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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo (IX.) verbietet den Mönchen alle weltliche Beschäftigung und verpflichtet sie auf die Durchführung ihrer Liturgie (contenti ... Deo servientes nocturnis ac diurnis ... officiis); verfügt die Unantastbarkeit von Geschenken an Klöster anlässlich der Konversion, der Sepultur oder aus anderen Anlässen (qui de facultatibus suis ibi donaverint ... ad corporis sepulturam ... omnia ... piis locis ... manere praecipimus), entzieht diese der Verfügung von Bischöfen und Laien (tam episcopis quam et laicis ... personis potestatem auferendi ... denegamus) und erlässt ein Perturbationsverbot.

Incipit:
Quotienscumque a sede apostolica aliqua ...

Überlieferung/Literatur

Orig.: – . Kop.: 1) 12. Jh., Rom, Bibl. Vat., Cod. vat. lat. 3829 fol. 283; 2) 12. Jh., Montecassino, Arch. abbaziale, Cod. 216 fol. 90; 3) 12. Jh., Leipzig, UniBibl., Ms. 975 fol. 131 (fragm.); 4) 12. Jh., Troyes, Bibl. mun., Ms. 961 fol. 41; 5) 12. Jh., London, Brit. Library, Egerton Ms. 2901 fol. 43v; 6) 12. Jh., Paris, Bibl. nat., Ms. lat. 3922A fol. 188; 7) 12. Jh., Florenz, Bibl. Riccardiana, Ms. 3006 fol. 205v; 8) 13. Jh., Frankfurt, Stadt und UniBibl., Ms. Barth. 60 fol. 42; 8) 17. Jh., Madrid, Bibl. Escorial, Ms. d. III. 7 fol. 134. Drucke: Friedberg, Quinque Compilationes 196; Kehr, PUU in Campanien 309 (ND Ders., PUU in Italien II 476); Fuhrmann, Papst Ideo 97; Giorgio Picasso, Ancora un florilegio patristico sulle prerogative dei monaci (Firenze, Riccardiana 3006, ff. 203r205v) (Nobilità e chiese nel medioevo e altri saggi. Scritti in onore di Gerd G. Tellenbach, hg. v. Cincio Violante, Rom 1993, 223-232) 228 (ND: Giorgio Picasso, Sacri canones et monastica regula. Disciplina e vita monastica nella società medievale [Mailand 2006] 205-217, 210f.) (fragm.). Reg.: Paul Ewald, Reise nach Spanien im Winter von 1878 auf 1879 (NA 6/1881, 217-398, 243; Friedberg, Canones-Sammlungen 122; Landau/Drossbach, Collectio Francofurtana 26.4 p. 192; JL 4327α. Lit.: Fuhrmann, Papst Ideo passim; Picasso, Ancora un florilegio 215f.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Kehr, PUU in Campanien 294f., 309 (ND Ders., PUU in Italien II 461f., 476), Ewald 243, Fuhrmann 89ff., 98 und Landau/Drossbach, Collectio Francofurtana 192. Die ohne Datierung in mangelhaften Versionen überlieferte Urkunde ist in Handschrift 1) unter der Überschrift Ex decreto Leonis papae eingetragen, während die Rubrik in 3) Ideo papa lautet. Die Zuweisung zu Leo IX. erfolgt v. a. aufgrund der Rubrik in Handschrift 4), wo diese genauso durchgeführt ist. Das Dokument lässt bereits in der Arenga seinen ungewöhnlichen Inhalt erkennen. Darin wird ausgedrückt, dass Bestimmungen des apostolischen Stuhles, auch wenn sie Neuerungen anzuordnen scheinen, befolgt werden müssen, da die Gerechtigkeit, der sie dienen, nie neu sein könne (Quotienscumque a sede apostolica aliqua constituuntur, quae videantur nova, cum iustitia, quae numquam poterit esse nova, ut disponuntur, servari debent, non in contrariam partem verti). Inhaltliche Übereinstimmungen mit Leos IX. Haltung zum Mönchtum bzgl. des Bestattungsrechts, der monastischen Zurückgezogenheit etc. deuten ebenso auf diesen Papst wie die Salutatio und die Erwähnung des Judas in der Pönformel. Nach Fuhrmanns Ansicht ist jedoch die Formulierung dulcedinem monasticae vitae et laboris retributionem praedicantes mit dem Sprachstil der Kurie Leos IX. unvereinbar. Diese Formulierung stellt wie die Arenga ein Indiz auf eine Fälschung der Urkunde dar und zwar gegen das Vorbild nn. 425, 954; heißt es in der Vorlage, dass perverse agentes Äbte und Mönche zelo rapacitatis vigilant et docent atque seducere non cessant seculares homines, so wird daraus in der vorliegenden Fälschung das Bild des die "Süße monastischen Lebens" predigenden Mönchs, der dadurch Laien zur Konversion bewegt. Heißt es in der Vorlage, die Schenkungen könnten geschehen sive in vita sive in morte, so wird daraus in der monastischen Antwort darauf die Überlegung, Schenkungen kämen von denen, die sua sponte monasterium petierint, oder das Kloster ad corporis sepulturam ... elegerint. Endgültig als Fälschung entlarvt wird das Dokument jedoch durch den Schluss der Dispositio, in welcher sämtliche Besitzungen von Klöstern, ob diese auf Seelgerätstiftungen zu Gunsten der Schenker oder dritter, anderweitige Schenkungen, testamentarische Überlassungen oder Kauf beruhten, dem Einfluss von Bischöfen und allen Laien entzogen werden. Dabei entspricht es nicht dem sonstigen Formular, Bischöfe und Laien einander gegenüber zu stellen, sondern in der Regel steht eine Reihe von Geistlichen (darunter Bischöfe) einer zweiten von Laien gegenüber, welche durch die Umschreibung magnis parvisque personis abgeschlossen wird. Insbesondere aber fehlt inhaltlich jede Veranlassung zu dieser Anordnung: nur die Besitzungen exemter Klöster sind ansonsten bischöflichem Einfluss entzogen; hier jedoch ist deren Rechtsstatus auf Klöster jedweder Art ausgedehnt.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. †426, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1049-00-00_4_0_3_5_2_98_426
(Abgerufen am 24.04.2024).