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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo IX. bestätigt dem Kloster Fulda (D. Würzburg) unter Abt Egbert (Echberto ... abbati ... monasterii Salvatoris D. nostri Jesu Christi et s. Bonifacii, quod situm est in loco qui vocatur Bochonia, iuxta ripam fluminis quod vocatur Fulda) (unter wörtlicher Wiederholung von n. 569) wunschgemäß den gesamten Besitz, und verpflichtet den Abt zur regelmäßigen Berichterstattung über den Zustand des Klosters (nostre sollicitudini ... intimetur, qualiter religio monastica ... dirigatur).

Originaldatierung:
Dat. pm. Petri diac. et bibl. S. Romanae et apostolicae sedis, mense Junio a. d. Leonis IX I, ind. II.
Incipit:
Convenit apostolico moderamini pia religione ...

Überlieferung/Literatur

Angebl. Orig.: 11. Jh., Marburg, StArch., R I a Fulda, Stiftsarch. 1049 Juni (13). Kop.: 1) 11. Jh., Marburg, StArch., R I a Fulda, Stiftsarch. 1049 Juni (13) (fragm.); 2) 12. Jh., Marburg, StArch., Abt. Hss. K. 425 fol. 24 (p. 47); 3) Ende 13. Jh., Marburg, StArch., Abt. Hss. K. 427 fol. 18v. Faks.: Jakobs, Fuldaer PUU 74, 76; Krafft, Bene Valete 249 (fragm.); Marburg, LBA; Hadis, vgl. auch n. 569. Drucke: Dronke, Cod. dipl. Fuld. 359; Migne, PL 143, 609; Meyer zu Ermgassen, Codex Eberhardi XXIII 45. Reg.: Georgisch, Regesta I 374 n. 11; J 3172; Pflugk-Harttung, Päpstliche Originalurkunden 564 n. 835; Roller, Eberhard Beil. 4 n. 23; Santifaller, Elenco 352; Santifaller, Geschichte der Beschreibstoffe I 90 n. 31; Stengel, Reichsabtei Fulda 262; Santifaller, LD 121; Jakobs, Fuldaer PUU 71, 79 n. 70a; Dahlhaus, Rota 46 n. 4; Rathsack, Fuldaer Fälschungen I 6, II 497; vgl. n. 569, GP IV 381 n. 70; Hadis nn. 101, 102; JL 4170. Lit.: Harttung, Dipl.hist. Forschungen 185, 326ff., 344ff., 350, 459ff.; Roller, Eberhard 40; Lübeck, Rombericht 108f.; Rabikauskas, Römische Kuriale 119; Stengel, Reichsabtei Fulda 212, 220f., 228, 320, 323; Jakobs, Zu neuen Thesen über die Fuldaer PUU 792ff.; Sutter, Ce fut 269; Rathsack, Fuldaer Fälschungen I 15ff., 106, 118, 175, 352f., 365f., II 369, 414ff., 424ff., 445ff., 453f., 493, 527f.; Jakobs, Fuldaer PUU 41ff., 58ff., 64ff.; Bischoff, Urkundenformate 46; Jakobs, Spätottonische Klosterfreiheit 9; vgl. n. 569.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. GP, Rathsack II 414f. und 447ff. und Jakobs, Fuldaer PUU 41ff. Die Urkunde n. 569 liegt scheinbar in zwei Originalen vor, von welchen das eine (n. 569) sich durch die Handschrift des Petrus Diaconus in Eschatokoll und Urkundencorpus als echt erweist. Demnach müsste es sich, eine doppelte Originalausfertigung ausgeschlossen, bei der anderen (vgl. angebl. Original) um eine Fälschung handeln, die vorgibt, Original zu sein. Auffällig ist das Scheinoriginal wegen der nicht von Petrus Diaconus stammenden, aber auf ihn lautenden Datierung, welche auch formal nicht ganz dessen Arbeitsweise entspricht, der zierlich gestalteten Rota, deren umlaufender Text nicht korrekt zum Zentrum hin, sondern auf den Betrachter ausgerichtet ist, sehr zierlichem Benevalete und der ungewöhnlichen Form des Komma. Inhaltlich unterscheidet die Urkunde sich von ihrem Vorbild nur durch den um die Raportbestimmung erweiterten Text, der eine stärkere Romverbundenheit zum Ausdruck bringt (Ceterum uero hoc deliberantes decernimus, ut congruis temporibus nostre sollicitudini ecclesiastice intimetur, qualiter religio monastica regulari habitu dirigatur concordiaque conuenienti ecclesiastico studio mancipetur, ne forte quod absit sub huius priuilegii optentu animus gressusque rectitudinis uestre a norma iusticie aliquo modo retorqueatur). Dadurch wird allerdings gegenüber dem Original n. 569 nur eine relativ unbedeutende Erweiterung durchgeführt, die nach Rathsack evtl. nur bei der Urkundenanfertigung vergessen worden war, was die Herstellung dieses Textes zur Folge gehabt habe. Identisch mit dem angeblichen Original bis zur Bruchstelle ist das Fragment einer weiteren Abschrift (Kopie 1). Nach Jakobs' Darstellung ist diese Version der Leo-Urkunde, die im Wortlaut mit derjenigen Viktors II. (n. 1279) übereinstimmt, von dieser in Text und Gestaltung abhängig. Jakobs bestimmt sogar den Schreiber des Eschatokolls – inklusive der auf Petrus Diaconus lautenden Datumszeile – als den Kanzleibeamten Aribo, der die Urkunde Viktors II. in einem Zug geschrieben habe. Demnach sei dieses angebliche Original "eine Fälschung der allerübelsten Art" – allerdings nur im formalen Sinn (p. 42). Sollten diese Beobachtungen zutreffen, so bleibt das Verhältnis von angeblichem Original und dessen fragmentarischen Abschriften fraglich. Denn wenn das angebliche Original der Urkunde Leos IX. von der Urkunde Viktors II. abhängig ist, dann müsste das wörtlich identische Fragment vom angeblichen Original abhängig sein, nicht nur das Original (n. 569) als Vorlage gehabt und selbst zusammen mit dem Privileg Viktors II. als Vorlage für das angebliche Original gedient haben. Daher ist das von Jakobs (p. 44) gegebene Stemma nicht unbedingt überzeugend, sondern evtl. auch die Darstellung Rathsacks zu berücksichtigen; vielleicht diente die fragmentarische Version der Urkunde als Vorlage für das angebliche Original und das Privileg Viktors II.? Der gefälschte Text der Urkunde wird auch von Eberhard in seinem Fuldaer Codex bis auf einige Wortumstellungen und das fehlende Eschatokoll korrekt wiedergegeben. Das Privileg ist Vorurkunde für die Fälschung auf Clemens (III.) (1089 1093 Nov. 30) (JL 5225; GP IV 389 n. †93) (Harttung, Dipl.hist. Forschungen 482), an der die Bulle Clemens' II. (vgl. n. 353) befestigt wurde. Die Datierung ist zu ergänzen aufgrund der von Leo IX. tatsächlich ausgestellten Urkunde (n. 569), zum Ausstellungsort ebd.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. †570, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1049-06-13_2_0_3_5_2_242_570
(Abgerufen am 19.04.2024).