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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo IX. schickt Gesandte an Graf Gottfried Martell von Anjou, welche diesem den Auftrag der Synode von Reims (vgl. n. 627.15) übermitteln, den gefangengehaltenen Bischof Gervasius von Le Mans bei Strafe der Exkommunikation bedingungslos freizulassen und sich vor der Mainzer (n. 655) Synode zu verantworten; da die vom Grafen daraufhin angestrengten Verhandlungen über seine Streitsache mit Gervasius außerhalb der Kompetenz der Legaten liegen, schlägt er ein persönliches Treffen mit Leo IX. an sicherem Ort bzw. Verhandlung mit bevollmächtigten Unterhändlern vor.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Brief Bischof Eusebius Brunos von Angers und Graf Gottfried Martells von Anjou an einen Erzbischof (Erdmann/Fickermann, Briefsammlungen [MG Briefe der deutschen Kaiserzeit V] n. 85 144ff.) 146f.; Brief Graf Gottfrieds von Anjou an Leo IX. (Erdmann/Fickermann, Briefsammlungen [MG Briefe der deutschen Kaiserzeit V] n. 84, 141f.); Anselm von Reims, Hist. dedicationis 16 (Hourlier 252). Reg.: – . Lit.: Sudendorf, Berengar 120ff.; Hunkler, Leo IX. 138; Steindorff, Heinrich II 92; Schwabe, Abendmahlstreit 44, 51; Brucker, L'Alsace II 23, 163f.; Bröcking, Französische Politik Leos IX. 36f., 99; Schieffer, Legaten 49f.; Capitani, Studi per Berengario 141f.; Capitani, Immunità 179f.; Montclos, Lanfranc et Bérenger 61f.; Vrégille, Hugues de Salins I 174; Douglas, Wilhelm der Eroberer 392f.; Vrégille, Hugues 141; Guillot, Reform of Investiture 88.

Kommentar

Anselm von Reims berichtet zur Reimser Synode, dass der Papst dort vocavit ... Gozfridum Andegavensem usque ad synodum futuram Moguntiae, ibi excommunicandum, nisi relaxaret quem captum tenebat d. Gervasium ... Cenomannicae. Das Konzil vom Herbst 1049 verlangte also die Freilassung des von Graf Gottfried wegen Besitzstreitigkeiten gefangenen Bischofs von Le Mans, ohne jenem irgendwelche Verhandlungen in der Sache zuzugestehen, die der Graf schon seit Jahren von der Kurie gefordert hatte (vgl. nn. 197, 343). Von Gesandten redet Anselm dabei nicht expressis verbis, doch ist ihr Auftrag implizit ausgedrückt. Diesen Gesandten des Papstes schlug nun der Graf Verhandlungen über die Ursache seines Konfliktes mit dem Bischof vor, die er entweder mit dem Papst selbst oder mit von diesem bevollmächtigten Legaten führen wollte; er lehnte also die bedingungslose Freilassung des Bischofs ab, die er allerdings nicht ausschließt: nunquam facere distulissem, postquam legati de eo tui pervenerunt ad me, si mihi in audientia sublimitatis tuae causam agere licuisset vel si legati vicem in eo tuam supplere potuissent et mihi de culpa viri ... satisfacere suscepissent, wie der Graf dem Papst schreibt. Entsprechendes teilt auch Bischof Eusebius Bruno von Angers dem Erzbischof mit: proposuit [d. comes] ... d. papae per ipsius legatos utrumque, si venisset, sicut constituerat, ipse d. papa vel si misisset ... sublimitatem tuam ad ea loca, ubi nostro tutum esset audire et audiri. Die beiden aufgrund ihrer Konflikte mit Leo IX. parteiischen Briefschreiber weisen dem Papst die Schuld an den Streitigkeiten zu, da dieser Verhandlungen über den Bischof von Le Mans ablehnte, keine Gesandten dafür schickte und auch eine eigene geplante Reise in das Gebiet des Grafen nicht durchgeführt habe. Von dieser geplanten Fahrt Leos IX. in das westliche Frankreich ist andernorts nichts überliefert, doch wäre es durchaus denkbar, dass der Papst nicht nur die Gebiete des französischen Königs visitieren wollte (in Reims, vgl. n. 766), sondern auch die der wichtigsten französischen Vasallen.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 634, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1049-10-05_8_0_3_5_2_306_634
(Abgerufen am 20.04.2024).