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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo (IX.) verleiht dem Kloster Hesse (D. Metz) unter seiner Nichte Seberga als Äbtissin (eccl. in loco, qui dicitur Hesse ... in honore s. Dei genitricis Mariae, et in memoria ss. Martini confessoris et Laurentii ... et per eam Sebergae abbatissae nepti nostrae), dem Bestattungsort seiner Verwandten, der Grafen Matfried und Gerhard, dessen Frau Cuniza und seines Bruders Hugo (confirmationem ... concedimus pro ... parentum nostrorum inibi ... quiescentium ... patrueles nostros comites Mathfridum ... Gerhardum, eiusque uxorem ... Cunisam ... fratrem nostrum Hugonem), das Recht, dass an den drei von ihm selbst auf Bitte (seiner Schwägerin) Mathilde und seines Neffen Heinrich (d. Mathildis et filii eius Henrici nostri quondam nepotis) geweihten Altären (n. 838) nur der Erzbischof (von Trier), der Bischof (von Metz) und die Hebdomadare sowie andere Kleriker mit Erlaubnis der Äbtissin Messe feiern dürfen (nemo ... celebret missam, nisi archiepiscopus vel episcopus ipsius dioecesis vel ... hebdomadarii), legt die Feier der Klosterweihe auf den 25. November (VII kal. Dec.) fest und bestätigt alle Güter und Rechte, insbesondere das Münz und Marktrecht (moneta apud Hesse cum totius mercati utilitate) sowie alle von seinen Verwandten verliehenen sowie namentlich genannten Besitzungen und Einnahmen (in Lothringen und im Elsass), das von seinem Vater Hugo als Vogt und Erbe (Hugo, iustus ... advocatus et haeres) verliehene Recht der freien Heirat innerhalb der Klosterfamilie sowie das damit verbundene Erbrecht und erlässt ein Perturbations und Alienationsverbot, bei dessen Verletzung das Kloster das Recht der Romappellation erhält.

Incipit:
Martinus, hic pauper et modicus ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: – . Kop.: – . . Erw.: Nancy, Arch. dép., H 543 fol. 111 (Inventar). Drucke: Mabillon, Ann. OSB IV 736;2IV 675; Martène/Durand, Thesaurus I 173; Languille, Hist. d'Alsace, pr. 25; Calmet, Hist. de Lorraine I pr. 430;2II pr. 287; Cocquelines, Bull. Rom. I 367; Grandidier, Hist. d'Alsace I pr. 263 (fragm.); Migne, PL 143, 740; Tomassetti, Bull. Rom. I 592; Kuhn, Hesse 72; Brucker, L'Alsace II 187 (franz. Übersetzung). Reg.: Georgisch, Regesta I 377 n. 17 (zu 1050), 384 n. 3 (unter 1054; incerti anni); Bréquigny, Table chronologique II 45; Höfler, Deutsche Päpste II 373 (1049); J 3280; GP III 86 n. 3; Parisse, Bullaire n. †36; Santifaller, LD 124; JL 4245. Lit.: Languille, Hist. d'Alsace 154; Calmet, Hist. de Lorraine II 148ff., 167; François/Tabouillot, Hist. de Metz II 156; Höfler, Deutsche Päpste II 119; Hunkler, Leo IX. 23, 283f.; Sécretan, L'origine de Gérold 242f., 261; Grandidier, Oeuvres inédites II 41f.; Kuhn, Hesse 16ff.; Delarc, Pape alsacien 337f.; Steindorff, Heinrich II 135; Pflugk-Harttung, Beiträge zu Jaffé's Regestensammlung 86; Brucker, L'Alsace I 336; II 187f.; Kraus, Kunst in Elsaß-Lothringen III 208ff.; Vanderkindere, Formation territoriale II 154; Martin, Saint Léon 134; Lerche, Privilegierung 196f., 209; Bloch, Klosterpolitik 189f., 198ff., 205ff., 222f., 229f.; Kimpen, Rheinische Anfänge 14, 41; Pfleger, Kult Leos IX. 84; Büttner, Studien zur Geschichte des Stiftes Hohenburg 125f. (ND 218f.); Crozet, Consécrations pontificales 18; Barth, Kult Leos IX. 151; Morhain, Léon IX et Metz 104f.; Larose, Origines du St-Léon 20f.; Paulin, Leo IX. und Lothringen 35; Fichtenau, Arenga 103f.; Dubled, L'Avouerie 22, 27, 79; Barth, Handbuch elsässischer Kirchen 287ff., 1143ff., 1582ff.; Brakel, Heiligenkulte 267, 280; Parisse, Noblesse lorraine I 128f.; Fried, Laienadel und Papst 392f.; Michel Parisse, Les nonnes au Moyen Âge (Le Puy ca. 1980) 94; Schwineköper, Christus-Reliquien 258; Jean-Marie Demarolle, Sarrebourg et l'évêché de Metz. XIe siècle1464 (Hist. de Sarrebourg, hg. von François-Yves Moigne [Metz 1981] 83-114) 90f.; Horwege, Bruno von Egisheim 103; Sutter, Ce fut 270; Legl, Grafen von Dagsburg-Egisheim 48ff., 55ff., 189ff., 210ff., 434f., 440, 473, 552; Gilg, En l'an 1002 28; Seibert, Abtserhebungen 251; Bönnen/Haverkamp/Hirschmann, Frauengemeinschaften 386; Munier, Léon IX 58, 136, 183, 263, 289f.; Iogna-Prat, Maison de Dieu 381f.; Mathieu, Lignée maternelle de Léon IX 83f.; Metz, Quatre châteaux 125; Iogna-Prat, Léon pape consécrateur 368f.; Oberste, Leo IX. und das Reformmönchtum 429; Sütterle, Salier und Elsass 78; Fray, Villes de Lorraine 431; vgl. auch: Hiegel, Domus s. Laurentii in Hissa prope Sarburgum (Monasticon Windeshemense II [Brüssel 1977]) 194-197.

Kommentar

Eine handschriftliche Überlieferung der Urkunde existiert nicht mehr, vgl. Meinert, PUU in Frankreich I 106. Das Schriftstück ist ohne Datum und Eschatokoll überliefert. Eingeordnet wird das Stück aufgrund der darin enthaltenen Festlegung des Jahrtages der erwähnten Klosterweihe am 25. November auf die Tage danach. Der Papst teilt mit, dass er selbst drei Altäre geweiht habe; dies geschah vermutlich an einem 25. November, vgl. n. 838; als Jahr kommt am ehesten 1050 in Betracht. Am 25. November 1050 befand der Papst sich in Lothringen, ohne dass genauere Angaben zum Itinerar zu machen wären. Es ist anzunehmen, dass die Urkunde in zeitlichem Zusammenhang mit diesem zu erschließenden Aufenthalt in Hesse ausgestellt wurde (n. 838). Die detaillierte Besitzliste geht weitgehend auf Schenkungen der Vorfahren und Angehörigen des Papstes zurück, welche das Kloster gründeten (vgl. Vita Leonis I 1 [Wibert-Vita] [Krause, MG SS rer. Germ. 70/2007 90]). Kritik an dieser Liste wurde bisher nicht laut. Die Verleihung des Vorrechts der Messfeier an den vom Papst geweihten Altären entspricht anderen Privilegien Leos IX. Als Verwandte Leos IX. sind in der Urkunde die Empfängerin, Äbtissin Seberga als Nichte des Papstes, seine im Kloster Hesse bestatteten Vettern, die Grafen Matfried (II.) und Gerhard (II.) von Nordgau, dessen Gattin Cuniza und sein eigener Bruder, Graf Hugo (V.) vom Nordgau, angeführt, als Petenten für die Altarweihe sind die Witwe dieses Hugo, Mathilde, und dessen Sohn Heinrich genannt, die auch als Schenker vorkommen, als früherer Vogt des Klosters taucht der Vater des Papstes, Graf Hugo (IV.) auf. Das Dokument bietet damit wichtige Hinweise zur Genealogie des Papstes (vgl. zuletzt: Hlawitschka, Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen, passim und Legl, Grafen von Dagsburg-Egisheim, passim). Ohne Angabe von Gründen hält Parisse, Bullaire die Urkunde für eine Fälschung, nennt jedoch in Noblesse lorraine die fehlende Datierung, die unzeitgemäße Formulierung eccl. cum conductus, das Münzrecht und die Nennung des Papstneffen († nach 1064) als verstorben als Indizien für eine Fälschung. Als Argumente dafür ließen sich die mangelhafte Überlieferung, das fehlende Eschatokoll sowie der blumige Stil heranziehen. Die Sprache der Urkunde unterscheidet sich jedoch nicht wesentlich von jener des Privilegs für Woffenheim (n. 699), dem anderen Familienkloster des Papstes. Darin kommt die enge persönliche Bindung Leos IX. zu der Institution zum Ausdruck; sprachlich erfolgt ein Rückgriff auf liturgische und hagiographische Texte, was die Abweichungen vom eigentlichen Urkundenstil erklären könnte. Die Ausstellung einer Urkunde durch den Papst auch für dieses Familienkloster ist jedenfalls sehr wahrscheinlich. Zum Stifterbild in Hesse vgl. Bauch, Grabbild 24f.

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 839, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1050-11-25_2_0_3_5_2_511_839
(Abgerufen am 20.04.2024).