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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,2

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Papst Clemens (II.) hält (1) eine mehrtägige Synode in Anwesenheit verschiedener italischer und deutscher Bischöfe und Prälaten, zu deren Beginn (2) ein Rangstreit zwischen den Erzbischöfen von Mailand und Ravenna sowie dem Patriarchen von Aquileia zugunsten von Ravenna entschieden wird; die Synode untersagt den drei Kontrahenten jeden weiteren Konflikt; die Versammlung verdammt (3) außerdem die Simonie, verbietet die Zahlung von Geld für kirchliche Weihen und ordnet (4) für alle von Simonisten geweihten Kleriker eine Kirchenbuße von 40 Tagen an.

Überlieferung/Literatur

Erw.: vgl. Jasper, Konzilien (MG Concilia VIII) 199ff.; n. 358; Lex concilii (Weiland, MG Const. I 95); Petrus Damiani, Brief 40 (Liber gratissimus) (1052 Sommer) (Reindel, Briefe des Petrus Damiani, MG Briefe IV/1 384-509, 390f.; 499); Gerhoch von Reichersberg, Liber de Simoniacis (Sackur,

MG Ldl III 239-272, 250); Gerhoch von Reichersberg, Commentarius in Psalmum XXV (Sackur,

MG Ldl III 421-428, 425); Synodalkanon (Somerville, Pope Clement 152). Reg.: J p. 365; Mas Latrie, Trésor de chronologie 1280; Boye, Quellenkatalog 83; Lucchesi, Vita di S. Pier Damiani I 74 n. 74; JL I p. 526. Lit.: Höfler, Deutsche Päpste I 253ff.; Will, Restauration I 11; Delarc, Pape alsacien 78f.; Steindorff, Heinrich I 319ff., II 79; Wittmann, Suidger von Bamberg als Clemens II. 229f.; Hauck, Kirchengeschichte III 593f.; Griessinger, Römerzug 37; Müller, Itinerar 62; Hirsch, Simonistische Weihen 49; Saltet, Réordinations 183; Hefele/Leclercq, Hist. des Conc. IV/2 991; Schwartz, Bistümer Reichsitaliens 157; Guggenberger, Deutsche Päpste 30f., 38f.; Tangl, Teilnehmer 139f.; Fliche, Réforme I 112, 132f.; Mann, Popes V 274; Boye, Synoden 160; Kehr, Vier Kapitel 52 (ND Ders., Ausgewählte Schriften 1246); Schebler, Reordinationen 219; Tellenbach, Libertas 119; Michel, Reordinationen 42; Parisella, Dimicatio contra Simoniam 108; Pelster, Römische Synode 70; Brezzi, Roma e l'impero 216; Violante, Pataria 81ff.; Ryan, Peter Damiani 51; Morghen, Programma della riforma gregoriana 56; Reitzenstein, Papst Clemens II. 12; Kloos, Päpste aus Bamberg und Eichstätt 83; Palazzini, Dizionario dei concili IV 251; Gilchrist, Simoniaca Haeresis 232; Sparber, Brixener Fürstbischöfe 45f.; Partner, Lands of St Peter 110; Cattaneo, Tradizione e rito Ambrosiani 42ff.; Vrégille, Hugues de Salins I 145f.; Palazzini, Influssi Damianei 9, 28; Zimmermann, Suidger von Bamberg 131; Timmel/Zimmermann, Suidger 12; Vrégille, Hugues 119; Laudage, Priesterbild 154ff.; Wolter, Synoden 399ff.; Somerville, Pope Clement passim; Zimmermann, Papst Clemens II. 20; Lombardi, Vita e morte di Clemente II 73; Engelbert, Heinrich III. und Sutri 255f.; Mittermaier, Papst aus Brixen 80; Munier, Léon IX 104f.; Minnerath, Projet réformateur 127ff.; Piazzoni, Riforma, Eigenkirche 1185; Scholz, Politik 425; Gresser, Clemens II. 58ff., 85ff.; Schieffer, Papsttum als Autorität 48; Benericetti, L'eremo 64f., 72f., 112; Jasper, Konzilien (MG Concilia VIII) 197ff.

Kommentar

Ein Einladungsschreiben für die Synode (1), welche lt. Wolter gemäß dem salischen Kaiserordo als Krönungssynode anzusehen ist, existiert nicht. Es ist anzunehmen, dass die Teilnehmer im großen Ganzen dieselben sind, die bereits die Synoden von Sutri und Rom im Dezember 1046 besucht hatten (nn. 324, 327, 329, 331). Einige Synodale sind jedoch eigens erwähnt, so die Erzbischöfe (Guido) von Mailand und (Hunfried) von Ravenna, Patriarch (Eberhard) von Aquileia, Kardinalbischof Johannes von Porto und Bischof Poppo von Brixen sowie der päpstliche Kanzler Petrus Diaconus in der angeführten Papsturkunde (Ravennatem et Mediolanensem archiepiscopos ... Aquilegensis patriarcha ... Johannes ep. Portuensis et Petrus diac. nostrae apostolice sedis canc. ... Poppo quoque ... Brisigensis). Die Teilnahme Kaiser Heinrichs III. war vorgesehen, doch nahm er in einer ersten Phase am ersten Tag der Sitzung daran noch nicht Teil. Andere Konzilsväter sind nicht eigens erwähnt. – (2) Die Streitigkeiten um den Vorrang zwischen den drei oberitalischen Prälaten schildert ebenfalls die Papsturkunde. Darin wird über das circa nonas Januarias abgehaltene Konzil berichtet, am ersten Sessionstag sei zwischen den Prälaten wegen des leeren Stuhles für den noch abwesenden Kaiser ein Konflikt entstanden, der durch das Urteil des Kardinalbischofs von Porto, des päpstlichen Kanzlers und des Bischofs Poppo von Brixen für Ravenna entschieden wurde. Den beiden anderen Streitparteien wurde untersagt, die Frage nochmals aufzuwerfen (vgl. n. 358). – (3) Die Tatsache, dass das Konzil sich mit den Fragen der Simonie befasste, ergibt sich einerseits aus der Logik der Reichssynoden in Italien im Jahr 1046 und insbesondere aus den Vorgängen bei den Synoden in Sutri und Rom im Dezember 1046 (nn. 324, 327, 329, 331), andererseits aber weist Petrus Damiani darauf hin, wenn er 1052 sagt, drei römische Synoden nacheinander hätten die Frage erörtert. Den entsprechenden Kanon überliefert Gerhoch; die Synode beruft sich auf alte Simonieverbote und stellt den Handel mit Weihen und kirchlichen Ämtern unter Anathem: nullum aut eccl. consecrationem aut clericatus ordinationem aut archipresbyteratum aut commendationes altarium aut traditiones eccl. aut abbatias aut praeposituras vendere (vgl. den Synodalbeschluss Jasper, Konzilien [MG Concilia VIII] 204). In dieser Bestimmung ist sicherlich der wesentliche Beschluss der Synode zu sehen, der auch die Bedingung für die (4) Anordnung der vierzigtägigen Buße darstellt. Auch diese Entscheidung überliefert Petrus Damiani (499): decrevisse Clementem, ut, quicumque a symoniaco consecratus esset ... non ignorans symoniacum, quadraginta nunc dierum penitentiam ageret; unter dieser Voraussetzung sollte der unwissend von einem Simonisten Geweihte sein Amt behalten dürfen. Umstritten war die Interpretation der Passage non ignorans, da später unter Leo IX. die unwissentliche passive Simonie gesühnt werden konnte; allerdings legt der Wortlaut Damianis nahe, dass der passive, d. h. nicht selbst simonistisch Handelnde, die Sühne auch leisten konnte, wenn er von den simonistischen Verstrickungen des ihn Weihenden Kenntnis hatte. Einen weiteren Kanon eines Papstes Clemens in Romana sinodo publiziert Somerville 152 aufgrund einer aus dem 12. Jahrhundert stammenden Handschrift von Burchards Dekret (Neapel, Bibl. naz., Ms. Vindo. lat. 23 fol. 64v). Darin wird den Mönchen die Ausübung des Bußsakramentes, die Seelsorge, Salbungen und zusammen mit jeder pastoralen Tätigkeit der Empfang von Zehnt und Primitien ausdrücklich verboten (vgl. entsprechende Leo IX. zugeschriebene Verlautbarungen über Güterschenkungen an Klöster nn. 538, †1047; in aller Regel hat Leo IX. das Gegenteil bestätigt). Zuwiderhandelnde werden exkommuniziert und ihnen 40tägige Kerkerhaft sowie siebenjährige öffentliche Bußleistung als Pönitenz vorgeschrieben. Trotz der Mönchen gegenüber generell negativen Haltung Clemens' II. (n. 335) ist mit Somerville anzunehmen, dass es sich bei diesem Kanon um eine auf Clemens II. gemünzte Fälschung aufgrund der antisimonistischen Bestimmungen der Synode und seiner mönchskritischen Haltung handelt. Können das Seelsorgeverbot und die Pönitenz für Vergehen den Handlungen Clemens' II. evtl. entsprechen, so muss doch die Strafform der Kerkerhaft und die Höhe der Pönitenz (40 Tage sind vorgeschrieben bei Simonie !) Verdacht gegen den Kanon hervorrufen.

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,2 n. 357, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1047-01-05_1_0_3_5_2_29_357
(Abgerufen am 19.03.2024).