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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo IX. ernennt Abt Airard von St. Paul vor den Mauern in Rom und Kardinal zum Bischof von Nantes.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Bischof Airard von Nantes, Urkunde für Marmoutier vom 1. November 1050 (Guillotel, Cens de Nantes 37); Klerus von Nantes, Brief an Leo IX. (Delarc, Pape alsacien 399 [franz. Übersetzung]; Devailly, Deux interventions pontificales 202) (vgl. n. 1147). Reg.: – . Lit.: Höfler, Deutsche Päpste II 98f.; Delarc, Pape alsacien 398f.; Brucker, L'Alsace II 32; Bröcking, Französische Politik Leos IX. 45, 53ff., 65ff.; Imbart de La Tour, Élections épiscopales 419; Blanchard, Airard et Quiriac 164, 171, 241ff., 251ff.; Merlet, Chr. de Nantes XXXIIIff.; Scheffer-Boichorst, Gregor VII. Mönch 228ff.; Drehmann, Simonie 30f., 43f.; Trifone, Serie dei prepositi di San Paolo 246f.; Schwarz, Investiturstreit 266; Vehse, Bistumsexemtionen 102; Borino, Quando e dove 254; Haller, Papsttum II 306; Morghen, Programma della riforma gregoriana 120; Barthélemy/Pocquet du Haut-Jussé, Réforme grégorienne en Bretagne 878, 887f.; Fürst, Cardinalis 105, 112; Guillotel, Cens de Nantes 8ff.; Hüls, Cardinalis S. Petri 335; Tonnere, Comté nantais 13; Kaiser, Bischofsherrschaft 142f.; Brunterc'h, Puissance temporelle 29f., 54f., 62; Spinelli, Ildebrando archidiaconus 65ff.; Stürner, Papstwahldekret 176; Devailly, Deux interventions pontificales 196f.; Minois, Bretagne 278; Guillotel, Bretagne et papauté 266, 269ff.; Ziezulewicz, Sources of Reform 433f.; Dufief, Cisterciens en Bretagne 45, 47f.; Blumenthal, Gregor VII. 68; Ziezulewicz, Déplacements 463.

Kommentar

In der angeführten Urkunde berichtet Airard, er sei als Kardinal von St. Paul und Abt dieses Klosters – als solcher unterschreibt er auch bei der römischen Synode 1050 (n. 761.1) die Kanonisationsurkunde für Gerhard von Toul (n. 771): ... datus sum episcopus urbis Nannetice ... supradicti d. apostolici [Leonis] electione. Die Wahl und Weihe zum Bischof von Nantes an Stelle des bei der Reimser Synode 1049 abgesetzten Pudicus (n. 627.7) muss dementsprechend nach dieser römischen Synode angesetzt werden (und nicht bei der Reimser Synode von 1049, wie Imbart will). Da in dem Brief Leos IX. an die Fürsten der Bretagne (n. 775), der im Anschluss an die Synode von 1050 entstanden ist, Airard noch nicht erwähnt ist, kann angenommen werden, dass seine Wahl noch nicht auf diesem Konzil oder in der Zeit unmittelbar danach stattfand. Leo IX. verfolgte offenbar mit der Ernennung eines römischen Prälaten für das bretonische Bischofsamt die Absicht, auf den bretonischen Episkopat in reformerischer und organisatorischdisziplinarischer Hinsicht Einfluss zu nehmen (vgl. den Konflikt mit Dol, nn. 626.4, 670). Daher kann mit einiger Vorsicht vermutet werden, dass die Ernennung spätestens nach dem Konzil von Vercelli im September 1050 vorgenommen wurde, nachdem klar war, dass die bretonischen Bischöfe ihre Vorladung erneut missachteten (vgl. n. 670), eher aber schon nach der römischen Synode 1050 (n. 761). Ob Airard nach seiner Wahl auf den Abbatiat von St. Paul vor den Mauern verzichtete, lässt sich nicht eindeutig entscheiden, da nach 1050 Hildebrand, der spätere Gregor VII., diese Abtei nicht als Abt, sondern als oeconomus und rector leitete (vgl. auch: Heinrich Fichtenau, Der Mönch Hildebrand [Ecclesia peregrinans. FS Josef Lenzenweger, Wien 1986, 59-68] 65); allerdings behaupteten die schismatischen Bischöfe des Brixener Konzils von 1080 in ihrem Absetzungsdekret gegen Gregor VII., dieser habe Airard die Abtei abgekauft (vgl. Jasper, Papstwahldekret 35 und Stürner, Papstwahldekret 176). Es handelte sich bei der Ernennung offenbar nicht um eine Wahl im kanonischen Sinn, wie Leo IX. selbst sie bei der Reimser Synode gefordert hatte (n. 627.11), sondern um eine päpstliche Ernennung. Das kommt einerseits in der Formulierung Airards d. apostolici electione zum Ausdruck, andererseits auch in dem Brief des Klerus von Nantes; dieser erklärt Bischof Airard für moralisch unannehmbar und durch den Papst gegen den Willen von Volk und Klerus in Nantes aufgedrängt: missus quidem a te ... nescientibus omnibus, neque illud petentibus nobis (n. 1147). Airard konnte sich dementsprechend in Nantes auch nicht halten und urkundet nach 1051 dort nicht mehr. Als Bischof von Nantes unterschrieb er allerdings noch im Jahr 1059 das Papstwahldekret. Terminus ad quem für seine Erhebung ist der 1. November 1050, der Tag, an welchem er die genannte Urkunde ausstellte.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 772, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1050-05-02_2_0_3_5_2_444_772
(Abgerufen am 24.04.2024).