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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Leo (IX.) gibt allgemein bekannt (omnibus catholicis viris), dass er das Kloster S. Ponziano bei Lucca unter Abt Joseph (monasterium s. Pontiani, quod iusta Lucanae civitatis muros situm permanet, cuius regimen in presentiarum d. Joseph abbas ... habeat) sowie dessen mit Hinweis auf die Mönchsbischöfe Martin (von Tours) und Gregor (I.) und die Benediktsregel begründetes Bestattungsrecht samt den Berechtigungen zu Predigt, Absolution und Krankensalbung bestätige (mortuum tumulare, regnum Dei populis annuntiare, penitentibus penitentiam intimare ... predicare ... infirmorum visitationes) und ein Perturbationsverbot erlasse.

Incipit:
Si sanctarum ecclesiarum curam, prout ...

Überlieferung/Literatur

Angebl. Orig.: 12. Jh., ca. 46 x 49 cm, Lucca, Arch. di stato (S. Ponziano). Kop.: 1) 14. Jh., Lucca, Arch. di stato, Dipl. Bibl. S. Ponziano; 2) 14. Jh., Lucca, Arch. della cancelleria arcivescovile, Libro dei contratti del monastero di S. Ponziano fol. 2; 3) 17. Jh., Rom, Bibl. Vat., Ms. Chigi, G VIII 243 fol. 75. Faks.: Pflugk-Harttung, Specimina II Tafel 107 (fragm.) (als Constitutio). Drucke: Pflugk-Harttung, Acta II 81; Degli Azzi Vitelleschi, Regesti (del R. Archivio di stato in Lucca) I 103 n. 144 (zu 1051). Reg.: Pflugk-Harttung, Iter Italicum 189 n. 115; Degli Azzi Vitelleschi, Regesti (del R. Archivio di stato in Lucca) I 12 n. 16; IP III 446 n. †4; Santifaller, LD 127; JL 4324. Lit.: Kehr, Scrinium 84 (ND Ders., Ausgewählte Schriften 144); Kehr, PUU im westlichen Toscana 594f. (ND Ders., PUU in Italien IV 271f.); Hofmeister, Mönchtum und Seelsorge 261; Constable, Monastic Tithes 165f.; Schwarzmaier, Lucca und das Reich 375; Goez, Beatrix von Canossa 131.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Kehr, PUU in Pisa 182 (ND Ders., PUU in Italien I 40), Kehr, Nachträge zu den römischen Berichten 522 (ND Ders., PUU in Italien IV 180) und IP. Das Scheinoriginal ist ohne Eschatokoll überliefert und in fränkischer Minuskel geschrieben. In dem mit invokatorischem Chrismon beginnenden Dokument sind nur der Papstname und der Titel (episcopus) durch verlängerte Schrift hervorgehoben. Die Urkunde entspricht inhaltlich dem anderen Privileg Leos IX. für S. Ponziano n. 794, doch fehlt gegenüber jenem die Schutzbestätigung, während die Erlaubnis zur Predigt demgegenüber hinzugefügt ist. Die Adresse von n. 794 ist hier ersetzt durch die Publikationsformel, während Arenga und allgemeiner Teil der Kontexteinleitung außergewöhnlich lang sind und eine langatmige Begründung für die Privilegierung geben. Wie in n. 794, das als Vorlage diente, liegt das inhaltliche Hauptaugenemerk auf dem Bestattungsrecht, welches weitschweifig erklärt wird. Auffälligerweise sind sogar die Einreden möglicher Gegner gegen das monastische Bestattungsrecht enthalten; ebenfalls auffällig ist die Heranziehung von Martin von Tours und Gregor I. im Interesse der seelsorgerlichen Aufgaben der Mönche. Diese Beobachtungen sowie der gegenüber n. 794 umständliche Stil und das Fehlen kanzleiüblicher Kennzeichen (LD, Eschatokoll) machen deutlich, dass es sich um eine Fälschung handelt, die wohl angefertigt wurde, um das klösterliche Bestattungsrecht zu festigen.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. †449, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1049-00-00_27_0_3_5_2_121_449
(Abgerufen am 28.03.2024).