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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo IX. hält sich in Lüttich auf und nimmt Archidiakon Friedrich von St. Lambert (den späteren Papst Stephan IX.) in sein Gefolge auf.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Laurentius von Lüttich, Gesta ep. Virdunensium 4 (MG SS X 493); Johannes Molanus, Hist. Lovanensium Libri VIII 15 (De Ram I 410). Reg.: JL I p. 531. Lit.: Robert, Étienne X 51f.; Steindorff, Heinrich II 84; Wattendorff, Stephan IX. 8f.; Brucker, L'Alsace I 274; Cauchie, Querelle des Investitures I LXXXIf.; Robert, Pape belge: Étienne X 6f.; Dupréel, Godefroid le Barbu 57; Paquay, Consécration de Tongres 529f.; Bloch, Klosterpolitik 195; Actes des comtes de Namur de la premiere race 946-1196, hg. von Félix Rousseau (Recueil des actes des princes Belges [Brüssel 1936]) LX; Huyghebaert, Léon IX et la lutte 418; Despy, Étienne IX 960ff.; Burg, Rôle et place de Saint Léon 106; Brakel, Heiligenkulte 252, 285; Vrégille, Hugues de Salins I 165; Vrégille, Hugues 134; Horwege, Bruno von Egisheim 70; Dahlhaus, Rota 19; Munier, Léon IX 124.

Kommentar

Die älteste Quelle berichtet im Anschluss an die Schilderung des Reimser Aufenthaltes des Papstes (vgl. nn. 618, 621-623, 626, 627, 633, 637, 638, 640) veniensque Leodium [papa] Fredericum, fratrem ducis Godefridi, archidiac. s. Lamberti, inde secum duxit. Steindorff und im Anschluss an ihn Jaffé/Löwenfeld haben erkannt, dass die Chronologie in der Quelle nicht richtig sein kann: nach dem Verlassen von Reims ist die weitere Reise des Papstes über Verdun (nn. 642-644) und Metz (nn. 645, 647-†650) nach Mainz (nn. 654-656) gut dokumentiert; ein Aufenthalt in Lüttich passt in diesen Zeitraum nicht. Dagegen lässt er sich gut in die Zeit zwischen dem Aachener Aufenthalt im Juli 1049 (vgl. n. 581) und jenem in Trier am 7. September 1049 (vgl. n. 596) einordnen. Allerdings nehmen Paquay, Despy und Huyghebaert an, ein Aufenthalt Leos IX. in Lüttich hätte überhaupt nicht stattgefunden, sondern sei von Laurentius nur eingeschoben worden, um zu erklären, wie Friedrich von Lothringen in das Gefolge des Papstes gekommen sei (vgl. aber n. 514). Ein Besuch in Lüttich – oder zumindest dessen Umgebung – zur genannten Zeit wird jedoch auch durch die Privilegien für Nivelles (n. 585) und Stablo (n. 594), Klöster der Diözese Lüttich, sowie die Weihe in Voerendaal (n. 583) nahegelegt. Der Papst dürfte Friedrich allerdings auch aufgrund privater Beziehungen schon zuvor gekannt haben (sei es nur die gemeinsame Verwandtschaft mit dem Haus der Grafen von Calw). Die Behauptung des Johannes Molanus, Leo IX. habe Friedrich zusammen mit dessen Bruder, Gottfried dem Bärtigen, in seine Gefolgschaft aufgenommen (vgl. auch Falce, Bonifacio di Canossa II 140ff.), spricht allerdings eher für ein Treffen des Papstes mit Friedrich im Sommer 1049, d. h. nach der Unterwerfung Herzog Gottfrieds (n. 581), als für die Annahme, der Papst habe den Diakon schon 1048 nach Rom genommen (n. 514). Auszuschließen ist jedenfalls die chronologische Ansetzung der Aufnahme des Lüttichers in die päpstliche Familia 1051 (so Rosseau), da die Fundatio eccl. s. Albini Namucensis (MG SS XV/2 963) eindeutig ein enges Verhältnis beider Persönlichkeiten schon 1050 belegt. Problematisch ist der in der Quelle verwendete Titel archidiac. für Friedrich. Diesen gibt dem späteren Papst erst der 1144 schreibende Laurentius von Lüttich, während die früher schreibenden Autoren Sigebert von Gembloux, Chr. 1059 (MG SS VI 360) und Leo Marsicanus, Chr. Casinense II 93 (MG SS XXX 351) ihn nur als Kanoniker von St. Lambert bezeichnen. Möglicherweise weist Laurentius ihm aufgrund seiner späteren Karriere an der Kurie, wo er als Diakon und Kanzler eine quasi archidiakonale Funktion ausübte, bereits für sein Wirken in Lothringen anachronistisch den Archidiakonstitel zu. Die Behauptung Bruckers, der Papst habe in Lüttich am Grab Bischof Wazos gebetet, lässt sich quellenmäßig nicht belegen. – Der gelegentlich, v. a. von Jeffrey Russell, Les cathares de 1048-1054 à Liège (Bullet. de la Soc. d'art et d'hist. du diocèse de Liège 42/1961, 1-8) Leo IX. zugewiesene Brief der Kirche von Lüttich an einen Papst L. (Paul Fredericq, Corpus documentorum inquisitionis haereticae pravitatis Nederlandicae I [Gent – s'Grevenhage 1889] 31 n. 30 [an Lucius II.]), wird mit H. Silvestre, Rezension von Russell's Les catahres (RHE 58/1963, 979f.), Paul Bonenfant, Un clerc cathare en Lotharingie au milieu du XIIe siècle (M-A 69/1963, 271-280), Georges Despy, Les cathares dans le diocèse de Liège au XIIe siècle. À propos de l'epistola Leodiensis au pape L (?) (Christianisme d'hier et d'aujourd'hui. FS Jean Préaux [Brüssel 1979] 65-75) und Marc Suttor, La lettre de l'Ecclesia Leodiensis au pape L: attitude de Rome et de l'archidiocèse de Cologne face au catharisme au milieu du XIIème siècle (Rome et les églises nationales VIIe-XIIIe siècles, hg. von Claude Carozzi/Philippe George [Aix-en-Provence 1991] 75-103) Papst Lucius II. zugeordnet.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. †584, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1049-07-15_1_0_3_5_2_256_584
(Abgerufen am 20.04.2024).