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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo IX. besucht das Kloster Montecassino und feiert mit den Mönchen die Palmsonntagsmesse.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Leo Marsicanus, Chr. Casinensis II 79 (MG SS XXXIV 324). Reg.: J p. 367 (1049 März 19); JL I p. 530 (zu 1049 März 19). Lit.: Di Meo, Annali VII 291, 301f.; Höfler, Deutsche Päpste II 12; Tosti, Storia di Montecassino I 203; Hunkler, Leo IX. 105f.; Will, Restauration I 34f.; Steindorff, Heinrich II 127, 452ff.; Brucker, L'Alsace I 207f.; Heinemann, Geschichte der Normannen 122; Martin, Saint Léon 81f.; Chalandon, Domination Normande en Italie I 126; Bloch, Klosterpolitik 240; Kölmel, Rom 151ff.; Wühr, Wiedergeburt Montecassinos 421, 424f.; Gauss, Ost und West 23; Grégoire, Mont-Cassin dans la réforme 23, 33; Brakel, Heiligenkulte 250; D'Alessandro, Storiographia 13; Houben, Organizzazione ecclesiastica 17; Houben, Normanni e Montecassino 351; Taviani-Carozzi, Terreur du monde 195; Taviani-Carozzi, Bataille francoallemande 184; Johrendt, Reisen der Reformpäpste 79ff.; Munier, Léon IX 123; Noblesse-Rocher, Source ecclésiologique 207; Taviani-Carozzi, Léon IX et les Normands 319; Ziezulewicz, Déplacements 465.

Kommentar

Die Quelle berichtet nach der Erzählung von der Wahl des Papstes von seiner Reise nach Süden, welche ihn am Palmsonntag in das Benediktskloster geführt habe: ... festivitate palmarum ... ad hoc monasterium venit ... eo die missam sollemniter celebravit ... Problematisch wird die Notiz durch die zeitliche Einordnung: nach Darstellung der Quelle hat die erste Reise Leos IX. in den Süden Italiens eodem anno quo ordinatus est stattgefunden, was in das Jahr 1049 fallen würde, allenfalls bis 1050 Februar 12 einzuordnen wäre. Die Reise habe Leo IX. von Capua, wo der Erzbischof Hildebrand geweiht worden sei (n. 734), zum Monte Gargano (n. 738) geführt, auf der Rückreise von dort auf den Montecassino und von da nach Rom (Version A). In einer (noch von Leo Marsicanus selbst) getilgten Passage der ältesten Handschrift der Chronik von Montecassino wird nun aber der Reiseverlauf anders geschildert: im Anschluss an den Aufenthalt in Montecassino soll Leo demnach nach Capua zur Bischofsweihe (n. 734, vgl. aber 735) gegangen sein, von da auf den Monte Gargano (n. 738) und von hier nach Rom (n. 748) (Version A1). Noch vor der Tilgung der gesamten Passage wurde aus dieser Version ein Satz gestrichen, demzufolge der Papst von Capua aus nach Salerno gereist wäre, wo die Weihe des Capuaner Bischofs stattgefunden hätte (n. 735) (Version A2). Die späteren Handschriften der Chronik haben diesen Verlauf geglättet und lassen nur die Stationen Monte Gargano und Montecassino übrig. Diese unterschiedlichen Versionen geben zu erkennen, dass Leo Marsicanus beim Verfassen seines Textes sich über den Ablauf der Ereignisse nicht im Klaren war. Gegen seine Darstellung spricht die Tatsache, dass andere Quellen von einer Süditalienreise Leos IX. 1049 nicht berichten. Verdichtet wird die Reiseroute allerdings durch die Schilderungen der Vita Leonis IX (Wibert-Vita), Amatus' von Montecassino und anderer, welche darüber hinaus von Handlungen in Salerno, Siponto, Melfi und Benevent berichten, die sich am ehesten in diese erste Reise Leos IX., welche ihn nach Montecassino und zum Monte Gargano führte, einreihen lassen. Werden nun diese (in den Quellen nicht datierten) Stationen in die angebliche Reise 1049 eingefügt, so ergibt sich augenfällig, dass der Papst sie nicht in weniger als 13 Tagen (März 12 und 26 ist er in Rom, dazwischen die Reise, vgl. nn. 529, 532) absolviert haben kann; unwahrscheinlich ist jedoch der Reiseverlauf auch bei der Annahme, nur Montecassino und Monte Gargano wären 1049 besucht worden, die anderen Stationen dagegen einer zweiten Reise 1050 zuzuordnen. Angenommen der Papst hätte mit geringem Gefolge den Weg von Rom nach Montecassino (ca. 125 km) in nur zwei Tagen zurückgelegt, so ist in Montecassino ein Aufenthalt von zumindest eineinhalb Tagen zu veranschlagen (vgl. nn. 741, 742, 744). Waren die verbleibenden ca. 200 km zum Monte Gargano, in vier Tagen zu bewältigen und ist mindestens ein Tag für den Aufenthalt am dortigen Heiligtum zu veranschlagen, so müssen für die Rückreise nach Rom (320 km) mindestens sieben Tage angesetzt werden. Da Leo IX. 1049 noch am 12. März in Rom war und bereits am 26. März wieder in der Stadt, lässt sich der (reduzierte) Reiseverlauf selbst bei den angenommenen enormen Reisegeschwindigkeiten in der Zwischenzeit nicht unterbringen. Auffällig ist auch bei der Annahme zweier Reisen, 1049 und 1050, die Unterstellung, der Papst sei 1049 kurz nach seiner Weihe in Eilmärschen zum Michaelsheiligtum auf dem Monte Gargano gereist, während er im Jahr darauf dieselbe Reise erneut gemacht, ein Konzil in Siponto, am Fuß des Heiligtums veranstaltet, dieses selbst aber nicht besucht hätte. Demnach ist jedenfalls der Monte Gargano aus dem Itinerar zu 1049 zu tilgen; da aber die Quelle den Montecassiner Aufenthalt mit jenem am Michaelsheiligtum und in Capua in Verbindung bringt, ist auch auf die Annahme einer Reise nach Montecassino im Jahr 1049 zu verzichten und der gesamte Bericht der Chronik von Montecassino zur Reise des Jahres 1050 zu schlagen (trotz der Bedenken des Herausgebers). Johrendt nimmt an, die Reise nach Montecassino habe 1049 stattgefunden, wobei der Aufenthalt hier am Palmsonntag auf den 19. März fallen würde; er ordnet allerdings nur die Termine in Montecassino 1049 ein, alle anderen 1050; fraglich ist dann aber, warum Leo IX. 1050 Montecassino gemieden haben sollte. Weil somit 1050 als das Jahr des ersten Aufenthalts Leo IX. in Montecassino feststeht, ergibt sich als Datum des Palmsonntags der 8. April.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 740, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1050-04-08_1_0_3_5_2_412_740
(Abgerufen am 25.04.2024).