RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5
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Der geblendete und verstümmelte Papst Johannes (XVI.) wird im Kerker von einer Gesandtschaft des Bischofs (Siegfried) aus Piacenza besucht, die ihn um die Reliquien der Märtyrerin Justina bittet. Der abgesetzte Papst bekennt, daß er diese selbst schon immer nach Piacenza habe schaffen lassen wollen, und übergibt die erbetenen Reliquien.
Überlieferung/Literatur
Erw.: Translatio Justinae 4 f. (AASS. Sep. VII 259). Reg.: ‒ Lit.: IP. V 460; Schramm, Basileus 466 f.; Luca, Giovanni Filágato 92.
Kommentar
Die Nachrichten der Translatio sind, wie schon die Herausgeber der Acta sanctorum bemerkten, höchst unsicher. Sie widersprechen der Tradition, daß noch im 12. Jh. die Reliquien der Justina in Rom gefunden und in der Lateranbasilika durch Papst Anastasius IV. deponiert worden sein sollen, ebenso wie der Tatsache, daß die Märtyrerin schon im 9. Jh. in Piacenza verehrt wurde. Bischof Siegfried von Piacenza soll allerdings zu Ehren der Justina eine Kirche in Piacenza erbaut haben. Die Translatio muß laut der am Ende des Berichtes stehenden Datierung am 17. Aug. 1001 (a. ab incarn. Dom. nostri Jesu Christi MI., XVI. kal. Sep., ind. XIV.) erfolgt sein. Das und der ganze Bericht setzen voraus, daß Papst Johannes XVI. in diesem Jahre noch in Rom lebte, in seinem klösterlichen Gefängnis Besucher empfangen und sich trotz seiner schweren Verstümmelung (vgl. n. 817) mit diesen auch unterhalten konnte; vgl. dazu auch Zimmermann, Papstabsetzungen 113. Man muß auch annehmen, daß er nach seiner Absetzung die von ihm erworbenen Reliquien der Justina (vgl. n. 785) hatte behalten dürfen und über diese nun frei verfügen konnte.
Nachträge
Empfohlene Zitierweise
RI II,5 n. †950, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1001-08-00_2_0_2_5_0_995_F950
(Abgerufen am 19.04.2024).