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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,1

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Konrad erläßt zur Beilegung der Streitigkeiten zwischen den seniores und Rittern, damit diese ihm und den seniores treu und beständig dienen können, folgendes Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Lehensträger (in Reichsitalien): Kein Inhaber eines Reichs- oder Kirchenlehens, er sei einer der größeren Vasallen oder einer von deren Mannen, soll ohne eindeutigen, nach den königlichen Satzungen und dem Urteilsspruch der Standesgenossen erbrachten Schulderweis seines Lehens verlustig gehen, auch dann nicht, wenn er dasselbe bereits vorher auf unrechtmäßige Weise verloren haben sollte. Wird einem Ritter im Rechtsstreit mit seinem Senior sein Lehen durch Spruch der Standesgenossen aberkannt, das Urteil jedoch von dem Beklagten gescholten, dann soll dieser sein Lehen solange behalten, bis die Sache vor dem königlichen Gericht entschieden wird. Entscheiden aber die Standesgenossen des beklagten Ritters im Gericht gegen den Senior, so soll der Beklagte sein Lehen behalten, bis er mit dem Senior und den Standesgenossen vor dem königlichen Gericht erscheinen kann. Der Senior oder der beklagte Ritter, der das königliche Gericht anzurufen beschlossen hat, ist verpflichtet, seinen Prozeßgegner sechs Wochen vor Aufbruch zur Fahrt an den Königshof davon in Kenntnis zu setzen. Dies gilt von den größeren Vasallen. Rechtsstreitigkeiten über Lehen kleiner Vasallen sollen in Reichsitalien vor den seniores oder vor einem königlichen missus beigelegt werden. Die Lehen der großen wie der kleinen Vasallen sind im Mannesstamm erblich. Falls kein Sohn vorhanden, folgt der Enkel gegen Entrichtung einer gewohnheitsrechtlichen Abgabe von Pferden und Waffen an den Herrn (diese wird wohl nur von den großen Vasallen erhoben; der Text ist hier nicht ganz eindeutig). Ist auch kein Enkel vorhanden, so folgt in den vom gemeinsamen Vater überkommenen Lehen der Bruder des Lehensträgers, der sich mit dem Senior versöhnen muß, falls er mit ihm in Konflikt steht, und dessen Mann zu werden hat. Der Senior darf über das Lehensgut seiner Ritter nicht ohne deren Zustimmung durch Tausch, Prekarie oder libellarische Verleihung verfügen. Güter, die die Vasallen zu Eigentum durch Urkunde, durch libellarische Verleihung oder als Prekarie besitzen, darf ihnen niemand auf unrechtmäßige Weise entziehen. Konrad erteilt schließlich die Zusage, von den Burgen nur jenes Fodrum erheben zu wollen, das seine Vorgänger erhielten (quod nos ad reconciliandos animos seniorum et militum, ut ad invicem semper inveniantur concordes et ut fideliter et perseveranter nobis et suis senioribus serviant devote, precipimus et firmiter statuimus, ut nullus miles episcoporum abbatum abbatissarum aut marchionum vel comitum vel omnium, qui benefitium de nostris publicis bonis aut de ecclesiarum prediis tenet nunc aut tenuerit vel hactenus iniuste perdidit, tam de nostris maioribus vasvasoribus quam et eorum militibus sine certa et convicta culpa suum beneficium perdat, nisi secundum constitucionem antecessorum nostrorum et iudicium parium suorum. Si contentio emerserit inter seniores et milites, quamvis pares adiudicaverint illum suo beneficio carere debere, et si ille dixerit hoc iniuste vel odio factum esse, ipse suum beneficium teneat, donec senior et ille quem culpat cum paribus suis ante nostram presentiam veniant, et ibi causa iuste finiatur. Si autem pares culpati in iudicio senioribus defecerint, ille qui culpatur suum beneficium teneat, donec ipse cum suo seniore et paribus ante nostram presentiam veniant. Senior autem aut miles qui culpatur, qui ad nos venire decreverit, sex ebdomadas, antequam iter incipiat, ei cum quo litigavit innotescat. Hoc autem de maioribus vasvasoribus observetur. De minoribus vero in regno aut ante seniores aut ante nostrum missum eorum causa finiatur. Precipimus etiam, ut, cum aliquis miles sive de maioribus sive de minoribus de hoc seculo migraverit, filius eius beneficium habeat; si vero filium non habuerit et abiaticum ex masculo filio reliquerit, pari modo beneficium habeat, servato usu maiorum vasvasorum in dandis equis et armis suis senioribus. Si forte abiaticum ex filio non reliquerit et fratrem legittimum ex parte patris habuerit, si seniorem offensum habuit et sibi vult satisfacere et miles eius effici, beneficium quod patris sui fuit habeat. Insuper etiam omnibus modis prohibemus, ut nullus senior de beneficio suorum militum cambium aut precariam aut libellum sine eorum consensu facere presumat. Illa vero bona, quę tenent proprietario iure aut per precepta aut per rectum libellum sive per precariam, nemo iniuste eos divestire audeat. Fodrum de castellis, quod nostri antecessores habuerunt, habere volumus, illud vero, quod non habuerunt, nullo modo exigimus). ‒ Kadolohus canc. vice Hermanni archicanc.; wohl außerhalb der Kanzlei verfaßt, Protokoll, Eingangs- und Schlußformeln gehen wahrscheinlich auf KC zurück; M. IMP., unbesiegelt, B ist vermutlich gleichzeitige Abschrift aus dem noch unvollzogenen Original. „Omnibus sanctę dei ecclesię fidelibus.”

Originaldatierung:
(V. kal. iunii, in obsidione Mediolani).

Überlieferung/Literatur

fehlt.

Abschrift des 11. Jhs., dem Cod. Sicardianus pag. 229 beigebunden, in der Biblioteca governativa zu Cremona (B); Cod. 328 der Klosterbibliothek zu Montecassino (Ende 11. Jh.), fol. 65 (C).

MG. LL. 4, 583 unvollständig; Muratori, Ant. Ital. 2, 609 ex pervetusta membrana des Kapitelsarchivs zu Cremona (M); MG. LL. 2, 39 aus CM und anderen Hss.; MG. Const. 1, 89 no. 45 aus BCM und den Hss. des Liber Papiensis; MG. DD. 4, 335 no. 244.

Böhmer 1424; Stumpf 2092.

Kommentar

Genaue Beschreibung von B bei Breßlau, Jahrbücher 2, 244, Anm. 2, der gegen Schum NA. 1, 147, und Ficker, Beiträge zur Urkundenlehre 1, 184, nachweist, daß Schrift, Stellung des Monogramms in der Rekognitionszeile zwischen Hermanni und archicancellarii, die Namensformen Kadolohus und Hermannus in der Rekognition und die Wiedergabe dieser Formel in unverlängerter Schrift gegen Entstehung in der Kanzlei sprechen. Andrerseits ist die Hand gleichzeitig und der Schreiber sichtlich bemüht, die Eigenheiten eines Originals Konrads nachzubilden. Über den Wert des Textes Muratori's vgl. Vorbemerkung zu DK. II. 244; Interpretation des Inhalts Jahrbücher 2, 244 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI III,1 n. 254, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1037-05-28_1_0_3_1_0_456_254
(Abgerufen am 19.04.2024).