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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo IX. exkommuniziert die normannischen Okkuppanten Süditaliens wegen ihrer Grausamkeit gegenüber Christen und weil sie Besitzungen der römischen Kirche besetzten.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Brief Leos IX. an Kaiser Konstantin von Byzanz n. 1130; Bonizo von Sutri, Liber ad amicum V (Dümmler, MG Ldl I 589); Boso, Vitae Rom. pont. 155 (Duchesne, Liber Pont. II 355f.); Nicolaus Roselli, Vita Leonis IX papae (Muratori, SS rer. Ital. III/1 277); Aventin, Ann. ducum Boiariae V 8 (Riezler III 72f.). Reg.: – . Lit.: Höfler, Deutsche Päpste II 171; Hunkler, Leo IX. 236; Boureulle, Pape alsacienlorrain 22; Brucker, L'Alsace II 233; Hauck, Kirchengeschichte III 689; Martin, Saint Léon 147; Fabiani, Terra di S. Benedetto 79; TavianiCarozzi, Bataille francoallemande 188; Sibilio, Battaglia di Civitate 5; Frech, Die vielen Tode 121.

Kommentar

Bereits im Zusammenhang mit der Gesandtschaft, welche die Herrschaft über Benevent dem Papst angeboten hatte (n. 874), berichtet Bonizo von der Verhängung der Exkommunikation non solum pro terris s. Romane eccl. invasis, verum etiam pro acerbissimis penis, quas christianis inferebant. Die Exkommunikation ist in dieser Schilderung eine Maßnahme innerhalb eines Katalogs, welcher schließlich in der militärischen Bekämpfung der Feinde eskaliert (nn. 960, 1062, 1075), was im Bericht Bosos deutlich zum Ausdruck kommt: post secundam et tertiam commotionem pontifex eos tamquam rebelles et contumaces anathematis mucrone percussit et postmodum gladio materiali feriendos decrevit. Da der Papst 1050 und 1051 mit den Normannen friedliche Verhandlungen pflegte und Spannungen erst nach der Machtübernahme in Benevent (n. 913) in den bilateralen Beziehungen zu erkennen sind, weiterhin die Gesandtschaften 1051/1052 (nn. 933, 934) auf die Grausamkeiten der Normannen und den Besitz der römischen Kirche in Apulien hinwiesen und schließlich zum ersten Feldzug Leos IX. führten (n. 960), ist davon auszugehen, dass es zur Verhängung der Exkommunikation in der Zeit vor dieser militärischen Expedition, d. h. Ende 1051/Anfang 1052, kam. Lt. Nicolaus Roselli gingen dem Bann bereits andere päpstliche Maßnahmen voraus, nämlich (die kanonisch vorgeschriebene) zweite und dritte Ermahnung (post secundam et tertiam commonitionem), die Erklärung der Normannen zu Rebellen sowie kanonisch Unbelehrbaren (tamquam rebelles et contumaces). Fällt der letzte Schritt mit der Exkommunikation wohl zusammen, so lassen sich die vorherigen Ermahnungen nicht sicher festlegen, doch können sicherlich die Boten n. 547, Verhandlungen mit den Normannen bei der ersten Reise nach Apulien 1050 (n. 736) sowie jene nach der Machtübernahme in Benevent (n. 916) so interpretiert werden. Eine entsprechende Klimax findet sich auch schon im Bericht Leos IX. an Kaiser Konstantin Monomachos, in welchem der Papst sagt, er habe die Normannen saepissime ... redargui, commonui, obsecravi, praeiudicavi (n. 1130), bevor er ihnen schließlich terrorem divinae et humanae vindictae denuntiavi(t), was eine Umschreibung der verhängten Exkommunikation darstellt. Aventin setzt den antinormannischen Entscheid des Papstes (Nordmannos contra pietatem Christi facitare videri pronunciat) chronologisch im Anschluss an die römische Synode von 1053 (vgl. n. 1057). Durch die Exkommunikation der Widersacher wurde der Kampf gegen sie zum Glaubenskrieg (TavianiCarozzi, Bataille francoallemande 188). Aufgenommen ist die schrittweise Eskalation der Beziehung mit den Normannen in der Erzählung von den kriegerischen Verstrickungen Gregors VI. (nn. †283, †295, †299, †300, †301, †302, †328).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 935, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1051-00-00_12_0_3_5_2_607_935
(Abgerufen am 20.04.2024).