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RI III Salisches Haus (1024-1125) - RI III,5,1

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Papst Johannes (XIX.) gestattet mit Zustimmung von Bischöfen und Klerikern dem Bischof Hildeward von Zeitz (Ildewardo fratri episcopo Citicensis ecclesie) auf mehrfache Intervention Kaiser Konrads (II.) durch Briefe und Boten, des Erzbischofs Hunfried von Magdeburg sowie der Markgrafen Hermann und Ekkehard (II. von Meißen) (imperator Cunradus ... petiit ... suis litteris ac nuntiis ... precibus ... Hunfridis, Magdeburgensis archiepiscopi, et ... Herimanni marchionis et germani sui Eikardi) die Verlegung des den Aposteln Petrus und Paulus geweihten Bistums Zeitz in das befestigte und von den Erben des Herzogs Ekkehard (I.) der Zeitzer Kirche verliehene Naumburg (in Nuembergum, locum munitum ... transmutare, quem locum ... haeres cuiusdam Wichardi ducis .... s. ecclesie Siticensi ... contulit), bestätigt den Besitz dieses Ortes sowie aller anderen Güter des Bistums und erlässt ein Perturbationsverbot. – Si extraneis privatisque personis apostolica ...Scr. pm. Georgii not. reg. atque scrin. SAS in mense Dec., ind. XII.

Überlieferung/Literatur

Orig.: – .  Insert: Urkunde P. Gregors IX. 1228 November 8 (Potthast 8277; Auvray, Registres de Grégoire IX I 150 n. 246) Naumburg, Domstiftsarch., Urk. n. 63.  Kop.: 1) 1228 November 8, Rom, Arch. Vat., Reg. Vat. 14 fol. 92; 2) 18. Jh., Dresden, StArch., Abschriften I fol. 7.  Erw.: DHIII. †398 von 1051 März 31 (Bresslau/Kehr, MG Dipl. V 554); Urkunde P. Innozenz' II. von 1138 Januar 12 (JL 7866; Lepsius, Kleine Schriften I 29); vgl. n. †150; vgl.: Rosenfeld, UB Naumburg I 377f.; Urkunde P. Gregors IX. 1228 November 8 (Potthast –; Auvray, Registres de Grégoire IX I 152 n. 248); Urkunde P. Gregors IX. von 1236 Januar 31 (Potthast –; Auvray, Registres de Grégoire IX, II 253 n. 2942).  Faks.: Krabbo, Urkunde Gregors IX. für Naumburg 292.  Drucke: Sagittarius, Historiam Eccardi II. marchionis Misniae et in ea translationem sedis episcopalis Ciza-Numbergum ... sistunt (1680) 15; Sagittarius, Hist. Eccardi II. marchionis Misniae (1718) 37; Eckhart, Hist. genealogica principum Saxoniae superioris 220; Lepsius, Alterthum des Doms zu Naumburg 41; Lepsius, Kleine Schriften I 26; Posse, Urkunden der Markgrafen von Meißen 291 (fragm.); Krabbo, Urkunde Gregors IX. für Naumburg 291; Rosenfeld, UB Naumburg I 18; Zimmermann, PUU II 1097 n. 581.  Reg.: Schöttgen, Inventarium dipl. historiae Saxoniae superioris 20; (Schultes), Directorium dipl. I 143 n. 26; J 3104; Mülverstedt, Regesta archiepiscopatus Magdeburgensis I 272 n. 666 und III 493 n. 51; Dobenecker, Regesta dipl. Thuringiae I 145 n. 687; Melampo, Bolle papali II 252; Israel/Möllenberg, UB Magdeburg I 202 n. 143; Santifaller, Elenco 343; Santifaller, Verzeichnis 62 n. 57; Santifaller, LD 119; Lübke, Regesten der Slaven n. 584 (IV 139); JL 4087.  Lit.: Lepsius, Bischöfe von Naumburg I 189ff.; Posse, Urkunden der Markgrafen von Meißen 62; Bresslau, Konrad I 260ff., II 453ff.; Bresslau, Papyrus 27; Krabbo, Urkunde Gregors IX. für Naumburg 282ff.; Lerche, Privilegierung 179; Hefele/Leclercq, Hist. des Conc. IV/2, 945; Rieckenberg, Königsstraße und Königsgut 111f.; Santifaller, Geschichte der Beschreibstoffe 35; Ruth Schölkopf, Sächsische Grafen (Göttingen 1957) 65ff., 71; Bresslau, Urkundenlehre ³I 77; Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens I 92ff.; Herrmann, Tuskulanerpapsttum 40f.; Fuhrmann, Pseudoisidorische Fälschungen II 335; Claude, Magdeburg I 302ff.; Heinz Wiessner, Die Anfänge der Stadt Naumburg an der Saale und ihre Entwicklung im Mittelalter (BldLG 127/1991, 115-143) 119, 122; Wollasch, Ursprünge der Tradition der Bischofskirche Naumburg 172f., 175, 178ff.; Ernst Schubert, Memorialdenkmäler für Fundatoren in drei Naumburger Kirchen des Hochmittelalters (FMASt 25/1991, 188-225) 216ff., 221; Kortüm, Urkundensprache 213, 384; Black-Veldtrup, Kaiserin Agnes 132f., 139; Wolfram, Konrad 233f.

Verbesserungen und Zusätze (2011):

Druck: MARINI, Papiri dipl. 78.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Brackmann, PUU des Nordens 119 (ND in: PUU in Deutschland 87), Kehr, PUU in päpstlichen Registern I (ND Kehr, PUU in Italien III 387), Santifaller, Verzeichnis und Zimmermann, PUU. Die nur fragmentarisch erhaltene Urkunde war schon zu Zeiten Gregors IX. wegen des Zustandes des Papyrus' schwer leserlich und musste daher 200 Jahre nach ihrer Ausstellung in dessen Privileg für Bischof Engelhard von Naumburg inseriert werden. Die Probleme der Schrift zeigen sich insbesondere an den Namensvarianten Wichardus und Eikardus für Ekkehard (I. und II.) sowie den unterschiedlichen Schreibweisen für den Namen Zeitz: Citicensis und Siticensis. Das Diktat folgt verschiedenen Liber diurnus-Formeln (64, 90, 86, 89 und A 89). –  Inhaltlich wird nur die erbetene Translation des Bistums verbrieft. Neben der Intervention des Kaisers (imperator Cunradus, fervens ... petiit ... suis literis ac nuntiis rogans ... episcopatum Siticensem ... transmutare) sind jene des Erzbischofs und des Markgrafen sowie von dessen Bruder erwähnt. Während der Wortlaut mehrere Kontakte Konrads II. in der Angelegenheit nahe legt (Böhmer/Appelt, Regesten Konrads II. n. 135b), ist jedoch wohl nur an eine Eingabe des Erzbischofs und der anderen Intervenienten zu denken. Konrad II. hat seinen Wunsch möglicherweise bereits bei dem Zusammentreffen mit Johannes XIX. 1027 vorgetragen und eine oder mehrere Gesandtschaften in der Zeit bis zur Ausstellung der Urkunde geschickt. Ein – in der Quelle jedoch nicht erwähnter – Poleneinfall, der die Bistumstranslation zumindest beschleunigt haben kann, fand im Frühjahr 1028 statt. Die Zustimmung des Papstes geschieht consilio omnium episcoporum et clericorum nostrorum. Die Abhaltung eines entsprechenden Konziles (falls nicht die Synode n. 80 oder n. 95 von 1027 gemeint sein sollten) ist allerdings nicht überliefert, vielleicht meint die Passage nur den päpstlichen Beraterstab. Als Hintergrund für die Verlegung führt die Urkunde cogente necessitate (in Übernahme einer Vorstellung von Pseudo-Isidor) an, die allerdings nicht näher bestimmt wird. Eigentliche Ursache dürfte gewesen sein, dass seit der Gründung Bambergs der ursprüngliche Arbeitsbereich für Zeitz zwischen diesen beiden Bistümern umstritten war; daher ist eine lange Vorgeschichte für diese Urkunde anzunehmen (Wollasch 181). Der Kaiser war im Verein mit den ekkehardinischen Markgrafen und dem Bischof Hildeward die treibende Kraft bei der Translation (vgl. DKII. 184, Bresslau, MG Dipl. IV 243, Böhmer/ Appelt, Regesten Konrads II. n. 190). Allerdings blieb die Verlegung nicht unumstritten, was schon die Urkunde Gregors IX. beweist. Noch 1230 musste im Merseburger Dom ein Schiedsgericht unter dem Erzbischof von Magdeburg und Bischof Engelhard von Naumburg in Anwesenheit eines päpstlichen Legaten wegen des von den Zeitzer Kanonikern beanspruchten Wahlrechtes für den Naumburger Bischof zusammentreten. Die Erinnerung an Johannes XIX. als Translator und damit Neubegründer des Bistums wurde im Naumburger Dom gepflegt und war ehemals sichtbar in zwei Darstellungen des Papstes: ein Glasfenster im Ostchor, vermutlich des 14. Jahrhunderts (Schubert 216) und ein Gemälde auf dem Grabmal des 1272 verstorbenen Bischofs Dietrich II. von Naumburg (Schubert 217) zeigten Johannes XIX. Paulus Langius Cygnaeus, Chr. Citizense (Pistorius/Struve, SS rer. Germ. I 1138) weist um 1500 darauf hin, dass die Verlegung zur Zeit Johannes XX. (korr.: XIX.) stattgefunden habe, kennt aber ansonsten keine Hintergründe. Das Privileg wurde mit anderen Urkunden als Vorlage für die Fälschung n. †150 für die Naumburger Kirche herangezogen. An seiner Echtheit besteht kein Zweifel.

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Empfohlene Zitierweise

RI III,5,1 n. 108, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1028-12-00_1_0_3_5_1_108_108
(Abgerufen am 29.03.2024).