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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Clemens II. bestätigt dem Kloster Nivelles (D. Lüttich) an der Grenze zwischen Lothringen und Frankreich (iuxta confinium, quo Lotharingii iunguntur Francigenis, est abbatia quedam sita Nivella scilicet gloriose virginis Gertrudis) auf Intervention Kaiser Heinrichs III. (Heinricus videlicet secundus nec iam tertius ... nos monuit imperialis dilectio) und nach dessen Maßnahmen den Ort Nivelles mit allen Rechten und Zubehör samt Zoll, Markt und Münzrecht (restituens ... ipsum burgum vel villam praedictam cum omnibus utensilibus suis, cum mercato, theloneo, moneta, maceria, cum molendinis, cum terris cultis et incultis, pratis, silvis, pascuis et cum omni familia), bestimmt, dass der von der Äbtissin gewählte Graf oder Vogt nur auf Bitte des Klosters tätig werden darf (ne vel comes vel advocatus aliter ibi habeatur, nisi quem abbatissa elegerit, nec hic requirat ibi ... iudicium nisi invitatus per abbatissam), und erlässt ein Alienationsverbot.  – Iuxta confinium, quo Lotharingii iunguntur ...

Originaldatierung:
Dat. XIII kal. Maii pm. Petri diac. bibl. ac canc. SAS, a. d. Clementis II Papae I, ind. XV.

Überlieferung/Literatur

Orig.: – . Kop.: 1) 15. Jh., Brüssel, Rijksarch., Arch. eccl. 1417 fol. 61v; 2) 15. Jh., Brüssel, Rijksarch., Arch. eccl. 1419 p. 6; 3) Brüssel, Rijksarch., Chambre des Comptes, Ms. 8 fol. 240v. Insert: n. 585. Erw.: DFI. 826 (1182 Mai 23) (Appelt, MG Dipl. X/4 31); DH(VII.) (1227 März 30) (Böhmer/ Ficker/Winkelmann, Regesten der Staufer n. 4046) (Huillard-Bréholles, Historia diplomatica Friderici secundi III 313). Drucke: Ramackers, PUU in den Niederlanden 85 (als †); Paquay, Documents concernant le diocèse de Liège 103 (fragm.). Reg.: J *3145; JL 4137. Lit.: Steindorff, Heinrich I 321; Fréson, Chapitre noble de Nivelles 57; Bloch, Klosterpolitik 216; MG Dipl. V 104f.; Kehr, Vier Kapitel 51 (ND Ders., Ausgewählte Schriften 1245); Hoebanx, Nivelles 157ff., 163; Reitzenstein, Papst Clemens II. 12; Hoebanx, Nivelles (Monasticon belge IV/1) 281; Genicot, Principautés lotharingiennes 122; Timmel/Zimmermann, Suidger 12; Bauer, Lotharingien 70; Fürstenberg, "Ordinaria loci" 227; Gresser, Clemens II. 81, vgl. 162f.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Ramackers, PUU in den Niederlanden 8, 85, Hoebanx, Nivelles 161. Die auffällige Intitulatio Clemens servorum Dei servus et apostolicae vicissitudinis successor indignus weicht vom Kanzleigebrauch ab und stimmt mit derjenigen in der Urkunde Leos IX. für denselben Empfänger (n. 585) überein. Die Leo-Urkunde wiederholt diese weitgehend wörtlich. Die im Text erwähnten Maßnahmen Heinrichs III. finden sich in dessen Diplomen DHIII. 52 und 80 (Bresslau/Kehr, MG Dipl. V 66, 104). Die Datierung weicht von derjenigen der Urkunde Leos IX. ab, ist aber unauffällig. Die Sanctio negativa mit ihren mehrfachen Verfluchungen (die in der Urkunde Leos IX. fehlen) und dreimaligem Fiat erweckt den Eindruck, auf einer Synode entstanden zu sein. Vögte des Klosters waren die Grafen von Löwen; die von Sigebert, Chr. 1038 (MG SS VI 357f.) berichteten Veränderungen in deren Haus stehen wohl im Hintergrund der kaiserlichpäpstlichen Schutzmaßnahmen. Die Passage über die Klostervogtei widerspricht nach Ramackers' Ansicht in diesem Privileg wie in jenem Leos IX. (vgl. n. 585) und den genannten Diplomen Heinrichs III. demjenigen Heinrichs IV. (DHIV. 459, Gladiss, MG Dipl. VI/2 619f.; Stumpf-Brentano, Reichskanzler 2939) (wo die Vogtei als erblich betrachtet wird), weshalb es sich um eine Verfälschung handeln soll. Allerdings zeigt die Datierung, dass ein echtes Privileg vorlag. Die Verfälschungen seien bereits für DHIV. benutzt worden, weshalb die Interpolation noch im 11. Jahrhundert anzunehmen sei. Bresslau/Kehr wie Hoebanx gehen allerdings davon aus, dass die Clemens-Urkunde echt ist; Bresslau/Kehr verwenden diese sogar, um die echten Stellen in DHIII. 80 nachzuweisen und sondern damit nur einige nicht bei Clemens genannte Passagen als Interpolation in das Diplom aus. Möglicherweise geht die Urkunde auf einen Beschluss der Synode vom 5. Januar zurück (n. 357), in der dann entsprechend den Maßnahmen Heinrichs III. und auf dessen Wunsch gehandelt worden wäre. Die Stilisierung der Intitulatio ginge dann auf das Konto der Kopisten beim Eintrag in das Chartular. Eine Fälschung ist nicht auszuschließen, doch ist die Beurteilung auch abhängig von jener der Urkunde Leos IX. (n. 585), da der Clemens-Text darin weitgehend inseriert ist. Die Urkunde des Nachfolgers aber hat ein höchstwahrscheinlich korrektes Datum. Aller Wahrscheinlichkeit nach fasste das Konzil im Januar einen an den Urkunden Heinrichs III. für Nivelles, dessen Klosterkirche 1046 nach einem Brand neu geweiht worden war, ausgerichteten Beschluss, der am Ostertag zur Ausstellung einer Papsturkunde führte. Diese wurde 1049 Leo IX. vorgelegt, als er das Kloster bzw. dessen Region besuchte und führte zur erneuten Beurkundung unter weitgehender Inserierung der Clemens-Urkunde. Bei der Eintragung in das Klosterchartular kam es zur Überarbeitung beider Dokumente und unkorrekten Intitulationen. Inhaltliche Verfälschungen sind höchstens bei der Vogtwahl-Passage anzunehmen.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 367, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1047-04-19_1_0_3_5_2_39_367
(Abgerufen am 19.03.2024).