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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo IX. absolviert Graf Balduin VI. von Flandern und dessen mit ihm selbst Verwandte Gattin Richild von Hennegau von der zuvor wegen Verwandtenehe verhängten Exkommunikation (n. †851), verbietet jedoch die Zeugung von Nachkommen und prophezeit bei Nichtbeachtung seines Verbots der Familie den Verlust ihrer Grafschaften.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Hermann von Tournai, Liber de restauratione s. Martini Tornacensis (Huygens, Corp. Chrisp. Cont. med. 236 49f., 55; MG SS XIV 279, 282); Chr. s. Bavonis Gandensis 1052 (De Smet, Recueil des chr. de Flandre I 553); Chr. comitum Flandrensium (De Smet, Recueil des chr. de Flandre I 53); Balduin von Avesnes, Genealogia ex Chr. Hanoniensibus (Bouquet, Recueil des Hist. XI 375); Ancienne Chr. de Flandre (De Smet, Recueil des chr. de Flandre II 40); Jacobus de Guisia, Ann. Hanoniae (MG SS XXX 193); Alia brevior Genealogia Forestariorum et comitum Flandriae (De Smet, Recueil des chr. de Flandre I 13; MG SS IX 320); Aegidius de Roya, Ann. belgici 1052 (Sweerts, Rer. belgicarum Ann. II 20). Reg.: – . Lit.: Hennebert, Hist. d'Artois II 191; Höfler, Deutsche Päpste II 167f.; Edward Le Glay, Hist. des comtes de Flandre I (Brüssel 1843) 161; Hunkler, Leo IX. 138; Steindorff, Heinrich II 152f.; Brucker, L'Alsace II 211f.; Vanderkindere, Richilde et Hermann de Hainault passim; Fliche, Philippe I de France 176f.; Boshof, Lothringen, Frankreich und das Reich 94f., 101f.; Mohr, Richilde vom Hennegau II 278ff.; Legl, Grafen von DagsburgEgisheim 144f.; Chazan, Léon IX dans l'historiographie 616; vgl. Vanderkindere, Formation territoriale II 90ff. und Franz, Valenciennes 261 und passim.

Kommentar

Das Chr. s. Bavonis berichtet, die Ehegatten seien von der vom Bischof von Cambrai wegen Inzests verhängten Exkommunikation (vgl. aber n. 851) von Leo IX., dem Onkel der Richildis, absolviert worden: Balduinus Montensis ... cum Rikilde ... a papa Leone, ipsius Rikildis avunculo, absoluti indulgentiam meruerunt. Dasselbe wiederholt auch Aegidius de Roya. Die Genealogia Forestariorum erweitert die Nachricht um die Information, der Papst habe dem Paar die fleischliche Verbindung verboten (ut in coniugio quidem sed absque commixtione carnali permanerent), was auch die Chr. comitum Flandrensium, Flandria generosa, Balduin von Avesne, Jacobus de Guisia und die Ancienne Chr. de Flandre aufgreifen. Die Prophetie des Papsts vom Verlust der Herrschaft bei Nichtbeachtung seines Verbotes überliefern die Chr. comitum Flandrensium, die Ancienne Chr. de Flandre und Hermann von Tournai. Alle Quellen stellen die Angelegenheit so dar, dass der Papst die inzestuöse Ehe ablehnte (n. 850), bzw. zusammen mit dem Bischof von Cambrai das Ehepaar sogar exkommunizierte (n. †851). Wegen verwandtschaftlicher Rücksicht habe er allerdings seine eigene Exkommunikation (nach Jacobus de Guisia) bzw. diejenige des Bischofs später wieder aufgehoben, die Ehe gebilligt, aber eben unter dem Verbot der Zeugung. Wie die verwandtschaftlichen Beziehungen des Papstes zur Gräfin Richild von Hennegau, als deren Onkel er mehrfach bezeichnet wird – von Sigebert von Gembloux, Chr. – Continuatio Aquicinctina 1195 (MG SS VI 433) allerdings als Bruder: Richildis... quae erat ... soror s. Leonis papae noni –, genau waren, lässt sich nicht bestimmen. Vermutlich stammte die Mutter der Gräfin, Mathilde (Gattin ihres Vaters Reginar V. von Mons), aus der mütterlichen Familie Leos IX. und war ein Spross des Hauses Dagsburg (anders aber Vanderkindere, Formation territoriale II 91, nach dem der verstorbene Mann Richilds, Hermann, ein Sohn Reginars V. war, Richilde eine Egisheimerin). Diese Genealogie ist quellenmäßig jedoch kaum überliefert, so dass präzise Aussagen nicht zu machen sind. Ebensowenig lässt sich die historische Zuverlässigkeit der Nachrichten überprüfen. Nach Hennebert, Hist. d'Artois II 193 wurde der Dispens von Viktor II. bei der Kölner Aussöhnung zwischen Heinrich IV. und dem Grafen von Flandern (n. 1271) bestätigt und ein Interdikt aufgehoben. Zu dem Komplex um Richild von Mons vgl. auch nn. †476, †477, 589-592.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 852, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1051-00-00_4_0_3_5_2_524_852
(Abgerufen am 23.04.2024).