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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo (IX.) verleiht dem Kloster SS. Maria und Aurelianus, genannt Senatoris, (in Pavia) unter der Äbtissin Lucia ein Privileg mit dem Recht, in den abhängigen Kirchen Geistliche einzusetzen, der Immunität über alle Güter (conservantes immune ipsum monasterium pro omnibus bonis) und der Freiheit vom Bischof von Pavia, dem entsprechend dem Privileg Papst Silvesters (II.) und Kaiser Ottos (III.) nur das Recht der Äbtissinnenweihe eingeräumt wird (ut nec Ticinensis episcopus ... aliquam molestiam inferat nec ullum dominium nec aliquam subiectionem habeat, nixi [!] consecrationem, iuxta concessionem factam per sanctissimum d. d. Silvestrum papam et Ottonem imp.); Zuwiderhandelnden wird neben dem Anathem eine je hälftig an das Kloster und die apostolische Kammer zu zahlende Strafe von 100 Pfund Gold angedroht (pena librarum centum auri, medietatem camere apostolice et aliam medietatem monasterio).

Originaldatierung:
Sexto calendas maii.

Überlieferung/Literatur

Reg.: Mailand, Arch. di stato, Arch. Dipl., Pergamene per fondi, Cartell 661 (Inventario dell'archivio di S. Maria del Senatore n. 85, 14. Jh.) n. 85 (Ansani, Scisma delle due badesse 41). Lit.: Ansani, Scisma delle due badesse 30, 41ff., 46f., 50; Giovanna Forzatti Golia, Monasteri femminili a Pavia nell'alto Medioevo (Il monachesimo italiano dall'età longobarda all'età ottoniana [secc. VIII-X] = Italia Benedettina 27, hg. von Giovanni Spinelli [Cesena 2006] 295-320) 307, 312.

Kommentar

Die angebliche Urkunde Leos IX. stimmt inhaltlich (soweit erhalten) mit der Fälschung auf Silvester II. (1001 [Jan. 13]) (JL †3939 zu 1001-1003; IP VI/1 177 n. †19 zu 1001; Böhmer/Zimmermann, Papstregesten n. †932) (Zimmermann, PUU II 755) überein, widerspricht aber dem Privileg Alexanders II. ([1062-1072] April 26) (JL †4752; IP VI/1 217 n. †2) (Migne, PL 146, 1421) und dem Diplom Heinrichs III. (DHIII. 317, Bresslau/Kehr, MG Dipl. V 433; Stumpf-Brentano, Reichskanzler n. 2450) insofern, als sie das Weiherecht für die Äbtissin dem Ortsbischof belässt. Von Otto III., der aufgrund des Zusammenhanges mit Silvester II. als der gemeinte Kaiser dieses Namens auzufassen sein wird (vgl. auch die Urkunde Silvesters II.), existierte kein Diplom, dagegegen sind im Inventar Deperdita Ottos I. (Ansani 34) und Ottos II. (Ansani 32) angeführt. In der Bestätigung des bischöflichen Weiherechtes widerspricht das angebliche Privileg Leos IX. zusammen mit jenem Silvesters II. den anderen Fälschungen des Klosters, die im Allgemeinen dessen Exemtion betonen. Ansani weist nach, dass die Fälschung auf Leo IX. im Zusammenhang mit einer doppelten Äbtissinenwahl am Ende des 11. Jahrhunderts entstanden sein muss, die 1102 in Pavia vor einem päpstlichen Legaten verhandelt wurde. Im Vorfeld der Entscheidung hat eine der beiden Äbtissinnen – nämlich die vom Bischof geweihte – die Urkunde Leos IX. erfunden.

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. †554, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1049-04-26_1_0_3_5_2_226_554
(Abgerufen am 20.04.2024).