in der durch den Fälscher überarbeiteten Version werden die Hinweise auf n. 553 präzisiert, zumal in Urkunden früherer Päpste von den liturgischen Vorrechten, wie sie in der überarbeiteten Chronikversion aufscheinen, nicht die Rede ist. Fraglich ist angesichts von n. 967 für S. Sophia in Benevent die Bestätigung dieses Klosters innerhalb der Besitzliste.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 943, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1052-00-00_1_0_3_5_2_615_943
(Abgerufen am 24.04.2024).